Seesterne fressen weniger 29.09.2014, 12:14 Uhr

Kalkalgen passen sich der Versauerung der Meere an

Die Ozeane versauern aufgrund des vom Menschen verursachten Eintrags an Kohlendioxid immer mehr. Das stellt vor allem für Mikroorganismen wie Kalkalgen eine Bedrohung dar. Forscher konnten jetzt zeigen, dass diese recht gut mit dieser Bedrohung zurechtkommen. Anders manche Seesterne: Diese verlieren ihren Appetit und wachsen kaum noch.

Auch im saureren Wasser konnten die Seesterne ihre Kalkskelette aufbauen, wuchsen jdeoch langsamer und fraßen weniger. 

Auch im saureren Wasser konnten die Seesterne ihre Kalkskelette aufbauen, wuchsen jdeoch langsamer und fraßen weniger. 

Foto: GEOMAR/Wahrnk, Pohl, Gall

Emiliania huxleyi, die wichtigste der einzelligen Kalkalgen, kann gleichzeitig der Ozeanversauerung und der steigenden Wassertemperatur trotzen. Diesen überraschenden Befund präsentieren jetzt Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und des Thünen-Instituts für Seefischerei in einem bislang einmaligen Evolutionsexperiment. „Auch wenn das Experiment unter Laborbedingungen durchgeführt wurde, zeigt es deutlich, welch großes Anpassungspotential in Emiliania huxleyi steckt“ erklärt Lothar Schlüter, Erstautor der Studie, die jetzt im Fachmagazin Nature Climate Change präsentiert wurde.

Aufwendiges Evolutionsexperiment mit Kalkalgen

Eine einzige Zelle der Kalkalge aus dem Raunefjord in Norwegen diente den Forschern als Grundlage für das Evolutionsexperiment. Emiliania huxleyi teilt sich im Labor etwa einmal am Tag. So konnten aus der Ur-Zelle schnell viele genetisch zunächst identische Kulturen gewonnen werden.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektmanagement Hochspannung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (m/w/d) für Straßenausstattungsanlagen und Verkehrsführung Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg-Firmenlogo
Bauingenieur TGA (m/w/d) im Bereich der Gebäudesanierung und Instandhaltung Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
Stuttgart Zum Job 
Albert Handtmann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Vakuumfüller Albert Handtmann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG
Biberach an der Riß Zum Job 
DHBW Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart Campus Horb-Firmenlogo
Professur (m/w/d) für Maschinenbau (Schwerpunkt: Versorgungs- und Energiemanagement) DHBW Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart Campus Horb
Horb am Neckar Zum Job 
Kreis Pinneberg-Firmenlogo
Ingenieur*in / Fachplaner*in für Technische Gebäudeausrüstung (m/w/d) Kreis Pinneberg
Elmshorn Zum Job 
Stadtwerke Leipzig GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Apparatetechnik Stadtwerke Leipzig GmbH
Leipzig Zum Job 
Cummins Deutschland GmbH-Firmenlogo
Controls Engineer (m/w/d) - Hourly Cummins Deutschland GmbH
Marktheidenfeld Zum Job 
CoorsTek GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur / Ingenieur (m/w/d) Produktion CoorsTek GmbH
Mönchengladbach Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Spezialist für Steuerungen im intelligenten Stromnetz mittels Smart Meter (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Abteilungsleitung Planung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten (Allgäu) Zum Job 
Herrenknecht AG-Firmenlogo
Projektcontroller (m/w/d) Herrenknecht AG
Collins Aerospace HS Elektronik Systeme GmbH-Firmenlogo
Senior Entwicklungsingenieur (m/w/d) Mechanik Collins Aerospace HS Elektronik Systeme GmbH
Nördlingen Zum Job 
Bohle Isoliertechnik GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Isoliertechnik Bohle Isoliertechnik GmbH
Pastetten Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Verkehrsingenieur:in im Bereich Behörden-Genehmigungsmangement (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
ZVEI e. V. Verband der Elektro- und Digitalindustrie-Firmenlogo
Manager/in Automotive und Mobilität 4.0 (w/m/d) ZVEI e. V. Verband der Elektro- und Digitalindustrie
Berlin, Frankfurt am Main Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Qualitätsingenieur (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
Nord-Micro GmbH & Co. OHG-Firmenlogo
Production Engineer (m/w/d) Nord-Micro GmbH & Co. OHG
Frankfurt am Main Zum Job 
Südzucker AG-Firmenlogo
Trainee Verfahrenstechnik / Chemieingenieurwesen / Chemie / Maschinenbau (m/w/d) Südzucker AG
verschiedene Standorte Zum Job 
Meister der Anpassung: Zellen der wichtigsten einzelligen Kalkalge der Weltozeane, Emiliania huxleyi.

