Klimawandel erreicht das Meer 02.07.2014, 08:25 Uhr

Krabben und Krebse aus dem Süden wohnen jetzt auch in der Nordsee

Der Klimawandel ist keine abstrakte Bedrohung, mit der sich unsere Urenkel in ferner Zukunft zu beschäftigen haben. Der Klimawandel ist längst im Gange: In der Nordsee zum Beispiel tummeln sich immer mehr Tierarten, die einst die südlichen Gefilde der Ozeane bevölkerten. Das belegt eine Langzeitstudie des Frankfurter Senckenberg-Instituts.

Willkommen in der Nordsee, verehrter Diogenes. Gemeint ist hier allerdings nicht der antike griechische Philosoph Diogenes von Sinope, besser bekannt auch als der Philosoph in der Tonne. Gemeint ist Diogenes pugilator, ein maximal fünf Millimeter großer Einsiedlerkrebs. Dieser Winzling, ursprünglich im Mittelmeer und dem angrenzenden Atlantik beheimatet, fühlt sich inzwischen in der Nordsee pudelwohl. „Der Krebs hat 2002 die Deutsche Bucht erreicht“, erzählt Prof. Michael Türkay, Abteilungsleiter für Marine Zoologie am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. „Seit dem Jahr 2005 beobachten wir stabile Populationen vor und auf der Nordseeinsel Wangerooge.“

Klimawandel verändert die Ökosysteme nachhaltig

Der kleine Einsiedlerkrebs ist ein Beleg dafür, dass der Klimawandel stattfindet und die Ökosysteme an Land und im Wasser bereits verändert hat. Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch an deutschen Meeresküsten deutlich spürbar. „Das Meer hat eine höhere Elastizität gegenüber Veränderungen“, erklärt Türkay, „das heißt ein Wandel vollzieht sich dort langsamer, aber dafür umso nachhaltiger.“

Nordsee-Einwanderer: Der maximal 5 mm große Einsiedlerkrebs Diogenes pugilator kommt ursprünglich nur in wärmeren Ozeanen vor. Jetzt fühlt er sich auch in der Nordsee wohl, haben Forscher des Frankfurter Senckenberg-Instituts entdeckt.

Nordsee-Einwanderer: Der maximal 5 mm große Einsiedlerkrebs Diogenes pugilator kommt ursprünglich nur in wärmeren Ozeanen vor. Jetzt fühlt er sich auch in der Nordsee wohl, haben Forscher des Frankfurter Senckenberg-Instituts entdeckt.

Quelle: Senckenberg/Türkay

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
bayernweit Zum Job 
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Nah- und Fernwärme-Hausanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Wirtschaftsjurist*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Contract & Claimsmanagement in Projektender Energiewende THOST Projektmanagement GmbH
Stuttgart, Mannheim Zum Job 
RES Deutschland GmbH-Firmenlogo
Head of Engineering / Leitung technische Planung Wind- & Solarparks (m/w/d) RES Deutschland GmbH
Vörstetten Zum Job 
MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Elektrotechnik MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG
Wiesbaden Zum Job 
KÜBLER GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur / Fachplaner / TGA (m/w/d) Heizungstechnik und Elektro KÜBLER GmbH
Ludwigshafen Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Hamburger Hochbahn AG-Firmenlogo
Senior - Projektleiter Elektrotechnik Betriebsanlagen (w/m/d) Hamburger Hochbahn AG
Hamburg Zum Job 
Veltum GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur:in für Versorgungstechnik Heizung, Lüftung, Sanitär Veltum GmbH
Waldeck Zum Job 
Stadtwerke Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker/Meister (m/w/d) Elektrische Energietechnik Netzausbau Strom Stadtwerke Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler kommunale Energielösungen (m/w/d) naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden) Zum Job 
Stadtwerke Augsburg Energie GmbH-Firmenlogo
TGA-Planer*in / Ingenieur*in / Techniker*in (m/w/d) technische Gebäudeausrüstung Stadtwerke Augsburg Energie GmbH
Augsburg Zum Job 
WESSLING Consulting Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Abteilungsleiter Gebäudeschadstoffe (m/w/d) WESSLING Consulting Engineering GmbH & Co. KG
Berlin-Adlershof Zum Job 
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Professur für Modellbildung und Simulation in der Energie- und Gebäudetechnik (W2) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
TenneT-Firmenlogo
Asset Spezialist elektrische Eigenbedarfssysteme HVDC-Anlagen (m/w/d) TenneT
Lehrte, Bayreuth Zum Job 
Universität Potsdam-Firmenlogo
Referatsleiter/-in Technisches Gebäudemanagement (w/m/d) Universität Potsdam
Potsdam Zum Job 
Forschungszentrum Jülich GmbH-Firmenlogo
Teamleiter:in - Integrierte Ressourcenbewertung (w/m/d) Forschungszentrum Jülich GmbH
Jülich bei Köln Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) als Referent Arbeitssicherheit Die Autobahn GmbH des Bundes

