Studie 28.02.2025, 08:40 Uhr

Hitze macht älter: Heiße Tage lassen unsere biologische Uhr schneller ticken

Eine neue Studie zeigt, dass extreme Hitze nicht nur die Lebenserwartung verringern kann, sondern auch das biologische Altern beschleunigt.

Hitze und Alter

Klimawandel und Aging: Wie die Hitze unser Alter beschleunigt.

Foto: PantherMedia / Andriy Popov

Manche Menschen sehen älter aus, als sie eigentlich sind, während andere überraschend jung wirken. Oft muss man zweimal hinschauen, wenn man ihr Alter erfährt. Faktoren wie Genetik, Lebensstil, Stress oder sogar Umwelteinflüsse wie Hitze können beeinflussen, wie alt jemand aussieht. Das biologische Alter und das tatsächliche Alter stimmen also nicht immer überein – was erklärt, warum das Einschätzen oft schwierig ist.

Neben Stress und Krankheiten kann, wie bereits erwähnt, auch Hitze uns vorzeitig altern lassen, wie Forscherinnen herausgefunden haben. Extreme Hitze wirkt sich nachweislich negativ auf die Gesundheit und Lebenserwartung aus. Ob sie auch das biologische Altern beschleunigt, war bisher unklar.

Extreme Hitze kann biologisches Altern beschleunigen

Eine neue Studie in der Fachzeitschrift Science Advances legt nahe, dass extreme Hitze zu schnellerem Altern führen kann. Ältere Menschen, die in heißeren Regionen der USA leben, zeigten auf molekularer Ebene ein schnelleres Altern als diejenigen in kühleren Gebieten.

Forscherinnen der University of Southern California, Eunyoung Choi und Jennifer Ailshire, haben erstmals untersucht, ob Hitze das Altern beschleunigt. Sie analysierten die Blutproben von mehr als 3.600 Amerikanern über 56 Jahren auf Veränderungen im Erbgut.

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Der neuen Studie zufolge verändern heiße Tage die epigenetischen Anlagerungen an unserem Erbgut und machen uns dadurch biologisch älter als wir sind. Je mehr Hitzetage wir durchleben, desto stärker ist dieser Effekt. Das biologische Alter kann bei älteren Erwachsenen dadurch mehr als ein Jahr höher liegen als das chronologische.

„Wir sind ein bisschen überrascht, wie groß dieser Einfluss sein könnte“, wird Eun Young Choi, die Hauptautorin der Studie und Postdoktorandin an der University of Southern California in englischsprachigen Medien zitiert. „Die Auswirkungen extremer Hitze zeigen sich vielleicht nicht sofort als diagnostizierbare Gesundheitsprobleme, aber sie könnten auf zellulärer und molekularer Ebene einen stillen Tribut fordern, der Jahre später zu Behinderungen und Krankheiten führen könnte.“

Studie zeigt Auswirkungen auf Altersmarker

Die Anzahl der Hitzetage in ihren Wohngebieten wurde anhand des Hitzeindex berechnet – für Zeiträume von einem Tag bis zu sechs Jahren vor der Blutentnahme. Die Forschenden nutzten statistische Modelle, um den Einfluss der Hitze auf verschiedene biologische Altersmarker (PCPhenoAge, PCGrimAge und DunedinPACE) zu bestimmen.

Mehr Hitzetage über kurze bis mittlere Zeiträume führten zu einer schnelleren Alterung, insbesondere bei PCPhenoAge (z. B. +1,07 Jahre bei vielen heißen Tagen in der Woche vor der Blutentnahme). Langfristige Hitze beeinflusste alle Altersmarker, etwa mit einem Anstieg von 2,48 Jahren für PCPhenoAge und 1,09 Jahren für PCGrimAge nach einem Jahr extremer Hitze.

Eine Person, die an einem Ort lebt, an dem der Hitzewert für die Hälfte des Jahres bei 32 Grad Celsius oder mehr liegt, erlebte bis zu 14 Monate mehr biologisches Altern im Vergleich zu jemandem, der an einem Ort lebt, an dem es weniger als 10 Tage im Jahr so heiß wird.

Eine Art „Erinnerung“ im Erbgut

Obwohl bekannt ist, dass extreme Hitze Krankheiten fördern kann, sind die genauen biologischen Mechanismen noch unklar. Hitze führt nicht sofort zu erkennbaren Gesundheitsproblemen, kann aber unbemerkt biologische Schäden verursachen, die das Altern beschleunigen und später Krankheiten begünstigen.

Studien an Tieren deuten darauf hin, dass epigenetische Veränderungen eine Rolle spielen. Starke Hitze kann eine Art „Erinnerung“ im Erbgut hinterlassen, indem sie die DNA-Methylierung (DNAm) verändert. Diese Veränderungen beeinflussen die Genaktivität und können das Risiko für Krankheiten und eine verkürzte Lebensdauer erhöhen.

Die Forschenden erklärten, dass die Studie nicht berücksichtigt, ob Menschen Zugang zu Klimaanlagen oder anderen Möglichkeiten hatten, sich abzukühlen. Sie wiesen darauf hin, dass noch weitere Forschung nötig sei, um zu verstehen, welche Faktoren eine Person widerstandsfähiger oder anfälliger für Hitze machen könnten. Dabei stellten die klar, dass ihre Erkenntnisse nicht bedeuteten, dass jeder Mensch, der zum Beispiel in Phoenix, Arizona, lebt, automatisch ein älteres biologisches Alter habe. Es handele sich um einen durchschnittlichen Effekt, und zwei Menschen im gleichen Viertel könnten aufgrund unterschiedlicher persönlicher Exposition sehr unterschiedliche Auswirkungen erfahren, je nachdem, ob sie eine Klimaanlage besäßen.

Hier geht es zur Untersuchung

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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