Globaler Megatrend zur Nachhaltigkeit sorgt für Innovationen
Nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Verfahren sind gefragter denn je. Ohne sie geht nichts mehr im globalen Wettbewerb. So das Resümee auf dem Innovationsgipfel am Dienstag in München.
„Nachhaltigkeit ist ein Megatrend“, brachte es Frank Niehage, Vorstandsvorsitzender des Schweizer Bankhauses Sarasin, auf den Punkt. „Derzeit werden im deutschen Raum 33,2 Mrd. € nachhaltig angelegt.“ Vor fünf Jahren seien dies erst 5,5 Mrd. € gewesen. Das Bankhaus setze wegen dieser deutlichen Veränderung im Verhalten von Anlegern seit Längerem auf eine eigens entwickelte Nachhaltigkeitsmatrix. Damit werden bei Sarasin Unternehmen, ganze Branchen und Länder bewertet. Auch aus Unternehmenssicht geht es in puncto Nachhaltigkeit nach vorne. 93 % der deutschen Konzernchefs sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit wichtig ist für den zukünftigen Erfolg des Unternehmens. „Vor allem die Automobil- und Chemieindustrie denken so“, zitierte Alexander Holst aus der UN-Studie „Global Compact“. Der Leiter für Sustainable Services beim Beratungsunternehmen Accenture weiß: „Verglichen mit unserer Befragung vor drei Jahren ist das mehr geworden.“
Für Holst liegt der Grund auf der Hand. Es gehe nicht nur um Reputation bei den Käufern eines Produktes oder einer Dienstleistung. „Die Wirtschaftskrise hat das Thema Nachhaltigkeit wichtiger gemacht, sogar ins Kerngeschäft gerückt.“ Hilft sie doch Kosten und Risiken zu senken, vor allem im Hinblick auf knapper werdende Ressourcen. „Die Rohstoffpreise steigen dramatisch, allein von Gallium braucht man im Jahr 2020 sechsmal mehr, als heute produziert wird“, sagte Christian Berg von dem IT-Konzern SAP, der zudem „Club of Rome“-Vorstandsmitglied ist. Berg ist überzeugt: „Nachhaltigkeit bietet eine riesige Chance für Innovation.“
Diese fängt für Lars Waldmann von Modulhersteller Schott Solar beim Konzipieren eines neuen Produktes an. Wie können seltene Erden bereits im Stadium der Entwicklung vermieden werden? Zudem gehe es im Preiskampf der hiesigen Photovoltaik-Modulhersteller gegenüber der starken Konkurrenz aus China weiter um Qualität. Schott Solar habe mit 17,6 % Wirkungsgrad einen Weltrekord in der Moduleffizienz aufgestellt.
Auf dem Innovationsgipfel wurden zudem Innovationen made in Germany für neue Märkte vorgestellt, die kein Stromnetz haben, wie beispielsweise viele Gegenden Afrikas. Wolfram Putz, Architekt und Geschäftsführer des Newcomers Solarkiosk, stellte futuristisch anmutende Kioskprototypen vor, die „auf einem Menschenrücken transportierbar sind und Energie erzeugen können“.
Ab Sommer 2011 will Putz mit seinen Leichtbausystemen, die mit Photovoltaikmodulen bestückt sind, in Ost- und Westafrika starten. „Noch kostet unser Prototyp 7000 $, wir müssen unter 5000 $ kommen.“
Rolf Schumann, früherer Cheftechniker bei SAP und jetziger Deutschlandchef des israelischen Firma Better Place, will hingegen die Elektromobilität auch hierzulande mit seinem Batterieaustauschsystem voranbringen.
Statt Elektroautos für längere Zeit an speziellen Tankstellen zu laden, will Better Place ein Netz an Servicestationen aufbauen, an denen leere Fahrzeugakkus gegen volle ausgetauscht werden können. „In 59 Sekunden kann man eine Batterie wechseln“, ist Schumann überzeugt. „In zwölf bis 18 Monaten“ will er mit seinem Konzept auch in Deutschland vertreten sein. N. WOHLLAIB
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