Klima-Messturm im brasilianischen Regenwald eingeweiht
Das Amazonian Tall Tower Observatory (Atto) ist seit letztem Wochenende eingeweiht: Der 325 m große Klima-Messturm ragt mitten im brasilianischen Regenwald aus dem dichten Blätterdach. Er soll neue Klimadaten für bessere Klimamodelle liefern. Deutschland hat den Bau mit 4,2 Millionen € unterstützt.
Nach einem Jahr Bauzeit wurde das Amazonian Tall Tower Observatory (Atto) letzten Samstag offiziell eröffnet. In verschiedenen Höhen sollen nun Messgeräte am Gerüst installiert werden, die atmosphärische Spurengase und Austauschvorgänge zwischen Biosphäre und Atmosphäre erfassen. So können mit Hilfe von Atto chemische und physikalische Vorgänge in Luftschichten erforscht werden, die Klimaforscher bislang nicht erreicht haben. Die Messdaten sollen die Grundlage für verbesserte Klimamodelle liefern.
Erforschung der Treibhausgasbilanz des Regenwaldes
Jürgen Kesselmeier, Projektkoordinator der Max-Planck-Gesellschaft, formuliert zwei wesentliche Forschungsziele: Zum einen soll die Treibhausgasbilanz des Regenwaldes genauer ergründet werden. Zum anderen sollen Wind und Wolkenbildung über dem riesigen Waldgebiet erforscht werden. „Wir wollen nicht nur die Quellen und Senken von Treibhausgasen wie CO2, Methan und N2O ergründen“, erklärt er. „Wir wollen auch die für die Wolkenbildung wichtige Aerosolbildung erforschen und die über mehrere hundert Kilometer stattfindenden Transportprozesse von Luftmassen verstehen.“
Das Stahlgerüst ist mit seinen 325 m Höhe noch einen Meter höher als der Eiffelturm. Am Standort, rund 150 km nordöstlich von Manaus, gibt es bereits zwei 80 m hohe Messtürme, die seit 2011 regelmäßig Daten zu Wetterbedingungen sowie Spurengasen und Aerosolen liefern. Der neue Turm wird in das bereits bestehende Netzwerk von kleineren brasilianischen Messtürmen integriert.
Tausende Quadratkilometer Messbereich
Attos Messbereich soll mit mehreren tausend Quadratkilometern etwa die Hälfte des Amazonasbeckens abdecken. Der tropische Regenwald Südamerikas, der sich größtenteils auf brasilianischem Staatsgebiet aber auch bis in einige Nachbarstaaten erstreckt, ist die größte zusammenhängende Waldfläche der Welt und hat globale Bedeutung: Er produziert die Hälfte des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre, hat über seine Verdunstung einen enormen Einfluss auf den Wasserkreislauf und stabilisiert das Klima.
Der Bau von Atto wurde zwischen Deutschland und Brasilien im Jahr 2009 vereinbart. Die Gesamtinvestition von 8,4 Millionen € haben sich die beiden Ländern geteilt und jeweils die Hälfte übernommen. Atto wird als ein Gemeinschaftsprojekt der Max-Planck-Institute für Chemie und für Biogeochemie sowie dem brasilianischen Bundesinstitut für Amazonasforschung (Inpa) und der Universität des Staates Amazonas (UEA) realisiert. Das Bauwerk ist übrigens das Gegenstück zu dem 2006 fertig gestellten Turm Zotto, der in Sibirien steht.
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