Der Frankfurter Meeresbiologe ist ein ausgewiesener Kenner der Tierwelt am Nordseegrund. Denn ein Team von Wissenschaftlern um Michael Türkay erforscht seit über 20 Jahren die Tierwelt am Grund der mittleren Nordsee. Dafür nehmen die Forscher seit 1991 jedes Jahr zur gleichen Zeit mit dem eigenen Forschungskutter F.K. Senckenberg Fahrt auf. Dann holen sie mit einer Zwei-Meter-Baumkurre, das ist ein beutelähnliches Grundschleppnetz, an etwa 40 Stationen in der Doggerbank, einer Untiefe in der zentralen Nordsee, Proben vom Boden.

Seit dem Jahr 2000 verändert sich die Tierwelt in der Nordsee

Die Forscher zählen anschließend die Tiere in den Proben und registrieren die Veränderungen in der Zusammensetzung der Arten. „Unsere Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass im Jahr 2000 in der Nordsee ein Regimewechsel eingesetzt hat und sich die Zusammensetzung der Tierwelt seit diesem Zeitpunkt massiv ändert“, erläutert Türkay und ergänzt: „Warmwasserregionen dringen stärker nach Norden und Osten vor und verwischen damit auch die früher stabilen Grenzen zwischen unterschiedlichen Faunenregionen.“

Das Ergebnis ist eine Vereinheitlichung der Tierwelt und damit eine Abnahme der Artenvielfalt. „Man kann sagen, dass das Biodiversitätslevel um die Jahrtausendwende auf ein niedrigeres Niveau gesunken ist“, sagt Türkay. Es ist im Prinzip eine große Verschiebung, die da unter Wasser geschieht. So zieht es den Kabeljau in kühlere Regionen, Krebse und Krabben aus südlichen Gebieten dringen immer weiter in die Nordsee vor.

Auch Langzeitstudien in der Helgoländer Tiefen Rinne, gelegen südlich der Nordseeinsel in der Deutschen Bucht, bestätigen diesen Trend. Auch dort nimmt der Anteil von Warmwasserarten seit dem Jahre 2000 beständig zu. 41 Arten haben die Wissenschaftler während ihrer Langzeitstudie in der Tiefen Rinne eingesammelt. So hat dort inzwischen die ozeanische Schwimmkrabbe Liocarcius depurator eine neue Heimat gefunden. Die Forscher fanden diese Tierart zunächst nur sehr vereinzelt, seit gut zehn Jahren tritt Liocarcius depurator aber als dominantes Element in diesem Biodiversitätshotspot auf. Und auch die Krabbe Necora puber, die eigentlich im atlantischen Raum ihre Heimat hat, fühlt sich inzwischen in der Nordsee ziemlich wohl.

Forscher: „Krebse sind wie lebende Messgeräte“

So verhält es sich auch mit dem winzigen Einsiedlerkrebs Diogenes pugilator. In warmen Jahren findet man die Einsiedlerkrebse häufig auch am Strand von Wangerooge. In kalten Wintern ziehen sich die Winzlinge in tiefere Meeresgebiete zurück. „Sie verschwinden aber nie komplett aus der Region“, so Türkay. „Wir gehen davon aus, dass sie fester Bestandteil unserer Nordseefauna werden.“

Die ozeanische Schwimmkrabbe Liocarcius depurator ist mittlerweile ein dominantes Element in der Helgoländer Tiefen-Rinne.

Die ozeanische Schwimmkrabbe Liocarcius depurator ist mittlerweile ein dominantes Element in der Helgoländer Tiefen-Rinne.

Quelle: Senckenberg/Tränkner

Damit entpuppen sich Meeresorganismen als sehr gute Indikatoren für den Klimawandel. „Die von uns untersuchten Krebse sind wie lebende Messgeräte – ihr Auftreten und ihre Ausbreitung sind Reaktionen auf die sich verändernde Umwelt“, resümiert der Frankfurter Meeresforscher. Sie haben ihre Ergebnisse kürzlich in den Fachzeitschriften „Helgoland Marine Research“ und „Marine Biodiversity“ veröffentlicht.

Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung wurde bereits 1817 von engagierten Frankfurter Bürgern als Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft gegründet. Namensgeber ist der Frankfurter Arzt und Naturforscher Dr. Johann Christian Senckenberg, der im Jahre 1763 sein gesamtes Vermögen in Höhe von 95.000 Gulden stiftete, um in einem Bürgerhospital auch Arme unentgeltlich versorgen zu lassen und um wissenschaftliche Projekte zu fördern. Heute ist sie eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen rund um die biologische Vielfalt und mit dem Frankfurter Haus eines der größten Naturkundemuseen Europas.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.