Klimawandel könnte Wasser in die Wüste bringen
Computersimulationen legen nahe, dass die globale Erderwärmung monsunartige Regenfälle über einer der trockensten Regionen Afrikas auslösen könnte. Mit dramatischen Folgen.
Gemeinhin steht der Klimawandel für das Böse, er führt zu Dürren und Missernten und lässt extreme Wetterphänomene häufiger werden. Nur in der afrikanischen Sahelzone könnte das alles ein bisschen anders aussehen, wie Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung herausgefunden haben. Dort könnte die Erderwärmung zu mehr Regen führen.
„Für die trockene Sahelzone scheint die Chance zu bestehen, dass eine weitere Erderwärmung tatsächlich die für Bauern und Viehhalter verfügbare Wassermenge zunehmen lässt“, analysiert Jacob Schewe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Er hat gemeinsam mit Kollegen bereits bekannte Computersimulationen zu den Auswirkungen der globalen Erderwärmung auf die Sahelzone neu ausgewertet.
Monsunartige Regenfälle ab einer Erderwärmung von +2 Grad Celsius
Diese Simulationen legen nahe, dass die Niederschlagsmenge in der Region bei einem ungebremsten Klimawandel um bis zu 300 Prozent ansteigt. Zum einen, weil durch die steigende Oberflächentemperatur des Ozeans mehr Wasser verdunstet, was als Regen auf dem Land wieder ankommen kann. Zum anderen nehmen die Monsunwinde zu, die die feuchte Luft vom Atlantik ins Innere des Kontinents tragen. Diese Veränderung könnte den Wüstenregionen von Mali, Nigeria und dem Tschad zu einem tropischen Klima verhelfen und sie folgt einem sich selbst verstärkenden Mechanismus.
Der Effekt für diesen „Sahel-Monsun“ dürfte nach Erkenntnissen der Wissenschaftler auftreten, wenn sich die Erde um mehr als 2 Grad Celsius erwärmt. Wenn also die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht erreicht werden, wie sie im Dezember 2015 getroffen wurden. Einer der größten Klimasünder der Welt, die USA, ist auf den Willen ihres Präsidenten Donald Trump bereits wieder aus dem Abkommen ausgestiegen.
Wissenschaftler schlagen Alarm
Die Wissenschaftler sind alarmiert: „Dies ist eines der wenigen Elemente im Erdsystem, die wir schon bald kippen sehen könnten“, prognostiziert Anders Levermann vom PIK. „Nähert sich die Temperatur einmal dem Schwellenwert, so können sich die Regenfälle innerhalb weniger Jahre komplett verändern.“
In der Sahelzone sei „die Krise Normalzustand“, sagte der Caritas-Verband einst über den Landstrich, der immerhin 100 Millionen Menschen beheimatet. Die Region ist von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen und wird immer wieder von Dürren heimgesucht. Dennoch ist die Aussicht auf monsunartige Regenfälle ein Grund zur Beunruhigung. Im Jahr 2007 wurde sie zuletzt von ungewöhnlich heftigen Regenfällen heimgesucht. Es kam zu einer Flutkatastrophe, Millionen Menschen wurden obdachlos. Levermann warnt: „So großartig es hoffentlich für den Sahel ist, dass es in der Region möglichweise mehr regnet – das Ausmaß der Veränderung verlangt dringend nach Aufmerksamkeit.“
Die Publikation erschien im Open-Access-Journal Earth System Dynamis.
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