Kondensstreifen und Eiswolken am Himmel könnten das Klima erwärmen
Kondensstreifen am Himmel: Sie erzeugen nicht nur harmloses Fernweh, vielleicht sind die Streifen für das Klima weit schädlicher als bislang gedacht. Um diesem Verdacht nachzugehen, haben jetzt DLR-Ingenieure das Forschungsflugzeug Halo zu insgesamt zwölf Messflügen in die Lüfte geschickt.
„Neue Erkenntnisse zeigen, dass die wärmende Klimawirkung von Kondensstreifen-Zirren möglicherweise stärker ist, als die durch den Kohlendioxidausstoß des Luftverkehrs“, erklärt Klimaexpertin Prof. Christiane Voigt, Forscherin an der Universität Mainz und am DLR-Zentrum für die Physik der Atmosphäre in Oberpfaffenhofen. Die dünnen Zirren und Kondensstreifen legen sich wie ein wärmender Schal um die Erde, so Voigt.
Vergleich künstlicher und natürlicher Eiswolken
Dabei können sie offenbar im Vergleich zu natürlichen Eiswolken für eine zusätzliche Erwärmung des Erdklimas sorgen. Wie stark, das ist abhängig von der Größe der Eiswolken, der Anzahl der Eiskristalle in den Wolken, der Höhe der Wolken, der Lebensdauer sowie der Form der Eispartikel, die eine Größe von einem Tausendstel Millimeter bis zu mehreren Millimetern haben. Doch die genaue Wirkung etwa auf die Sonneneinstrahlung ist noch nicht geklärt.
Deshalb wird das Forschungsflugzeug Halo des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in den nächsten vier Wochen zu zwölf Testflügen aufbrechen. Halo wird in einer Höhe von 8 bis 14 Kilometern über Europa und dem Nordatlantik die Eiswolken und Kondensstreifen vermessen.
Genaue Wirkung von Eispartikeln am Himmel noch ungewiss
Die Wissenschaftler legen dabei besonderes Augenmerk auf die langlebigen Kondensstreifen des Luftverkehrs. Denn es ist nicht genau bekannt, wie diese sich von natürlichen Eiswolken unterscheiden. „Ein regelrechter Zoo von Säulchen, Plättchen und komplizierter verästelter Eiskristalle erwartet unsere Instrumente“, so Voigt. „Mit Halo werden wir umfassende Messdaten sammeln, um Modellergebnisse besser zu untermauern und bestehende Unsicherheiten zu reduzieren“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Dafür hat Halo die modernsten Instrumente zur Wolkenmessungen an Bord, die es weltweit gibt, so das DLR. Zur drei Tonnen schweren Ausrüstung gehören ein Laserexperiment zur Fernerkundung von Wolken, auch Lidar genannt, sowie neun verschiedene Wolkensonden. Sie sind unter den Tragflächen des Forschungsflugzeuges montiert. Zudem hat das Flugzeug Instrumente für die Messung von Aerosolen, Wasserdampf und Spurengasen an Bord.
100 Forscher wollen das Rätsel am Himmel lösen
„Seit mehreren Jahren haben wir neue Messmethoden entwickelt, um die Eigenschaften von Zirren und Kondensstreifen sehr genau zu erfassen“, berichtet Dr. Andreas Minikin vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre. Er leitet gemeinsam mit Christiane Voigt diese Forschungskampagne, an der ein 100-köpfiges Team beteiligt ist.
Die Messergebnisse werden später mit den Messdaten der Fernerkundungsstationen am Boden verglichen und globale Satellitendaten werden überprüft. Die Hoffnung der Forscher: Klimaprognosen könnten künftig eine stärkere Aussagekraft erhalten.
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