Linearer Zusammenhang 14.11.2016, 12:15 Uhr

Jeder Bundesbürger schmilzt jährlich 35 Quadratmeter Meereis

Jede Tonne Kohlendioxid, die in die Erdatmosphäre gelangt, lässt in der Arktis drei Quadratmeter sommerliches Meereis schmelzen. Diesen erstaunlich einfachen und linearen Zusammenhang haben Forscher jetzt ermittelt. Sie stützen ihre Erkenntnis aus direkten Beobachtungsdaten über mehrere Jahrzehnte.

Forscher erkunden das Arktische Meereis. 

Forscher erkunden das Arktische Meereis. 

Foto: Dirk Notz

Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg und Julienne Stroeve vom US-National Snow and Ice Data Center in Boulder haben die Menge des arktischen Meereises, die seit Anfang der 1950er-Jahre systematisch erfasst wird, mit dem weltweiten Ausstoß von Kohlendioxid seit Beginn der Industrialisierung abgeglichen. Zwar gibt es in einzelnen Jahren Schwankungen, aber über die Jahrzehnte hinweg fanden die Forscher einen eindeutigen linearen Zusammenhang – der aufhorchen lässt: „Bisher ging man von einem Rückgang des sommerlichen Meereises um 1,7 oder 1,8 Quadratmeter pro Tonne CO2 aus“, sagt Dirk Notz. „Unser Wert von drei Quadratmetern liegt deutlich darüber.“

Wie die Wissenschaftler zu diesem Schluss kommen? Notz: „Vereinfacht ausgedrückt, erwärmt sich pro Tonne Kohlendioxid das globale Klima um ein kleines bisschen. Um diese Erwärmung auszugleichen, bewegt sich der Eisrand des Arktischen Packeises ein kleines Stück in Richtung Nordpol, weil dort die Sonneneinstrahlung schwächer wird. Hierdurch nimmt dann die Eisfläche dementsprechend ab. Aus geometrischen Gründen ergeben diese Prozesse den beobachteten, linearen Zusammenhang.“

„Bisher hat sich der Klimawandel immer irgendwie abstrakt angefühlt“

Zudem bilde der Zusammenhang die Wirklichkeit ab, da er auf den direkten Beobachtungen aus mehreren Jahrzehnten beruht. „Bisher hat sich der Klimawandel immer irgendwie abstrakt angefühlt“, ergänzt Ko-Autorin Julienne Stroeve. „Unsere Ergebnisse stellen dieses Gefühl fundamental infrage. Wir können jetzt zum Beispiel direkt ausrechnen, dass die Kohlendioxid-Emissionen auf einem Hin- und Rückflug von Frankfurt nach San Francisco pro Sitz etwa fünf Quadratmeter Meereis in der Arktis abschmelzen lassen.“

