Folgen des Klimawandels 09.09.2020, 07:00 Uhr

Gestresste Wälder, Wiesen und Äcker

Die Sommer in Westeuropa werden immer wärmer und trockener. Eine Forschergruppe der ETH Zürich hat dazu aktuell Messungen und Ergebnisse veröffentlicht. Sie rechnen mit weiteren negativen Folgen, sofern sich das Klima weiter erwärmt.

Nadelwald mit Wiese

An verschiedenen Standorten in der Schweiz messen die Forscher, wie Wälder, Wiesen und Äcker auf unterschiedliche klimatische Bedingungen reagieren.

Foto: panthermedia.net / Viktor Cap

2018 war in der Schweiz ein besonderes Jahr: Seit Beginn der Messreihe 1864 verzeichneten die Forscher den bis dahin drittheißesten Sommer und den viertwärmsten Frühling. Eine Gruppe Wissenschaftler unter der Führung von Nina Buchmann, Professorin für Graslandwissenschaften an der ETH Zürich, untersucht seit einigen Jahren, wie Wälder, Äcker und Wiesen auf solche Ausnahmesituationen reagieren. Dafür haben sie aktuell umfangreiche Messdaten veröffentlicht, die sie an fünf Standorten gesammelt haben. Sie decken alle Höhenstufen von 400 bis 2.000 Meter ab. Das bedeutet: Die Forscher haben ganz unterschiedliche Ökosysteme betrachtet.

Gemessen werden an den Standorten seit Jahren, wie viel CO2, Wasserdampf und andere Gase zwischen den Pflanzen, der Atmosphäre und dem Boden ausgetauscht werden. Dabei haben sie immer das jeweilige Ökosystem als Ganzes im Blick. Denn nur so ließe sich ermitteln, wie dieses auf verschiedene klimatische Bedingungen reagiert.

Langzeitstudien werden benötigt

In tieferliegenden Ökosystemen haben die Forscher größere Auswirkungen festgestellt. In einem Mischwald in der Nähe von Zürich und auf Wiesen auf der Chamau zeigte sich eine reduzierte Produktivität: Sie lag im Schnitt 20% unter den beiden Vorjahren. Dahingegen profitieren höherliegende Ökosysteme von den wärmeren Temperaturen. Der Nadelwald bei Davos, die Wiese bei Früebüel und die Alpweide Weissenstein am Albulapass legten in puncto Produktivität zu und nutzen die längere Vegetationszeit. Gleichzeitig haben die Forscher auch beobachtet, dass an allen Standorten die Atmung der Pflanzen und Bodenorganismen anstieg. Die Ökosysteme nahmen nicht nur mehr CO2 aus der Atmosphäre auf, sondern setzten auch wieder mehr CO2 frei. „Insgesamt resultiert das in einer geringeren Netto-Kohlenstoffaufnahme für die beiden Wälder und die Wiese auf der Chamau“, erklärt Mana Gharun aus der Forschergruppe. „Das ist ein ungünstiger Befund, erwartet man doch gemeinhin, dass diese Ökosysteme unter wärmeren Bedingungen als Kohlenstoffsenken einen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels leisten könnten.“ Um die Befunde richtig einordnen zu können, fehlten aber noch langjährige Datenreihen. Das Fundament für solche Langzeitstudien sei gelegt, da Nina Buchmann mit ihrer Gruppe seit vielen Jahren an den aufgeführten Standorten Messdaten erhebt.

