Essbares Plastik: Start-up entwickelt geheimes Super-Rezept
Essbares Plastik: Klingt unvorstellbar, gibt es aber in London. Einem Start-up ist die Entwicklung einer neuartigen Kunststoffalternative gelungen. Das Rezept ist aber noch geheim.
Plastik gilt als äußerst schädlich für unsere Umwelt. In den 1950er Jahren wurden knapp 1,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert. Heute sind es fast 400 Millionen Tonnen. Ein viel zu großer Teil davon landet als Plastikmüll in unseren Meeren. Dieses Problem nimmt sich das Start-up Notpla aus London an und entwickelt eine neue Kunststoffalternative.
Ein Saucenpaket aus Seetang? Das klingt zunächst kurios, ist aber eine biologisch abbaubare und auch vollständig essbare Lösung aus England. Das Ziel des Start-ups: 300 Millionen Tonnen Plastikmüll zu reduzieren.
Mutiertes Enzym zerlegt Plastik in Rekordzeit
Notpla hat ein kunsttoffähnliches Gehäuse entwickelt, das innerhalb von vier bis sechs Wochen biologisch abgebaut werden kann. Das ist eine weitaus kürzere Zeitspanne als die mehreren hundert Jahre, die synthetische Kunststoffe für einen vollständig biologischen Abbau benötigen.
Essbares Plastik: Neuartige Membran besteht aus Algen
Die neuartige Membran besteht aus Algen, die in einer idyllischen Region Nordfrankreichs gezüchtet werden. Der Seetang wird getrocknet und zu einem feinen Pulver gemahlen. Über ein noch geheimes Rezept wird das Pulver in eine zähe Flüssigkeit umgewandelt, die trocknet und zu einer kunststoffgleichen Substanz verschmilzt.
Das Londoner Start-up ist nicht unbekannt: Vor fünf Jahren erlebten die Gründer einen Hype, als essbare Wasserhülsen bei Läufern des London-Marathons eingesetzt wurden. Diese bahnbrechende Idee verlieh Notpla Ruhm.
Was passiert, wenn ich Plastik esse?
Vor allem bei kleinen Kindern ist die Gefahr groß, dass sie ein kleines Stück Plastik verschlucken. Nicht umsonst, steht der Warnhinweis auf jedem Ü-Ei.
Solange es sich um ein sehr kleines Plastikteilchen handelt, besteht keine Gefahr. Die Rundungen des Plastiks, sofern es sich um ein Kügelchen gehandelt hat, dürften auch keine Schäden an den Magen- und Darmwänden auslösen. Doch weder Magensäure noch Enzyme sind in der Lage, Plastik zu zersetzen. In der Regel wird das verschluckte Teilchen also wieder unbeschadet ausgeschieden.
Mülltourismus: Was Greenpeace aufdeckt
Anders verhält es sich, wenn ein spitzes Plastikteil verschluckt wurde. Die Form des Teils kann dann gefährlich sein. Ein Stück von der Plastikgabel mitgegessen? Das kann den Verdauungstrakt durchaus verletzen. In solchen Fällen gehen Sie am besten zum Arzt.
Was ist giftig an Plastik?
Gefährlich ist der Kunststoff PVC, denn zu seiner Herstellung wird giftiges Chlor genommen. Wird PVC zum Beispiel nicht heiß genug verbrannt, können aus diesem Plastik Dioxine entstehen, die sehr giftig sind.
Seetang ist eine umweltfreundliche Substanz
Seetang ist generell eine umweltschonende Substanz, die häufig vorkommt. Das bestätigt auch Mitbegründer Rodrigo Garcia. „Es ist eine Ressource, die am häufigsten vorkommt“, sagt er.
„Eine der Algen, die wir verwenden, wächst bis zu einem Meter pro Tag. Können Sie sich vorstellen, dass etwas so schnell wächst?“
Vorstellen kann man sich bekanntlich viel, sehen müsste man diese schnell wachsende Super-Alge mal mit bloßem Auge.
Verpackungen aus Algen: Auch andere Forscher nutzen die Ressource aus dem Meer
Algen sind für viele Menschen einfach nur grüne, glitschige Pflanzen, die am Strand rumliegen oder beim Schwimmen stören. Doch Algen sind sehr nützlich. Das hat auch ein Forscherteam an der Hochschule Bremerhaven erkannt. Die Wissenschaftler stellen kompostierbare Verpackungen her. Dazu wurde eine Kooperation mit der Fisch-Fastfoodkette Nordsee geschlossen. Bislang sind die Verpackungen noch nicht essbar, aber die Forscher arbeiten daran.
Weiter ist die indonesische Firma Evovare. Die Mitarbeiter dort haben ein essbares und abbaubares Verpackungsmaterial aus Algen entwickelt, das man für Nudelverpackungen nehmen kann. Das Besondere daran: Das Material löst sich in heißem Wasser komplett auf. So könnten zum Beispiel Instant-Nudeln umweltfreundlich verpackt werden.
Noch in diesem Jahr plant Notpla die Einführung einer weiteren reihe von Einweg-Lebensmittelbehältern, die neben einer wasserdichten und fettdichten Auskleidung keine synthetischen Chemikalien enthalten. Verwendete Kartons des Start-ups zersetzen sich in drei bis sechs Wochen vollständig.
Das aktuell aus Plastik-Algen hergestellte essbare Saucenpaket aus Kunststoff wird laut den Erfindern viel schneller abgebaut als jede andere Alternative. Bleibt nur noch zu sagen: Guten Appetit!
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