Elektroschrott ist ein riesiges Müllproblem in der EU
Die Länder in der Europäischen Union haben ein brisantes Problem: Nur ein Drittel des in der EU anfallenden Elektroschrotts gelangt in die ordnungsgemäße Verwertung. Der große Rest wird falsch recycelt, illegal ins Ausland gebracht oder einfach weggeworfen.
Von den 9,5 Mio. t elektrischen und elektronischen Geräten in der Europäischen Union landet nur gut ein Drittel, nämlich 3,3 Mio. t, in den offiziellen Sammel- und Recycling-Einrichtungen. Der große Rest, 6,2 Mio. t, wird falsch recycelt, illegal ins Ausland gebracht oder einfach weggeworfen. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Studie der Londoner Umweltorganisation Countering WEEE Illegal Trade (CWIT) im Auftrag von mehreren Unterorganisationen der Vereinten Nationen sowie der internationalen Polizeiorganisation Interpol.
Zusammenarbeit der Akteure verbessern
Der Report ist am Sonntag erschienen. „Er bietet wichtige neue Einblicke in ein Thema von wachsender wirtschaftlicher, gesundheitlicher und umweltschützerischer Besorgnis“, sagte David Malone, Rektor der Universität der Vereinten Nationen. Malone forderte, dass Produzenten, Händler, Recyclingunternehmen, Gesetzgeber, Strafverfolgungsbehörden, Wissenschaft und Hilfsorganisationen viel besser zusammenarbeiten müssten.
Das geschieht mit dem großen Rest derzeit: Von den 6,2 Mio. t werden 3,15 Mio. t unter nicht ordnungsgemäßen Bedingungen in Europa recycelt. 1,5 Mio. t werden aus der EU exportiert, davon 1,3 Mio. t undokumentiert. 400.000 t dieser Ausfuhren sind dabei reiner Elektroschrott.
Über die Zielländer macht die Studie keine Angaben. Ein großer Teil aber wird wohl in afrikanischen Staaten wie Ghana und Nigeria oder China landen. Dort gibt es Regionen mit Bergen von hochgiftigen alten Computern, Fernsehgeräten und Kühlschränken. In den Hausmüll gelangen 750.000 t. Bei ebenfalls 750.000 t werden wertvolle Teile ausgeschlachtet.
Schweden ist Vorreiter bei der Dokumentation
Es ging bei dieser Studie nicht um den einzelnen privaten Müllentsorger. Vielmehr geht die Untersuchung der Frage nach, wie gut die Elektro- und Elektronik-Altgeräte-Richtlinie (WEEE-Richtlinie) greift, die den Umgang mit dem Elektroschrott regelt. Für die Umsetzung der WEEE-Richtlinie sind die EU-Mitgliedsstaaten selbst verantwortlich.
Bei der Auswertung der über mehrere Jahre dauernden Untersuchung zeigten sich große Unterschiede im Umgang mit Elektroschrott in den 28 Mitgliedsstaaten. Schweden hat dabei mit über 85 Prozent die beste Quote an dokumentierten Verwertungen. Das größte Fragezeichen über den Verbleib alter Elektrogeräte gibt es in Zypern. Deutschland, gerne als Mülltrenn-Weltmeister verspottet, landet im Mittelfeld.
Illegale Verschiebung innerhalb der EU
Mehr als 4,5 Mio. t Elektroschrott werden innerhalb der Europäischen Union verschoben. Und zwar illegal und falsch deklariert. Das ist das Zehnfache der offiziell deklarierten Menge. „Elektroschrott stellt den am schnellsten wachsenden der weltweiten Müllströme dar“, betonte Pascal Leroy, Generalsekretär des Forums WEEE. Der illegale Handel wird teils von organisierten Banden betrieben. Nach Informationen von Interpol wird diese Straftat nur in 0,5 % der Fälle geahndet.
Der Report wirft ein grelles Licht auf die laxe Haltung vieler EU-Länder beim Thema Elektroschrott. Erst ein Drittel der EU-Länder hat die EU-Richtlinie von 2012 in ihr nationales Recht übernommen. In Deutschland soll das ab Herbst der Fall sein, wenn das neue Elektroschrott-Gesetz in Kraft tritt. Dann müssen deutsche Exporteure jedes Mal, wenn sie gebrauchte Elektrogeräte in das Ausland schicken, nachweisen, dass diese tatsächlich geprüft, funktionsfähig und ausreichend verpackt sind. Und kein Schrott, so wie heute noch.
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