Forscher warnen: Klima verändert das Trinkwasser in Stauseen
Steigende Temperaturen beeinflussen die Trinkwasserqualität in Stauseen. Welche Folgen das hat und welche Lösungen es gibt, erfahren Sie hier.

Die Talsperre Mauthaus im Landkreis Kronach liefert Trinkwasser für die ganze Region - mehr als zehn Millionen Kubikmeter im Jahr.
Foto: PantherMedia / Tobias Ott
Talsperren sind ein zentraler Bestandteil der Trinkwasserversorgung in Deutschland. Etwa 15 % des Trinkwassers stammen aus diesen künstlichen Seen, in einigen Regionen sogar deutlich mehr. Doch der Klimawandel wirkt sich zunehmend auf die Wasserqualität in Stauseen aus. Höhere Temperaturen beeinflussen den Sauerstoffgehalt, chemische Prozesse im Sediment und die Verfügbarkeit von Wasser. Forschende weisen darauf hin, dass sich diese Effekte in den kommenden Jahrzehnten weiter verstärken werden.
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Temperaturanstieg und seine Folgen
In den letzten 40 Jahren stiegen die Wassertemperaturen in Trinkwasser-Talsperren um etwa zwei Grad. Falls dieser Trend anhält, könnte sich die Temperatur in Zukunft um weitere vier bis fünf Grad erhöhen. Seenexperte Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung vergleicht dies mit einer klimatischen Verschiebung von den Mittelgebirgen in Richtung Mittelmeerraum. Solch eine Entwicklung hätte weitreichende Folgen für das ökologische Gleichgewicht der Stauseen.
Ein wesentlicher Effekt höherer Temperaturen ist der Rückgang des Sauerstoffgehalts im Wasser. Niedrigere Sauerstoffwerte führen dazu, dass Fische, Muscheln und andere Wasserorganismen nicht mehr überleben können. In einigen Seen wurde bereits eine Sauerstoffkonzentration nahe null gemessen. Dies kann gravierende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem haben.
Chemische Veränderungen im Wasserkörper
Mit abnehmendem Sauerstoffgehalt im Tiefenwasser können sich auch chemische Prozesse im Sediment verstärken. „Das Sediment entlässt dann Stoffe wie Mangan oder Eisen und verändert das Wasser so auch chemisch“, erklärt Rinke. Insbesondere Mangan kann problematisch werden, da es in hoher Konzentration gesundheitsschädlich ist und eine aufwendige Reinigung erforderlich macht, bevor es als Trinkwasser genutzt werden kann.
Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, besteht darin, Wasser aus tieferen Schichten zu entnehmen, in denen noch ausreichend Sauerstoff vorhanden ist. Diese Methode wird bereits an mehreren Talsperren angewandt, beispielsweise an der Talsperre Mauthaus in Bayern.
Veränderte Niederschlagsmuster und Wasserverfügbarkeit
Nicht nur steigende Temperaturen, sondern auch veränderte Niederschlagsmuster setzen Stauseen unter Druck. Heiße und trockene Sommer nehmen zu, wodurch weniger Wasser in die Talsperren nachfließt. Gleichzeitig steigt in vielen Regionen der Wasserverbrauch während der Sommermonate.
Ein Beispiel ist die Talsperre Mauthaus, auch als Ködeltalsperre bekannt. Der Füllstand lag hier im Dezember 2018 bei nur noch 58 %, während der langjährige Durchschnitt zuvor bei 70 % lag. Sinkende Wasserstände können langfristig zu Engpässen in der Trinkwasserversorgung führen, insbesondere wenn der Wasserverbrauch weiter steigt.
Anpassungsstrategien für die Zukunft
Um die Auswirkungen des Klimawandels auf Stauseen zu begrenzen, sind verschiedene Maßnahmen notwendig. Eine Möglichkeit ist der Bau neuer Talsperren. Allerdings sind die Kosten hoch und neue Stauseen würden oft in Naturschutzgebieten entstehen, was naturschutzrechtliche Konflikte nach sich ziehen könnte.
Eine andere Strategie ist die Vergrößerung bestehender Talsperren. „Indem man die Staumauer erhöht, verliert man nicht so viel Fläche, gewinnt aber ein Vielfaches an Volumen hinzu“, so Rinke. Ein Beispiel dafür ist die geplante Erweiterung der Granetalsperre im Harz.
Zudem können technische Anpassungen helfen, die Trinkwasserqualität zu sichern. Eine verbesserte Sauerstoffzufuhr oder eine gezielte Wasserentnahme aus verschiedenen Tiefen sind bereits bewährte Methoden. Auch ein nachhaltigerer Umgang mit Wasser auf Verbraucherseite kann dazu beitragen, Engpässe zu vermeiden. (mit dpa)
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