Grüner Asphalt: Neuer Straßenbelag hält CO₂ zurück
Basel saniert seine Straßen jetzt mit Asphalt, der einen negativen CO₂-Fußabdruck hat. 2037 soll in diesem Bereich Klimaneutralität erreicht sein.
Neue und sanierte Straßen erhalten im Kanton Basel künftig eine Asphaltdecke, die Kohlenstoffdioxid (CO₂) in Form von Pflanzenkohle speichert, und zwar in vielen Fällen für Jahrzehnte. Bei der Herstellung des Basismaterials Asphalt gibt es zwar CO₂-Emissionen, doch die sind geringer als das CO₂-Äquivalent, das in die Straßendecke eingebaut wird: Straßenbau mit negativem CO₂-Fußabdruck. Jährlich könnte Basel mit diesem Verfahren rund 450 Tonnen mehr Klimagas in den Basler Straßen einlagern, als die Asphalt-Produktion verursacht.
Bessere Bilanz auf Baustellen
„Der neue Belag spart etwa 30 Prozent mehr CO₂ ein, als er in der Produktion verursacht hat“, sagt Michael Schweizer, der beim Basler Tiefbauamt für den Straßenbau zuständig ist. „Wir setzen alles daran, eine bessere CO₂-Bilanz auf unseren Baustellen zu erreichen.“ Der neue Belag ist vom Viatec Institut für Baustoffprüfung in Basel und Winterthur entwickelt worden.
In Basel betreibt das Institut einen Reaktor, in dem Grünschnitt, der beispielsweise an Straßenrändern und an Eisenbahngleisen anfällt, unter Sauerstoffabschluss erhitzt wird. Dabei entsteht so genannte Pflanzenkohle, die das gesamte CO₂ in sich trägt, das die Pflanzen während ihres Wachstums aus der Atmosphäre entfernt haben.
Grüner Asphalt erfüllt alle Anforderungen
Im Rahmen eines Forschungsprojekts haben das Tiefbauamt Basel-Stadt und ViaTec Asphaltmischungen mit unterschiedlichem Pflanzenkohleanteil gemischt und getestet. Der Pflanzenkohle-Asphalt, auch grüner Asphalt genannt, ist von hoher Qualität, zeigt gute technische Eigenschaften, erfüllt alle Anforderungen der Schweizer Asphaltnormen und ist langlebig. Die Kosten für einen solchen Straßenbelag sind geringfügig höher als die eines Standardbelags. Er wird mit den gleichen Maschinen aufgetragen, die auch reinen Asphalt verarbeiten.
Erprobung begann vor einem Jahr
Das Tiefbauamt Basel-Stadt hat den Belag seit 2022 auf einem Recyclingbaustoff-Umschlagplatz in der Praxis erprobt. Eine Versuchsfläche von 450 Quadratmetern erhielt eine tragende Asphaltschicht aus 50 Prozent Recyclingasphalt und zwei Prozent Pflanzenkohle. Die Ergebnisse sind äußerst positiv. Eine Tonne der neuen Asphaltmischung bindet dauerhaft ein Äquivalent von 50 Kilogramm Klimagas. Insgesamt stecken in der Versuchsfläche rund anderthalb Tonnen mehr CO₂ als bei Materialgewinnung, Herstellung, Transport und Einbau insgesamt freigesetzt wurde – ein Meilenstein auf dem Weg zum klimaverträglichen Straßenbau.
In einem nächsten Schritt wird das Tiefbauamt in Zusammenarbeit mit regionalen Mischwerken die Herstellung des grünen Asphalts vereinfachen. Die beiden Tiefbauämter Basel-Landschaft und Basel-Stadt haben vereinbart, ihr Wissen und die Erfahrungen zum Pflanzenkohle-Asphalt laufend auszutauschen.
Es geht um 1250 Tonnen CO₂ pro Jahr
Künftig möchte das Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt Pflanzenkohle-Asphalt bei notwendigen Straßensanierungen möglichst flächendeckend einsetzen. Ausgehend vom durchschnittlichen Bauvolumen der letzten Jahre könnte Basel-Stadt damit jährlich rund 1250 Tonnen CO₂-Äquivalent langfristig in den Basler Straßen binden. Bis 2037 will Basel-Stadt seine Treibhausgas-Emissionen auf Kantonsgebiet auf Netto-null senken.
Mateusz Wyrzykowski von der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in Dübendorf, St. Gallen und Thun, der nicht an der Entwicklung des grünen Asphalts beteiligt war, hält die Zahlen zur CO₂-Bindung für plausibel. Er leitet das Beton- und Asphalt-Labor und sagt: „Wir forschen schon seit ein paar Jahren an diesen Lösungen. Dass sie nun in der Praxis angewendet werden, finde ich sehr gut.“
Pflanzenkohle auch für Beton
Auch Beton, den Klimasünder Nummer eins im Bauwesen, könne man klimafreundlicher herstellen, sagt Wyrzykowski, indem man drei bis fünf Prozent Pflanzenkohle beifüge. Der grüne Beton sei zwar weniger fest und weniger dauerhaft, aber bei geringfügiger Zugabe von Pflanzenkohle noch immer gut geeignet für den Hochbau.
Ein Beitrag von: