Junger Holländer will Weltmeere von Plastikmüll befreien
Boyan Slat hat einen gigantischen Plan: Der 20-jährige Holländer will den Plastikmüll aus den Weltmeeren holen. Im August schickt er 50 Schiffe los, um eine Müllkarte vom Pazifik zu erstellen. 2016 sollen dann schwimmende Barrieren zum Einsatz kommen.
Sein Riesenvorhaben nennt Boyan Slat „The Ocean Cleanup“ – die Ozeansäuberung. Die Vorbereitungen dazu laufen seit gut zwei Jahren auf Hochtouren. Als Erstes will der ehemalige Student der Luft- und Raumfahrttechnik mit dem Pazifik anfangen: Um zu erfahren, wieviel Tonnen Plastik sich im Pazifik überhaupt türmen, sollen Ende August 50 Schiffe von Hawaii aus starten und schon mal die Strecke bis Kalifornien erfassen – das sind 3.500.000 km2 Ozean. So soll die erste hochauflösende Karte des dort herumschwimmenden Kunststoffs entstehen.
Die praktische Arbeit ist fürs nächste Jahr geplant. Slat und sein Team wollen vor der Küste Japans eine 2000 m lange Konstruktion ins Wasser lassen, die alles an Treibgut von der Oberfläche aufsammelt. Dazu werden im Meeresboden Plattformen verankert. An ihnen werden jeweils zwei 50 km lange Fangarme befestigt. In sie treibt die Strömung den Plastikmüll, der an der Oberfläche schwimmt. Der 120 Grad Winkel der Ausleger bewegt den Kunststoffabfall dann in Richtung der Plattformen, an denen unterhalb eine Sammelstation angebracht ist, wo der Abfall getrennt, gefiltert und später fürs Recycling an Land gebracht wird. Zwei Jahre lang wird diese Phase dauern.
Sechs Milliarden Euro für die Säuberung der Meere
Um alle Weltmeere von Plastik zu säubern, wären Anlagen im Wert von sechs Milliarden Euro notwendig, was laut Slat ein Schnäppchen ist verglichen mit den Schäden, die der Plastikmüll der Umwelt zufüge. Der Überflieger hat sich von mehreren Forschern in einer Machbarkeitsstudie bescheinigen lassen, dass seine Methode kostengünstig ist.
Der Holländer kam noch als Schüler auf die Idee, sich um die verschmutzten Weltmeere zu kümmern. In einem Tauchurlaub in Griechenland war er absolut geschockt vom Plastik im Wasser. Es ließ ihm keine Ruhe. Er blieb dran, entwickelte erste Pläne, ließ vor zwei Jahren sogar sein Studium sausen. Bis September 2014 hat er mit seiner Crowdfundingkampagne etwa 2,1 Millionen US-Dollar gesammelt. Inzwischen stehen ihm etwa 100 meist ehrenamtliche Helfer zur Seite, darunter Ingenieure und Naturwissenschaftler.
Plastikmüll bedroht Leben im Meer
Wie viel Plastikmüll in den letzten Jahrzehnten tatsächlich ins Meer gelangt ist, weiß man nicht. Aber es ist eines der größten vom Menschen gemachten Umweltprobleme: Abfälle von Stränden, aus Flüssen oder von Schiffen werden ins Wasser geworfen. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sollen in einigen Regionen der Welt bis zu eine Million Teile auf einem Quadratkilometer schwimmen. Bei 50 bis 80 % der tot aufgefundenen Meeresschildkröten sei verschlucktes Plastik die Todesursache.
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