Gefährliche Strahlung durch Waldbrände
In der Region um das Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine haben Waldbrände schon große Menge radioaktiven Cäsiums freigesetzt. Forscher warnen: Diese Gefahr werde durch den Klimawandel verstärkt, die Strahlung könne weite Teile Europas erreichen.
Fast 30 Jahre ist es her, dass der Reaktor im Atomkraftwerk Tschernobyl explodierte. Gewaltige Mengen Radioaktivität wurden freigesetzt, vor allem Cäsium 137 lagerte sich in der Umgebung ab, strahlende Wolken erreichten sogar Westeuropa. Eine bis heute gefährliche Altlast. Wie gefährlich, das ermittelten jetzt Wissenschaftler des Norwegischen Instituts für Luftforschung.
Die Gruppe unter Leitung von Nikolaos Evangeliou untersuchte vor allem die Auswirkungen dreier großer Waldbrände in der Ukraine und Weißrussland in den Jahren 2002, 2008 und 2010. Nach ihren Ergebnissen wurde dabei eine Menge an Cäsium 137 freigesetzt, die acht Prozent des gesamten Fallouts von Tschernobyl entspricht.
Viel Brennstoff in den Wäldern
Radioaktive Wolken, die durch die Brände seit 2002 ausgelöst wurden, trieben demnach bis nach Skandinavien, Italien und in die Türkei. Nach Berechnungen der Forscher hat sich die Menge des potenziellen Brennstoffs in der Region seit dem Unfall im April 1986 verdoppelt. „Der Grund dafür ist eine erhöhte Baumsterblichkeit und eine gleichzeitig verringerte Zerfallsrate bei Holz und Laub. Das bietet viel Material für Brände, und damit steigt die Gefahr, dass in Zukunft erneut Radioaktivität in Europa verteilt wird“, sagt Evangeliou.
In den Wäldern und dem Boden rund um Tschernobyl sind immer noch große Menge Cäsium eingelagert. Und nicht nur das: „Es gibt eine Reihe weiterer gefährlicher, langlebiger Radionuklide, die wieder in die Luft gelangen könnten“, erklärt Evangeliou. Beispiele dafür sind Strontium und Plutonium.
Häufigere Dürreperioden erwartet
Die Wissenschaftler befürchten für die Zukunft deutlich größere und damit folgenschwerere Brände. Grund ist der Klimawandel: Der Weltklimarat sagt für die betroffene Region häufigere und längere Dürreperioden voraus. Feuerwehr und Katastrophenschutz in der Ukraine und Weißrussland seien darauf aber überhaupt nicht vorbereitet, meint Evangeliou. Ihnen fehle Personal und Geld, um Brände schnell bekämpfen zu können. Die Forscher verstehen ihre Studie deshalb ausdrücklich als Mahnung an die Politik, den Brandschutz zu verbessern.
Die Warnung gilt übrigens nicht nur für die Region um Tschernobyl. Auch die Gegend um das japanische Fukushima, wo 2011 ein Tsunami den zweiten Super-GAU der Geschichte auslöste, ist teils dicht bewaldet.
Derweil geht auch von dem Unglückreaktor selbst weiter eine Gefahr aus: Der Schutzmantel aus Beton ist längst so brüchig, dass eine zweite, stählerne Hülle ergänzt werden muss. Wegen Geldmangels stocken die 2012 begonnen Arbeiten allerdings immer wieder.
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