Auf die höher gelegenen Ökosysteme haben sich nicht nur die warmen Temperaturen im Frühjahr und Sommer ausgewirkt, sondern auch die ausgiebigen Niederschläge im Winter zuvor. In den Bergen lag deshalb im Frühjahr viel Schnee, der rasch abschmolz aufgrund der früh steigenden Temperaturen. In tieferen Lagen konnten die Ökosysteme von diesem Wasserüberschuss im Winter keinen Feuchtigkeitsspeicher für den Sommer anlegen, weshalb sie mehr unter der Trockenheit und Hitze im Sommer litten. „Die Wasserverfügbarkeit ist ein entscheidender Faktor, wie Ökosysteme Hitzeperioden überstehen“, sagt Buchmann. „Deshalb muss man bei der Untersuchung einer Dürre nicht nur die eigentliche Trockenperiode berücksichtigen.“ Ihr bereiten deshalb die Klimaszenarien, die im Winter mehr Regen und weniger Schnee voraussagen, Sorgen: Für Ökosysteme sei die in den Wintermonaten erwarteten Mengen an Niederschlag nur sehr bedingt nutzbar, weil es doch schnell wieder abfließt. In Form von Schnee könnten sie ihn viel besser speichern.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
bayernweit Zum Job 
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Nah- und Fernwärme-Hausanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Wirtschaftsjurist*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Contract & Claimsmanagement in Projektender Energiewende THOST Projektmanagement GmbH
Stuttgart, Mannheim Zum Job 
RES Deutschland GmbH-Firmenlogo
Head of Engineering / Leitung technische Planung Wind- & Solarparks (m/w/d) RES Deutschland GmbH
Vörstetten Zum Job 
MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Elektrotechnik MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG
Wiesbaden Zum Job 
KÜBLER GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur / Fachplaner / TGA (m/w/d) Heizungstechnik und Elektro KÜBLER GmbH
Ludwigshafen Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) (Ingenieur für Elektrotechnik, Energie- oder Versorgungstechnik o. ä.) fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH
Stuttgart Zum Job 
Veltum GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur:in für Versorgungstechnik Heizung, Lüftung, Sanitär Veltum GmbH
Waldeck Zum Job 
Stadtwerke Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker/Meister (m/w/d) Elektrische Energietechnik Netzausbau Strom Stadtwerke Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik THOST Projektmanagement GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
ESWE Versorgungs AG-Firmenlogo
Asset Management & Transformationsplanung Fernwärmeversorgung (m/w/d) ESWE Versorgungs AG
Wiesbaden Zum Job 
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler kommunale Energielösungen (m/w/d) naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden) Zum Job 
Stadtwerke Augsburg Energie GmbH-Firmenlogo
TGA-Planer*in / Ingenieur*in / Techniker*in (m/w/d) technische Gebäudeausrüstung Stadtwerke Augsburg Energie GmbH
Augsburg Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Abteilungsleitung Deponien und Altablagerungen (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Ingenieur / Materialwissenschaften (m/w/d) Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG
Abensberg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) für Geotechnik, Abfall, Altlasten und Georisiken Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Hamburger Hochbahn AG-Firmenlogo
Senior - Projektleiter Elektrotechnik Betriebsanlagen (w/m/d) Hamburger Hochbahn AG
Hamburg Zum Job 

Tiefwurzler wie Buchen können Dürreperioden besser überstehen

Sowohl Fichten als auch alte Buchen zeigen an vielen Orten im Mittelland Symptome von Stress. Das Schweizer Mittelland liegt neben dem Jura und den Alpen. Es ist eine der drei Berggebietsregionen der Schweiz, die durch zum Teil flaches, weitgehend allerdings hügeliges Gebiet gekennzeichnet ist. Die Forscher vermuten, dass es an zwei aufeinanderfolgenden überdurchschnittlich warmen und trockenen Sommern liegt. „In den Wäldern beobachten wir einen Memory-Effekt“, erklärt Buchmann. „Die Spuren solcher Perioden zeigen sich also möglicherweise erst lange nach dem eigentlichen Extremereignis.“

Entscheidend für die Bäume ist, aus welcher Tiefe sie Wasser aufnehmen. Buchen wurzeln 50 bis 60 Zentimeter tief in den Boden. Damit stoßen sie in tieferliegende Schichten vor, die entsprechend mehr Feuchtigkeit speichern. Dagegen erreichen die Fichtenwurzeln nur eine Tiefe von 20 Zentimetern und sind deshalb bei Dürren nicht besonders gut geschützt. „Für die Fichten im Tiefland wird es mittelfristig ungemütlich“, prognostiziert Buchmann. „Das ist für die Forstwirtschaft eine ungünstige Prognose.“ Wiesen scheinen sich nach einer Trockenphase dagegen schneller zu erholen. Hier konnten die Wissenschaftler keinen Memory-Effekt nachweisen. Allerdings gaben Wiesen in tieferen Lagen in einem heißen und trockenen Jahr wie 2018 deutlich weniger Gras – eine schlechte Nachricht für die Graslandwirtschaft, die der zentrale Pfeiler der Schweizer Landwirtschaft darstellt. Eine solche Entwicklung hätte künftig auch direkte Auswirkungen für die Milch- und Fleischproduktion.

Mehr zum Thema Wälder:

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.