Ford will Autoteile aus CO2 herstellen
Sitze und anderes Interieur in Ford-Modellen könnten in Zukunft teilweise aus eingefangenem Treibhausgas bestehen. Als erster Autobauer will Ford diese Technologie einsetzen und damit viel Erdöl als Rohstoff einsparen. Tolle Idee oder eher eine PR-Aktion in Zeiten der Abgasskandale? Schaumstoffe aus Kohlendioxid sind jedenfalls keine Fantasie.
In Autos gibt es jede Menge Schaumstoff. In den Füllungen von Sitzen oder Kopfstützen, in der Innenverkleidung. Der Rohstoff dafür ist Erdöl. Wenn man den wenigstens teilweise durch nachwachsende Materialien oder gar gebundene Schadstoffe wie Kohlendioxid ersetzen könnte, wäre das ein großer Umweltvorteil. Zudem könnte das die Produktion billiger machen und die knapper werdende Ressource schonen. Ein Autobauer, der selbst eine solche Lösung entwickelt, während die Konkurrenz sich mit Klagen und Ermittlungen wegen Abgasskandalen herumschlagen muss, steht natürlich gut da.
270.000 Tonnen weniger Erdöl für Teileproduktion
Für Ford kommt dieser Erfolg also zur besten Sendezeit. Drei Jahre lang hat das Unternehmen mit Zulieferern und Forschungseinrichtungen an dem Material gearbeitet. Nun sind sie sicher, einen formbaren Kunststoff herstellen zu können, der zur Hälfte aus Kohlendioxid besteht – genauer: aus kohlendioxidbasierten Polyolen. Polyole, das ist eine Gruppenbezeichnung für organische Verbindungen, die zähflüssig bis fest sind und für zahllose Produkte vom Frostschutzmittel bis zum Kaugummi eingesetzt werden.
Laut Ford ließe sich durch das Material der Rohölverbrauch bei der Herstellung der entsprechenden Autoteile um jährlich rund 270.000 t verringern. Für die Massenproduktion verfügbar werde es in etwa fünf Jahren sein. „Wir freuen uns sehr, dass wir an der Spitze dieser Entwicklung stehen“, sagt Debbie Mielewski, Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit bei Ford.
Ford hat bereits einige Erfolge bei der Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Fahrzeugen erzielt. So gebe es schon Schaum aus Soja in den Dichtungen von Spiegeln, so Mielewski. Zudem nutze Ford Kokosnussfasern im Kofferraum und alte Jeans in den Teppichen.
Auch Bayer arbeitet an ähnlichem Produkt
Die neue Entwicklung in Kooperation mit Ford geht nun vor allem auf die Arbeit des Unternehmens Novomer zurück. Die Firma aus New York nutzt Kohlendioxid, das in Fabriken eingefangen wird, für unterschiedliche Anwendungen. Und sie wirbt nicht bloß mit dem Umweltschutz: Produkte wie die Autoteile könnten um 20 bis 50 Prozent billiger werden, wenn man statt Erdöl den „extrem günstigen“ Rohstoff CO2 verwende.
Ob Ford wirklich an der Spitze der Entwicklung steht, ist indes eine berechtigte Frage. Denn dass diese Rechnung aufgehen könnte, haben natürlich auch schon andere gemerkt. Die Bayer-Tochter Covestro, ehemals Bayer MaterialScience, hat bereits ein Verfahren entwickelt, in dem Kohlendioxid für die Produktion von weichem Polyurethan-Schaumstoff eingesetzt wird. Das so hergestellte Material habe eine deutlich bessere Ökobilanz.
Das ist nicht nur eine Folge des geringeren Öl-Einsatzes, sondern hat auch mit dem geringeren Energieverbrauch in der Produktion zu tun. Noch in diesem Jahr will Covestro in Dormagen bei Köln eine Produktionsanlage in Betrieb nehmen, um als Vorprodukt ein Polyol mit rund 20 Prozent CO2-Anteil herzustellen. Und das soll vor allem in Polstermöbeln zum Einsatz kommen. Das könnten ja dann auch Autositze sein.
Aber auch schon anderen Anwendungen mit CO2 sind in der Erprobung. So haben die
Das Energieunternehmen Sunfire und der Autohersteller Audi haben gemeinsam in Dresden eine Testanlage entwickelt, die aus Wasser und CO2 Dieselkraftstoff herstellt. Auch das kanadische Unternehmen Carbon Engineering hat eine solche Anlage entwickelt. Sogar als Wachstumsförderer kann CO2 dienen, wenn es in Gewächshäuser eingeleitet wird.
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