Gefahr durch Gifte produzierende Bakterien wächst
Cyanobakterien vermehren sich am schnellsten, wenn die Sonne intensiv scheint und das Wasser mit Düngemittelrückständen angereichert ist. Die Mikroorganismen verdrängen Pflanzen und Tiere. Sie können sogar Menschen vergiften.
Wenn es warm wird im Frühjahr haben Cyanobakterien ihre beste Zeit. Sie beginnen, sich zu vermehren. In Verbindung mit Waschmittelrückständen und Dünger, der ausgewaschen wird, weil Landwirte ihn im Überfluss auf ihre Felder kippen, kommt es in stehenden Gewässern oft zu explosionsartigem Wachstum. Algenblüte nennt das der Volksmund, denn die urzeitlichen Bakterien hießen wegen ihrer blau-grünen Färbung einst fälschlich Blaualgen.
Cyanobakterien haben als Sauerstoffproduzenten vor Jahrmillionen die Entwicklung allen Lebens ermöglicht. Doch das ist nicht das Einzige, was aus ihrem Stoffwechsel hervorgeht. Zusätzlich scheiden sie diverse Gifte aus, die Fische und andere Pflanzen schädigen. Sie können sogar über die Nahrungskette in Menschen gelangen. Mit ihrem Absterben geben die Bakterien den Gewässern, in denen sie siedeln, oft den Rest. Sie sinken auf den Grund und werden von anderen Mikroorganismen abgebaut. Diese schaffen das nur, wenn sie genügend Sauerstoff tanken, der dann Fischen und Pflanzen fehlt. Der See stirbt.
Man wird die Bakterien nicht mehr los
„Cyanobakterien sind die Küchenschaben der aquatischen Welt: Haben sie sich einmal ausgebreitet, wird man sie nicht mehr los“, sagt Timothy Otten von der University of North Carolina in Chapel Hill. Gemeinsam mit seinem Forscherkollegen Hans Paerl und Wissenschaftlern der Oregon State University hat Otten die Ursachen für das explosionsartige Wachstum der Bakterien und deren Stoffwechsel untersucht. Zu den gefährlichsten Giften, die sie produzieren, zählt Microcystin, das Leberzellen angreift. Die amerikanischen Forscher fanden heraus, dass sie dieses Toxin herstellen, um sich selbst gegen aggressive Sauerstoffmoleküle zu schützen. Diese entstehen durch Spaltung von organischen Molekülen wie Düngemittelrückständen durch das ultraviolette Licht der Sonne. Wegen der Klimaveränderungen erhöht sich weltweit die Sonneneinstrahlung, sodass die Lebensbedingungen für Cyanobakterien immer besser werden. Zumal die Sonne noch eine weitere Voraussetzung für das Wohlbefinden der Bakterien schafft. Sie sind umso aktiver, je wärmer das Wasser ist. Durch ihre schiere Masse verdrängen sie andere Wasserbewohner, die zwar auch Schutzmechanismen gegen aggressiven Sauerstoff besitzen. Die der Cyanobakterien sind jedoch weitaus mächtiger.
Da der Klimawandel – zumindest nicht kurzfristig – zu stoppen ist lässt sich das wilde Bakterienwachstum nur durch Vermeidung von Überdüngung vermeiden. Ein Wachstumsbeschleuniger ist bereits in Teilen Europas verschwunden. Phosphate in Waschmitteln wurden durch Nitrilotriacetat und andere Wirkstoffe ersetzt.
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