Studie zum Klimawandel 18.12.2024, 11:28 Uhr

Klimakosten doppelt so hoch wie von der Politik angenommen?

Neue Studie: Die sozialen Kosten des Klimawandels sind doppelt so hoch wie bisher geschätzt. Experten fordern politische Konsequenzen und realistischere Werte.

Klimawandel

Die sozialen Kosten des Klimawandels sind weitaus höher als bislang angenommen. Experten fordern Konsequenzen in der globalen Klimapolitik.

Foto: PantherMedia / Leo Lintang

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Seine wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen sind immens und können ganze Volkswirtschaften destabilisieren.  Eine neue Studie zeigt, dass die sozialen Kosten von Kohlenstoff (Social Cost of Carbon = SCC) weit unterschätzt werden. Mit realistischeren Annahmen könnten diese mehr als doppelt so hoch ausfallen wie bisher angenommen. Das Autorenteam fordert daher weitreichende Konsequenzen für die globale Klimapolitik.

Ein unterschätztes Problem

Die sozialen Kosten von Kohlenstoff (SCC) sind eine zentrale Kennzahl, die den Schaden quantifiziert, den eine ausgestoßene Tonne Kohlendioxid (CO2) verursacht. Dazu zählen Ernteverluste, Gesundheitsprobleme, Sachschäden durch Naturkatastrophen und die Beeinträchtigung ökologischer Systeme. Diese Zahl wird weltweit von Entscheidungsträgern genutzt, um Klimaschutzmaßnahmen wirtschaftlich zu bewerten. Doch laut einer aktuellen Studie unter der Leitung der University of California, Davis, werden die sozialen Kosten von Kohlenstoff drastisch unterschätzt.

Die Untersuchung, die in der renommierten Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde, kritisiert die bisherigen Ansätze. Diese würden wichtige Auswirkungen des Klimawandels, die das Wohlergehen der Menschen stark beeinflussen, nicht berücksichtigen. Frances Moore, die Hauptautorin der Studie und Professorin für Umweltwissenschaften, betont: „Wenn Menschen sich Sorgen über den Klimawandel machen, dann wegen der Risiken und Unsicherheiten, die er birgt. Sie sorgen sich um langfristige, kumulative Auswirkungen wie die Bremsung des Wirtschaftswachstums oder die Zerstörung unersetzlicher Natursysteme.“

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Realistische Werte: Mehr als verdoppelt

Die Forschenden schätzen die sozialen Kosten von Kohlenstoff auf etwa 283 US-Dollar pro Tonne CO2 für das Jahr 2020. Diese Zahl liegt mehr als doppelt so hoch wie der bisherige Durchschnittswert von 132 US-Dollar, der in der akademischen Literatur publiziert wurde. Auch die Schätzung der US-Umweltschutzbehörde von 190 US-Dollar wird damit übertroffen.

Dieser Anstieg erklärt sich durch die Einbeziehung zuvor vernachlässigter Faktoren. Darunter fallen:

  • Langfristige wirtschaftliche Auswirkungen: Der Klimawandel hat das Potenzial, das Wirtschaftswachstum langfristig zu bremsen, was erhebliche Folgen für den Wohlstand von Gesellschaften hat.
  • Unersetzbare Verluste: Natürliche und kulturelle Systeme, die unwiederbringlich verloren gehen, wie Korallenriffe oder kulturelle Stätten, werden in vielen Berechnungen nicht berücksichtigt.
  • Klimakipppunkte: Diese bezeichnen plötzliche, irreversible Veränderungen, wie das Abschmelzen der polaren Eiskappen oder die Destabilisierung des Amazonas-Regenwaldes.

Die Studie weist darauf hin, dass die bisherigen Berechnungen der SCC diese Schäden unterschlagen und somit die Notwendigkeit für ambitioniertere Klimaschutzmaßnahmen unterschätzen.

Wissenschaftliche Methodik

Um die sozialen Kosten von Kohlenstoff genauer zu bestimmen, analysierten die Forschenden über 1800 Studien aus den letzten 20 Jahren. Dabei setzten sie maschinelles Lernen ein, um bestehende Berechnungen neu zu gewichten. Gleichzeitig wurde eine umfassende Expertenbefragung durchgeführt, um bisherige Auslassungen zu identifizieren.

Die Experten hoben besonders hervor, dass die bisherigen Berechnungen Klimarisiken wie Kipppunkte, langfristige wirtschaftliche Folgeschäden und die Beeinträchtigung von ökologischen Systemen oft nicht angemessen berücksichtigen. Diese neuen Erkenntnisse flossen in die modifizierten Schätzungen ein.

Das Ergebnis: Eine Verteilung der SCC-Werte für das Jahr 2020 mit einem Mittelwert von 283 US-Dollar und einem Interquartilsabstand von 97 bis 369 US-Dollar pro Tonne CO2. Der Interquartilsabstand beschreibt die Breite des Intervalls, in dem die mittleren 50 % der Elemente einer nach Größe sortierten Stichprobe liegen.

Bedeutung für die Politik

Die sozialen Kosten von Kohlenstoff sind eine zentrale Größe in der Klimapolitik. Sie beeinflussen Entscheidungen über CO2-Preise, Subventionen für erneuerbare Energien und Regulierungen von Emissionen. Doch viele aktuelle politische Ansätze basieren auf zu niedrigen SCC-Werten und unterschätzen somit den Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen.

Die Autorinnen und Autoren der Studie betonen: „Die Einbeziehung von Klimakosten in wirtschaftliche Preise – sei es durch CO2-Abgaben, Emissionsregulierungen oder Subventionen für saubere Technologien – ist essenziell, um die schlimmsten Klimaauswirkungen zu verhindern.“ Diese Aussage unterstreicht die Notwendigkeit, realistischere Berechnungen als Grundlage für politische Entscheidungen heranzuziehen.

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Studie, dass eine strengere Klimapolitik langfristig auch ökonomische Vorteile bringt. Je genauer die Kosten des Klimawandels erfasst werden, desto effektiver können Gegenmaßnahmen gestaltet werden.

Auswirkungen für Wirtschaft und Gesellschaft

Eine realistischere Einschätzung der SCC könnte tiefgreifende Veränderungen bewirken. Höhere SCC-Werte würden:

  • Strengere Klimapolitik rechtfertigen: Höhere CO2-Preise und ambitioniertere Emissionsziele könnten durch die wirtschaftlichen Argumente gestützt werden.
  • Investitionen in erneuerbare Energien fördern: Eine realistische Einschätzung der Kosten fossiler Brennstoffe könnte die Attraktivität sauberer Technologien steigern.
  • Langfristige Kosten senken: Frühzeitig getätigte Investitionen in den Klimaschutz können zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Verluste minimieren.

Die Mitautoren der Studie sind Moritz Drupp von der Universität Hamburg, James Rising von der Universität Delaware, Simon Dietz von der London School of Economics and Political Science, Ivan Rudik von der Cornell University und Gernot Wagner von der Columbia Business School.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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