Fahrradreifen: Neues Recycling-Verfahren löst endlich Müll-Problem
Alte Fahrradreifen werden in Deutschland verbrannt und als Asche deponiert. Dass aus Altreifen neue Fahrradreifen entstehen können, zeigt ein innovatives Verfahren der TH Köln.
Ein platter Reifen am Rad landet hierzulande im Restmüll und kommt zur Müllverbrennungsanlage. „Dieses Verfahren ist aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll“, sagt Danka Katrakova-Krüger vom Institut für Allgemeinen Maschinenbau der TH Köln. Gemeinsam mit Partnern hat sie ein Verfahren für Recycling von Fahrrad-Altreifen entwickelt. Das Ziel: Fahrradreifen rohstofflich zu verwerten und aus einem Teil der Ausgangsmaterialen funktionsfähige neue Fahrradreifen herzustellen.
Wo kann man alte Fahrradreifen entsorgen?
Irgendwann ist jeder Fahrradreifen durch. Die Reifen und Schläuche gehören in den Restmüll. Gemeint sind hier die Mäntel und Schläuche, die aus Gummi und anderen Beimischungen bestehen. Andere Radteile werden auf dem Mistplatz entsorgt. Alternativ können defekte Altreifen auch beim Handel in die Reparatur gegeben werden.
Zu den Partnern der Technischen Hochschule Köln gehören im Projekt „Innovatives rohstoffliches Verwertungskonzept für Fahrrad-Altreifen im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft“ die Ralf Bohle GmbH und Pyrum Innovations AG. Zu Ralf Bohle gehört unter anderem die Fahrradreifen-Marke „Schwalbe“. Im Recycling-Prozess kommt die sogenannte Pyrolyse zum Einsatz.
Was ist Pyrolyse?
Mittels Pyrolyse werden chemische Verbindungen durch Hitzebehandlung unter Luftausschluss gespalten. Da hohe Temperaturen zum Einsatz kommen, werden die Bindungen innerhalb der Moleküle gespalten. Aufgrund des Sauerstoffausschlusses bedarf es keiner Verbrennung mehr. Dank Pyrolyse kann auch Biomasse in höherwertige Produkte wie Brennstoffe oder Chemikalien umgewandelt werden.
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Fahrradreifen: Recycling-Verfahren besonders umweltschonend
Das Projektteam behandelt in einer Pyrolyse-Anlage Altreifen bei Temperaturen zwischen 550 und 750 Grad unter Sauerstoffabschluss thermisch. Das Ergebnis: Der Fahrradreifen zersetzt sich in drei Teile – und zwar Pyrolysegas, -öl und -koks. Pyrolysegas ist brennbares Gas, das in erster Linie durch Pyrolyse von Biomasse bei Temperaturen von unter 500 bis zu 1.500 °C aus den flüchtigen Bestandteilen gewonnen wird. Pyrolyseöl wird auch „Bio-Öl“ genannt und besteht aus einer dunkelbraunen Flüssigkeit. Es lässt sich zu wertvollen Feinchemikalien für die chemische Industrie weiterverarbeiten. Das Pyrolysekoks nennt sich auch Recycling-Ruß und soll wieder in die neuen Fahrradreifenmischungen eingebracht werden. Dieses Produkt kann fossil hergestellten Industrieruß ersetzen.
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Das Verfahren ist so umweltschonend, da sich die Anlage vollkommen energieautark betreiben lässt. Das Pyrolysegas wird nämlich in zwei Blockheizkraftwerken mit je 250 Kilowatt elektrischer Leistung verstromt und zum Betrieb der Anlage genutzt.
Wie viele Fahrräder werden pro Jahr produziert?
Die Zahl der Fahrräder in Deutschland steigt beständig. Laut des Zweirad-Industrie-Verbandes lag der Fahrradbestand in Deutschland 2020 bei mehr als 79 Millionen Stück. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 waren es rund 12 Millionen weniger.
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Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Projekt im Rahmen des „Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand“ (ZIM). An der TH Köln können Studierende unter anderem Ingenieur- und Naturwissenschaften belegen.
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