Meister der Anpassung: Zellen der wichtigsten einzelligen Kalkalge der Weltozeane, Emiliania huxleyi.

Quelle: GEOMAR/Kai T. Lohbec

Diese konfrontieren die Wissenschaftler in jeweils fünf Kulturen unter Kontrollbedingungen bei einer Wassertemperatur von 15 Grad Celsius und einer erhöhten Wassertemperatur von 26 Grad Celsius mit drei unterschiedlichen Konzentrationen an Kohlendioxid im Wasser. Einmal mit den heutigen Verhältnissen im Ozean. Daneben mit den Bedingungen, die nach den kritischsten Berechnungen des Weltklimarates gegen Ende dieses Jahrhunderts erreicht werden könnten und dem höchstmöglichen Grad an Versauerung.

Auswertung nach 460 Algen-Generationen

Nach einem Jahr und etwa 460 Algen-Generationen später prüften die Forscher, wie die verschiedenen Gruppen innerhalb eines Zeitraumes von fünf Tagen auf die hohe Temperatur reagierten. Vollkommen unabhängig vom Kohlendioxid-Gehalt wuchsen die an das warme Wasser angepassten Kalkalgen im warmen Wasser deutlich schneller als die unter Kontrollbedingungen lebenden. Teilweise produzierten die angepassten Kulturen sogar mehr neue Biomasse und etwa doppelt so viele Kalkplättchen als die Kontrollgruppe.

Kalkalge zieht sogar Vorteile aus den zukünftigen Lebensbedingungen

Völlig überraschend war für die Forscher das Ergebnis eines Teilexperimentes: Gerade die Kulturen, die ein komplettes Jahr bei der hohen Temperatur und gleichzeitig dem höchsten Gehalt an Kohlendioxid existierten, konnten sich am schnellsten auf die erneut höheren Temperaturen einstellen. „Über mehrere hundert Generationen hinweg haben sich offenbar jene neuen Mutationen durchgesetzt, welche gleichzeitig Vorteile unter Ozeanversauerung und Erwärmung vermittelt haben“, vermutet Schlüter.

Kalkalgenblüte in der Barentssee: Die Kalkalge zählt zu den wichtigsten Produzenten von biologischen Calciumcarbonat und kann große Algenblüten bilden.

Kalkalgenblüte in der Barentssee: Die Kalkalge zählt zu den wichtigsten Produzenten von biologischen Calciumcarbonat und kann große Algenblüten bilden.

Quelle: NASA/Jeff Schmaltz

Die offenbar ziemlich anpassungsfähige Kalkalge Emiliania huxleyi spielt mit ihren Artgenossen eine wichtige Rolle für den Transport von Kohlenstoff in den tiefen Ozean und damit für die Bedeutung der Meere als klimaregulierende Kohlenstoff-Senke. „Die Funktion des Ozeans als Kohlenstoff-Senke, welche die Folgen des Klimawandels abmildert, würde somit erhalten bleiben“, folgert Prof. Dr. Thorsten Reusch, der das Feld der Evolutionsökologie am GEOMAR leitet.

Seesterne verlieren den Hunger und wachsen langsamer

Jeder Jeck ist bekanntlich anders. So reagierten junge Seesterne der Gattung Asterias rubens aus der Ostsee mit beachtlicher Appetitlosigkeit und wuchsen langsamer, wenn sie im sauren Wasser aufwachsen mussten. „Diesen Effekt haben wir bei erwachsenen Seesternen erst bei einem deutlich erhöhten Kohlendioxid-Gehalt im Wasser beobachtet“, erklärt Dr. Jörn Thomsen, einer der beiden Erstautoren der Langzeitstudie, die jetzt in der Fachzeitschrift Marine Ecology Progress erschienen sind.

Junge Seesterne aus der Ostsee im Labor des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel: Bei zunehmender Versauerung des Meeres wachsen Seesterne langsamer.

Junge Seesterne aus der Ostsee im Labor des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel: Bei zunehmender Versauerung des Meeres wachsen Seesterne langsamer.

Quelle: GEOMAR/Isabel Casties

Auch nach einer langen Akklimatisierungszeit gelang es Asterias rubens nicht, sich an die versauerten Bedingungen anzupassen. In einem Experiment im echten Ozean untersuchen Forscher vom GEOMAR derzeit vor der Küste von Gran Canaria den Einfluss des vermehrten Eintrags von Kohlendioxid auf die im Meer lebenden Tiere.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.