Jeder Bundesbürger schmilzt jährlich 35 m2 Meereis

Und da jeder Bürger in Deutschland laut Umweltbundesamt einen jährlichen Treibhausgas-Ausstoß verursacht, der dem Effekt von 11,91 t Kohlendioxid entspricht, lässt sich auch hier ein persönlicher Wert errechnen: Legt man die neue Studie zugrunde, ist jeder Bürger hierzulande dafür verantwortlich, dass in der Arktis Jahr um Jahr gut 35 m2 Meereis verschwinden.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Staatlich geprüfter Techniker (w/m/d) Elektrotechnik & Verkehrsüberwachung Die Autobahn GmbH des Bundes
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München-Firmenlogo
Underwriter Downstream / Energy (m/f/d)* Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München
München Zum Job 
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Stadtwerke Südholstein GmbH-Firmenlogo
Ingenieur der Elektro- oder Energietechnik als Leiter Planung und Netzbetrieb Strom (m/w/d) Stadtwerke Südholstein GmbH
Pinneberg Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Baukoordination und Qualitätssicherung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektierung Netze Strom / Gas (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Bruno Bock Group-Firmenlogo
Project Manager (m/w/d) Energy Management Bruno Bock Group
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums (m/w/d) für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsselodrf Zum Job 
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
Recogizer-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) KI-gestützte CO2-Reduktion Recogizer
Pfisterer Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) Pfisterer Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektleiterinnen / Projektleiter Energiewirtschaft (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Universitätsklinikum Leipzig-Firmenlogo
Projektleiter Infrastrukturmaßnahmen (m/w/d) Bereich 5 - Bau und Gebäudetechnik Universitätsklinikum Leipzig
Leipzig Zum Job 
Stadt Goslar-Firmenlogo
Ingenieurswesen mit Schwerpunkt Abwassertechnik (m/w/d) Stadt Goslar
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Landschaftspflege und Umwelt (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
UGS GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Integritätsbewertung (m/w/d) UGS GmbH
Mittenwalde, deutschlandweiter Einsatz Zum Job 
Schon jetzt ist selbst nahe dem Nordpol offenes Wasser zu sehen. Und laut einer neuen Studie lässt jede Tonne Kohlendioxid, die in die Erdatmosphäre gelangt, in der Arktis drei Quadratmeter sommerliches Meereis schmelzen. 

Schon jetzt ist selbst nahe dem Nordpol offenes Wasser zu sehen. Und laut einer neuen Studie lässt jede Tonne Kohlendioxid, die in die Erdatmosphäre gelangt, in der Arktis drei Quadratmeter sommerliches Meereis schmelzen.

Quelle: Pablo Clemente-Colon/NOAA

Nachdem sich in den letzten 40 Jahren die Fläche des sommerlichen Meereises in der Arktis halbiert hat, sind global betrachtet nur noch 1.000 Gigatonnen Kohlendioxid in der Erdatmosphäre zusätzlich nötig, um das arktische Meereis im September vollständig abzutauen. „Angesichts der gegenwärtigen Emissionen von rund 35 Gigtaonnen CO2 pro Jahr wird diese Schwelle noch vor Mitte dieses Jahrhunderts erreicht werden“, warnen Notz und Stroeve.

Übereinkommen von Paris reicht nicht aus

Das auf dem UN-Klimagipfel in Paris vom vergangenen Dezember groß gefeierte Klimaschutzabkommen, die globale Erwärmung auf weniger als  2 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, dürfte an diesem Szenario einer eisfreien Arktis kaum etwas verändern. Denn dieses Klimaschutzziel gewährt der Menschheit bis Mitte des Jahrhunderts einen Ausstoß von 1.000 Gigatonnen Kohlendioxid. Eine eisfreie Arktis ist nur dann zu verhindern, wenn es gelingt, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu deckeln.

Übrigens werden alle Flugzeuge, die den Nordatlantik überqueren, künftig 2000 Stunden pro Jahr länger in der Luft sein. Schuld daran ist zunehmender Gegenwind auf den Strecken Richtung Westen, also Richtung Nordamerika. Grund: Der Jetstream, der in zehn bis zwölf Kilometern Höhe von Westen Richtung Osten bläst, beschleunigt sich durch den Klimawandel von heute durchschnittlich 77 auf 89 km/h. Das jedenfalls hat der Klimaforscher Paul Williams von der University of Reading in Großbritannien berechnet. Unseren Artikel darüber finden Sie hier.

Das Satellitenbild vom September 2007 zeigt den kanadischen Teil der Nordwestpassage zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen völlig eisfrei und damit schiffbar.  

Das Satellitenbild vom September 2007 zeigt den kanadischen Teil der Nordwestpassage zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen völlig eisfrei und damit schiffbar.

Quelle: ESA

Was Klimaforscher besorgt, öffnet für den Schiffsverkehr neue Wege: Die Nordwestpassage wird zunehmend befahrbar. Das Problem: Es gibt derzeit keine zuverlässige Navigation. Das will ein deutsch-kanadisches Forscherteam ändern. Wie? Das erfahren Sie auf dieser Seite.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.