Japan will CO2 unter dem Meeresboden versenken
Die japanische Regierung diskutiert derzeit ernsthaft die Möglichkeiten für die Kohlendioxid-Speicherung tief unter dem Meer. Das Umweltministerium in Tokio plant vom kommenden Jahr an weitab von der Küste nach geeigneten Plätzen zu suchen.
Die Idee klingt simpel: Um zu verhindern, dass Kohlendioxid, das bei der Verbrennung fossiler Kraftstoffe oder beispielsweise bei der Produktion von Stahl entsteht, in die Atmosphäre gelangt und dort als Treibhausgas zur Erwärmung beiträgt, könnte es schon frühzeitig abgetrennt und tief unter dem Meer gelagert werden. Der Gedanke ist, das Treibhausgas dort in den porösen Sandstein oder in salzwasserführende Gesteinsschichten – die so genannten Aquifere – unterhalb der Ozeane zu pressen.
Japan will 150 Milliarden Tonnen CO2 unter dem Meer speichern
Die Aquifere sind unter dem Pazifik und dem japanischen Meer zahlreich und in großer Ausdehnung und hinreichender Tiefe vorhanden. Ziel der Japaner ist es, ein solches Speichersystem bis 2030 in Betrieb zu nehmen. Nach Schätzungen des Wirtschaftsministeriums in Tokio könnten in den Aquiferen vor Japan rund 150 Milliarden Tonnen Kohlendioxid gespeichert werden. Das entspricht einem Vielfachen der jährlichen CO2-Emissionen Japans.
Kohlendioxid soll per Schiff transportiert werden
Für den Transport von Kohlendioxid zu Lagerstellen weitab von der Küste ist ein neues System erforderlich. Da Pipelines bei einer so langen Strecke zu kostspielig sind, wird inzwischen über einen Transport mit Schiffen nachgedacht. Außerdem soll eine Technologie entwickelt werde, die CO2 in weiter entfernte Lager unter dem Meeresboden transportieren kann. Dafür hat das japanische Umweltministerium nun 1,2 Milliarden Yen, umgerechnet rund 9 Millionen Euro, in den Etatentwurf für das Finanzjahr 2014 eingebracht.
Japan arbeitet schon seit geraumer Zeit an neuen Technologien, um Kohlendioxid aus der Energieproduktion zu neutralisieren und kooperiert auf diesem Gebiet beispielsweise mit Australien. Die Regierung in Tokio will sich nicht zuletzt an solchen Projekten beteiligen, weil japanische Unternehmen im Geschäft mit Kraftwerken und Industrieklimaanlagen mit grüner Technologie punkten wollen. So will das Land den Export von großen Industrieanlagen auf umgerechnet reichlich 150 Milliarden Euro im Jahr verdoppeln.
Ein Beispiel ist das Callide Oxyfuel Project im australischen Queensland, das mit Technologien arbeitet, die von J-Power und IHI in Japan entwickelt wurden. Bei dieser Technik, die auch der Siemens-Konzern entwickelt hat und unter dem Namen Oxyfuel bekannt ist, wird Kohle zur Stromerzeugung nicht wie üblich mit Luft, sondern mit reinem Sauerstoff verbrannt. Da kein Stickstoff aus der Luft mitverbrannt wird, entstehen auch keine Stickoxide. Das Rauchgas besteht deshalb hauptsächlich aus Kohlendioxid und Wasserdampf. Durch Abkühlung kann das Wasser vom CO2 einfach abgetrennt werden.
Am Bau der weltgrößten Testanlage in Queensland sind neben J-Power und IHI auch das Handelshaus Mitsui, der Ingenieurdienstleister Schlumberger, der Rohstoffkonzern Glencore-Xstrata und CS Energy beteiligt.
Warnungen vor Umweltschäden durch CO2-Ausgasungen im Meer
Trotz der verlockenden wirtschaftlichen Aspekte wird in Japan auch vor den Konsequenzen des austretenden CO2 für die Natur gewarnt. So werden erheblichen Schäden in den betroffenen Meeresgebieten durch CO2-Ausgasungen am Tiefseeboden für die Tier- und Pflanzenwelt befürchtet. „Sollte das gespeicherte Kohlendioxid wirklich wieder in die Atmosphäre entweichen, wäre die Menge zwar wohl zu gering, um die globale Erwärmung zu beschleunigen“, erklärt Akihiro Amano, Wissenschaftler und Berater des Umweltministeriums in Tokio. „Sie könnte allerdings groß genug sein, um im betroffenen Meeresgebiet schwere Schäden an Tier- und Pflanzenwelt anzurichten.“
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