Erwärmung und Nährstoffüberschuss bedrohen unsere Flüsse und Seen
Doppelte Gefahr: Erwärmung und Nährstoffüberschuss bedrohen das Ökosystem von Flüssen und Seen stärker als bislang angenommen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universitäten Oxford und Sheffield.
Unsere Flüsse und Seen stehen vor einer doppelten Bedrohung: Steigende Wassertemperaturen und ein Übermaß an Nährstoffen, vor allem durch Verschmutzung, gefährden zunehmend die Ökosysteme in den Süßwassergebieten. Diese Kombination hat weitreichende Folgen für die Stabilität und Funktionsfähigkeit dieser sensiblen Lebensräume, wie aktuelle Forschungsergebnisse zeigen.
Alarmierende Forschungsergebnisse
Forschungsteams verschiedener Universitäten, darunter die Universitäten Sheffield und Oxford, haben in internationalen Studien alarmierende Entwicklungen festgestellt. Hunderte von Flüssen und Seen in Frankreich wurden untersucht, wobei die Forschenden insbesondere die Komplexität der Nahrungsketten in diesen Gewässern analysierten. Nahrungsketten beschreiben, welche Lebewesen sich von wem ernähren und wie Energie durch das Ökosystem fließt.
Die Ergebnisse sind beunruhigend: In wärmeren, nährstoffreichen Gewässern nimmt die Komplexität der Nahrungskette ab. Das bedeutet kürzere Nahrungsketten und weniger stabile Ökosysteme. Besonders betroffen sind die Spitzenprädatoren (das sind die Lebewesen, die an der Spitze der Nahrungskette stehen), die für das Gleichgewicht in den Gewässern entscheidend sind. Eine Abnahme ihrer Anzahl oder ihres Einflusses kann das gesamte Ökosystem destabilisieren.
Die Bedeutung von Süßwasser-Ökosystemen
Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass nur etwa 3% der weltweiten Wasservorkommen Süßwasser sind. In diesen begrenzten Lebensräumen leben aber fast 10% aller bekannten Tierarten, darunter fast die Hälfte aller Fischarten. Diese Süßwasserökosysteme spielen eine entscheidende Rolle für die Wasserqualität und sind für viele Lebenszyklen, wie die Wanderung von Aalen und Lachsen, unverzichtbar. Sie transportieren auch Nährstoffe, die für die Bodenfruchtbarkeit und damit für die Landwirtschaft wichtig sind.
Die Dringlichkeit, die Verschmutzung unserer Gewässer zu reduzieren, wurde kürzlich auch auf internationaler Ebene deutlich, als die olympischen Freiwasserschwimmwettbewerbe teilweise verschoben werden mussten, da die Bakterienwerte zu hoch waren. Nach den Wettbewerben wurden einige Athleten krank und mussten sogar ins Krankenhaus. Diese Ereignisse verdeutlichen die weltweite Relevanz des Themas und den dringenden Handlungsbedarf.
Wechselwirkung von Erwärmung und Nährstoffüberschuss
Ursprünglich war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass sich die negativen Auswirkungen von Erwärmung und Nährstoffüberschuss bis zu einem gewissen Grad gegenseitig aufheben. Die neue Studie zeigt jedoch, dass die beiden Faktoren in Wirklichkeit eine gefährliche Wechselwirkung eingehen. Sie verstärken sich gegenseitig und bringen die Ökosysteme unserer Flüsse und Seen aus dem Gleichgewicht.
Das Forschungsteam betont, dass gesunde Süßwasserökosysteme lebenswichtig sind. Sie speichern und reinigen Wasser, das nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Tierwelt lebenswichtig ist. Außerdem bieten sie Schutz vor Überschwemmungen, filtern Schadstoffe und sind Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren.
Willem Bonnaffé, Postdoctoral Research Associate an der Universität Oxford, beschreibt die Rolle der aquatischen Organismen treffend: „See- und Flussorganismen sind wie die Nieren unseres Planeten. Sie reinigen das Wasser und verhindern das Wachstum giftiger Algen und Bakterien. Wenn wir sie schützen, schützen wir uns selbst“.
Maßnahmen gegen die Bedrohung
Die Forschungsergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen und gleichzeitig die Wasserqualität zu verbessern. Durch die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und die Verringerung der Verschmutzung können wir die Gesundheit unserer Flüsse und Seen langfristig sichern.
Alain Danet von der Universität Sheffield betont die globale Bedeutung dieses Themas: „Unsere Flüsse und Seen sind lebenswichtige Ressourcen. Ihre Erhaltung ist entscheidend, nicht nur für unsere eigene Gesundheit, sondern auch für die Stabilität unserer Ökosysteme.“
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