ESA-Portal Race zeigt die Folgen von Corona
Auswirkungen des Klimawandels aber auch des Lockdowns in der Corona-Krise können deutlich über Satelliten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus sowie Big-Data-Analysen ausgewertet werden. Wie die Welt jetzt vom All aussieht und wie schwer die Folgen wirklich sind.
Wie gesund sieht unsere Erde von oben noch aus? Um das zu ermitteln, hat die EU-Kommission in Kooperation mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA ein Erdbeobachtungsinstrument entwickelt. Vor allem die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, des Lockdowns und der aktuellen Phase des Hochfahrens der Wirtschaft sollen transparent gemacht werden. Das Werkzeug wurde am 5. Juni vorgestellt und verbindet Satellitendaten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mit irdischen Umweltanalysen und anderen Messwerten. Für die Auswertung hat die ESA eine Plattform gelauncht, die sich „Rapid Action Coronavirus Earth observation tool“ (Race) nennt. Für die Umsetzung des Tools ist der Wiener IT-Dienstleister Eox verantwortlich.
Aus dem Weltraum Veränderungen der Luft- und Wasserqualität beobachten
Race ist in der Lage aus dem Weltraum Veränderungen der Luft- und Wasserqualität sowie wirtschaftliche und menschliche Aktivitäten wie Industrie, Schifffahrt, Verkehr oder Landwirtschaft aufzunehmen. Stehen wir also unter einer ständigen Beobachtung, ohne es zu merken? Fakt ist: Die ESA-Plattform ist für die Analyse der weltweiten Umweltverschmutzung da.
Über das Portal Race stehen Karten zur Verfügung, die beispielsweise die durchschnittliche Stickstoffdioxid-Konzentration über Regionen anzeigt. Ob glasklares Wasser in den Kanälen Venedigs oder eine verbesserte Luftatmosphäre im Raum Innsbruck: Im Lockdown erholte sich die Natur schnell. Auf ausbleibende Touristen und eine Einschränkung des Schiffsverkehrs deutet die bessere Wasserqualität in der Lagune von Venedig hin. Satelliten können solche Daten direkt anhand der Sichttiefe des Wassers erfassen und Rückschlüsse auf den Algenbewuchs und die damit verbundene Chlorophyll-Konzentration ziehen.
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Doch die Satellitenbilder zeigen jetzt eine andere Entwicklung. Nach dem Ende der großflächigen Corona-Maßnahmen stieg die Luftverschmutzung wieder an. Am Ausbruchsort von Sars-Cov-2 in Wuhan ist der Vor-Corona-Wert bereits wieder überschritten.
Zudem meldete das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus, dass der Mai im globalen Durchschnitt der wärmste Mai seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979 war. Die höchsten Temperaturen wurden sogar in Teilen Sibiriens gemessen. Dort lagen die Werte bis zu zehn Grad höher als im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. Sowohl in Alaska als auch in der Antarktis sei es deutlich wärmer gewesen als üblich.
Künstliche Intelligenz überwacht Wirtschaftsindikatoren
Race soll ebenfalls zeigen, dass die Kombination aus Satellitendaten und Künstlicher Intelligenz (KI) Wirtschaftsindikatoren überwachen kann. Josef Aschbacher, ESA-Direktor für Erdbeobachtung, zeigte diese Fähigkeit des Portals. Als Beispiele wurden eine erkennbare Produktionsänderung bei einem deutschen Automobilhersteller sowie das Erlahmes des Flugzeugverkehrs auf dem Flughafen Barcelona während der Corona-Krise herangezogen. Über Instrumententafeln lassen sich “sowohl sozioökonomische als auch ökologische Veränderungen” wahrnehmen. Nutzer des Portals können über Dashboards ebenfalls die Auswirkungen der Spargelernte in Brandenburg verfolgen und die Daten mit der Erntesaison aus 2019 vergleichen. Ein Auge kann auch auf den Hamburger Hafen von oben geworfen werden. Das Aufkommen der Schiffe hat sich im Lockdown drastisch reduziert.
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Das ESA-Tool soll in den kommenden Monaten stetig erweitert werden. Aschbach kündigte an, zusätzliche Standorte in ganz Europa zu überprüfen. Messwerte von der Erde liefern aktuell zum Beispiel Airbus, Vodafone und die Universität Bremen. Im April bat die ESA-Forscher um Input, wie sich Daten aus laufenden Satellitenmissionen für die Einordnung der Corona-Krise auf die Umwelt nutzen lassen. Daraus ist ein Hackathon entstanden, der die Race-Plattform hervorbrachte. Das Tool habe ebenfalls das Potenzial, die“grünen Ziele” der EU zu erreichen, so EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton.
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