Gewitter im Klimawandel: Mehr Blitze, größere Gefahr?
Eine Untersuchung eines Forscherteams aus Innsbruck hat gezeigt, dass sich die Anzahl der Blitze in den hochgelegenen Regionen der europäischen Ostalpen in den letzten 40 Jahren verdoppelt hat. Diese Ergebnisse verdeutlichen den Einfluss des Klimawandels auf lokale Wetterphänomene und betonen die Zunahme von extremen Wetterereignissen.
Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf das Auftreten von Gewittern und Blitzen. Durch die zunehmende globale Erwärmung und die Veränderungen in den atmosphärischen Bedingungen werden Gewitterereignisse intensiver und häufiger. Grund dafür sind steigende Temperaturen, die zu einer verstärkten Verdunstung von Wasser führen. Das heißt: Es gibt mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre. Diese erhöhte Feuchtigkeit kann zu instabilen Luftmassen und nicht zuletzt einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Gewitterbildung führen. Außerdem kann die Erwärmung der Ozeane die Entstehung von starken Gewittern auch noch begünstigen. Schließlich gibt da warmes Oberflächenwasser Energie und Feuchtigkeit in die Atmosphäre ab. All das hat weitreichende Auswirkungen auf die Umwelt, da Blitzschläge Waldbrände verursachen können und die Sicherheit von Menschen und Tieren gefährden.
Zwar sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Blitzaktivität noch nicht vollständig verstanden. Doch einige Faktoren deuteten darauf hin, dass es über weite Teile Europas eine Zunahme von Blitzen gibt. Nun ist es wissenschaftlich bewiesen.
Die Zahl der Blitze verdoppelt sich
Ein Forscherteam aus Innsbruck, bestehend aus Wissenschaftler*innen der Institute für Geo- und Atmosphärenwissenschaften sowie Statistik, hat nun erstmals im Fachmagazin Climate Dynamics bewiesen, dass sich die Anzahl der registrierten Blitze in den hochgelegenen Regionen der europäischen Ostalpen innerhalb der letzten 40 Jahre verdoppelt hat. Die europäischen Ostalpen und ihre Umgebung haben die Forschenden als Untersuchungsgebiet gewählt, da sie eine Vielzahl von Landbedeckungen, topographischen Merkmalen und atmosphärischen Zirkulationsbedingungen aufweisen.
Die Zunahme von extremen Wetterereignissen aufgrund der Klimakrise wurde bereits mehrfach vom Weltklimarat IPCC betont. Es ist immer noch unklar, wie sich die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf kleinere und lokale Wetterphänomene wie die Blitzaktivität genau auswirken. Um dieses Phänomen genauer zu untersuchen, haben Forschende Thorsten Simon, Georg Mayr, Deborah Morgenstern, Nikolaus Umlauf und Achim Zeileis eine einzigartige Methode entwickelt. Durch die Kombination umfangreicher Datensätze konnten sie die Blitzaktivität von Wolke-Boden-Blitzen in den Europäischen Ostalpen im Zeitraum von 1980 bis 2019 mit bisher unerreichter Genauigkeit rekonstruieren.
Blitzhäufigkeiten weiter in die Vergangenheit rekonstruiert
„Wir verknüpfen in dieser Studie zwei Informationsquellen, die beide in einer räumlich-zeitlichen Auflösung von 32 km x 32 km und einer Stunde verfügbar sind. Aus diesen Datensätzen erhalten wir einerseits Informationen über die Blitzaktivität mit nahtlosen Aufzeichnungen über das letzte Jahrzehnt. Andererseits greifen wir auf Analysen über die letzten vier Jahrzehnte der atmosphärischen Bedingungen – inklusive der Wolkenmikrophysik – in einer stündlichen Auflösung zu“, erklärte Thorsten Simon, wie die Forschenden bei dieser UNtersuchung vorgegangen sind. „Durch die Verwendung von maschinellen Lernverfahren konnten wir die lückenlosen Blitzmessungen der Jahre 2010 bis 2019 anhand von meteorologischen Daten abbilden. Dann haben wir mit dem maschinellen Lernverfahren und den meteorologischen Daten Blitzhäufigkeiten weiter in die Vergangenheit rekonstruiert, also für eine Zeit, in der es noch keine solchen Blitzmessungen gab. Und dies sogar bis hin zu Variationen im Tageszyklus.“
Klimawandel lässt Blitzhäufigkeit noch weiter steigen
Vor allem in den Bergen gibt es gute Bedingungen für die Gewitter. „Unsere Analysen über diesem Gelände haben nun ergeben, dass die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen die Gewitter- und damit Blitzhäufigkeit noch weiter steigen lassen. Dass dieser Trend so eindeutig im Einklang mit den globalen Veränderungen des Klimasystems steht, hat uns auch überrascht“, kommentierte Simon. Dabei traten die intensivsten Veränderungen zwischen 1980 bis 2019 in den Hochalpen auf. „Dort hat sich die Blitzaktivität in den 2010er Jahren im Vergleich zu den 1980er Jahren verdoppelt. In den hochgelegenen Bereichen der Ostalpen erreicht die Blitzsaison ein stärkeres Maximum und beginnt einen Monat früher. Im Tagesverlauf ist der Höhepunkt um bis zu 50 Prozent stärker, wobei es mehr Blitze am Nachmittag und Abend gibt“, erklärte Thorsten Simon. „Ähnliche Signale entlang des südlichen und nördlichen Alpenrandes sind vorhanden, aber schwächer. Die flachen Gebiete rund um die Alpen zeigen keinen signifikanten Trend.“
Diese Untersuchung kann einen bedeutenden Teil zum Verständnis der Verbindungen zwischen Wetter, Klima und Blitzaktivitäten beitragen.
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