Fehler bei der Messung von Lichtverschmutzung: Das übersehen Satelliten(aufnahmen)
Weltweit ist Lichtverschmutzung inzwischen ein Thema – nicht nur zur „Night Hour“. Nun fanden internationale Wissenschaftler heraus, dass Messungen per Satellit nicht alles erfassen.
Zunächst klingt der gerade erschienene Bericht des „Nightwatch Consortiums“, wie viele andere vor ihm. Das internationale Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Beteiligung der Technischen Hochschule Brandenburg (THB), warnt darin vor der wachsenden Belastung für Mensch und Tier durch Lichtverschmutzung. Der im Rahmen eines Projektes der European Space Agency (ESA) im Fachjournal „Nature Reviews Earth & Environment“ erschienene Beitrag weist jedoch auch auf technologische Lücken bei der nächtlichen Erdbeobachtung hin.
Lichtemissionen nehmen jedes Jahr zu
Laut der Studie verändert künstliches Licht unseren Nachthimmel und nächtliche Ökosysteme in alarmierendem Tempo. Das ergaben die Analysen unter Leitung von Hector Linares Arroyo von der Stiftung Stars4All – und unter Mitarbeit von Andreas Jechow von der THB sowie weiteren Forschenden aus Spanien, den USA, Kanada, den Niederlanden, Irland und Deutschland.
Andreas Jechow, Professor für Grundlagen der Augenoptik und der Optischen Gerätetechnik im Fachbereich Technik an der THB, fasst die Erkenntnisse so zusammen: „Die Forschung ergab, dass fast die Hälfte der Erdoberfläche durch künstliche Beleuchtung von Lichtverschmutzung betroffen ist, wobei die künstlichen Lichtquellen die natürliche Dunkelheit um bis zu mehrere Tausend Mal überstrahlen.“ Die Erkenntnisse beruhen laut dem Wissenschaftler auf Daten von Satellitenbildern und Sternenbeobachtungen. Diese ergaben einen jährlichen Anstieg der globalen Lichtemission von mindestens zwei Prozent und möglicherweise bis zu zehn Prozent.
Lichtverschmutzung: Blaues Licht wird von den meisten Satelliten nicht erkannt
Alarmierender als die Erkenntnisse zum Anstieg der Lichtemissionen, ist in der Studie jedoch ein anderer Punkt: Denn Studie kritisiert auch technologische Lücken bei der nächtlichen Erdbeobachtung. Die Forschenden kommen nämlich zum Ergebnis, dass der am häufigsten verwendete Day-Night-Band-Sensor des VIIRS-Satelliten kein blaues Licht detektieren kann. Genau das sei jedoch für die Bewertung der Lichtverschmutzung entscheidend. Grund dafür ist die Umstellung von klassischen Leuchtmitteln auf eine energiesparende LED-Technologie. „Dies bedeutet, dass das wahre Ausmaß der Zunahme der Lichtverschmutzung mit Satellitendaten eher noch unterschätzt wird“, hebt Jechow hervor.
Das Forschungsteam kommt deshalb zu dem Schluss, dass eine operationelle Erdbeobachtungsmission für nächtliches Licht, ähnlich dem Landsat- oder Sentinel-Programm, von großem wissenschaftlichem und gesellschaftlichem Nutzen wäre. Die Studie unterstreicht die dringende Notwendigkeit von Fortschritten in den technologischen Fähigkeiten, um den Nachthimmel für künftigen Generationen zu bewahren und nächtliche Ökosysteme besser zu schützen.
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