Klimawandel 14.11.2023, 13:37 Uhr

Kunstschnee in Skigebieten: Wie nachhaltig ist das denn?

Im Zuge des Klimawandels und steigenden Temperaturen verschiebt sich die Schneefallgrenze immer weiter nach oben. Viele Skigebiete können ohne Kunstschnee nicht überleben. Doch wie nachhaltig ist das überhaupt und gibt es Alternativen?

Schneekanonen

Immer häufiger kommen Schneekanonen zum Einsatz, um den Skibetrieb aufrecht halten zu können.

Foto: Panthermedia.net/farbpixel

Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass durch die Klimakrise die Hälfte der europäischen Skigebiete wegen Schneemangel schließen müssen. Viele können nur überleben, wenn sie mit Hilfe von Kunstschnee am Leben gehalten werden. Die Produktion von künstlichem Schnee ist allerdings sehr energieintensiv, hinzu kommt ein hoher Wasserverbrauch. Ein Forschungsteam aus Innsbruck hat am Beispiel Kanadas untersucht, welche Umweltauswirkungen künstliche Beschneiung hat und wie sich Kunstschnee auf die Nachhaltigkeit des Skitourismus auswirkt. Zusätzlich schauen wir auf die Situation in den Alpen und insbesondere auch in Deutschland.

Natürlicher Schneefall bleibt immer häufiger aus

Natürlicher Schneefall wird im Winter in unseren Breiten zunehmend seltener. Skigebiete setzen daher verstärkt auf künstliche Beschneiung, um ihre Pisten zu präparieren. Robert Steiger, Geograph und Volkswirt am Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck, hat mit kanadischen Kolleginnen und Kollegen analysiert, ob diese Beschneiung angesichts des Ressourcenverbrauchs und der CO2-Emissionen eine unangemessene Reaktion auf den Klimawandel ist.

„Die Nachhaltigkeit des Skitourismus hängt in hohem Maß vom Ressourcenverbrauch und den Emissionen ab“, sagt Robert Steiger. „Wir haben deshalb den Wasser- und Energieverbrauch und die daraus resultierenden CO2-Emmissionen der Skiindustrie in Kanada untersucht. Die Ergebnisse lassen sich auch auf die Situation in Mitteleuropa übertragen.“

Und wieviel Energie ist für das Herstellen von Kunstschnee notwendig? Experten haben ausgerechnet, dass mehrere Schneekanonen für die Beschneiung von allein einem Hektar Piste mindestens 15 Megawattstunden Strom im Jahr benötigen. Ist das Skigebiet zum Beispiel 3000 Hektar groß, wären das mindestens 45.000 Megawattstunden. Mit dieser Energie könnten rund 6.000 Klassenzimmer beheizt werden.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Indorama Ventures Polymers Germany GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Verfahrenstechnik (m/w/d) Chemische Produktion Indorama Ventures Polymers Germany GmbH
Gersthofen Zum Job 
Jungheinrich AG-Firmenlogo
EHS-Projektingenieur (m/w/d) mit Schwerpunkt Energieeffizienz Jungheinrich AG
deutschlandweit Zum Job 
ENGIE Deutschland GmbH-Firmenlogo
Projektmanager Vertrieb Energiedienstleistungen (m/w/d) ENGIE Deutschland GmbH
Frankfurt oder Stuttgart, bundesweit Zum Job 
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Veltum GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur:in für Versorgungstechnik Heizung, Lüftung, Sanitär Veltum GmbH
Waldeck Zum Job 
Energie und Wasser Potsdam GmbH-Firmenlogo
Senior-Mehrsparten-Projektbearbeiter (m/w/d) Realisierung Energie und Wasser Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Naturwissenschaftler/in oder Ingenieur/in als Experte für Immissionsschutz (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/in / Umweltwissenschaftler/in im Bereich Energie und Emissionshandel (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler (m/w/d) Technischer Vertrieb naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden), Schallstadt, Donaueschingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
VH-7 Medienküche GmbH-Firmenlogo
Bauingenieur / Umweltingenieur oder Ingenieur Umweltschutztechnik (M/w/d) VH-7 Medienküche GmbH
Stuttgart Zum Job 
Kölner Verkehrs-Betriebe AG-Firmenlogo
Koordinator*in im Arbeits-, Brand- und Umweltschutz Kölner Verkehrs-Betriebe AG
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur (m/w/d) Elektrotechnik/Energietechnik für die Niederspannung bzw. Hochspannung Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Strategische Netzplanung (m/w/d) für Strom, Datennetze, Infokabel, 450 MHz Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH-Firmenlogo
Sachverständiger Elektrotechnik / Ausbildung zum Sachverständigen Elektrotechnik (m/w/d) TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH-Firmenlogo
Sachverständiger für Brand- und Explosionsschutz (m/w/d) TÜV Technische Überwachung Hessen GmbH
Industriepark Höchst/Frankfurt am Main Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
(Junior) Ingenieur Quartiersentwicklung Anschlussservice (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Landschaftspflege und Umwelt (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
TA Europe Business Consulting GmbH-Firmenlogo
Real Estate Consultant ESG & Sustainability (m/w/d) TA Europe Business Consulting GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 

Wie sieht es in deutschen Mittelgebirgen aus?

Sauerland, Schwarzwald oder Harz – in deutschen Mittelgebirgen hat Wintersport eine gewisse Tradition. Ist es damit in absehbarer Zukunft vorbei? Maximilian Witting von der LMU München macht den Ski-Enthusiasten wenig Hoffnung. In einem Interview mit dem Merkur erklärt der für Klimawandel und Wintersport, dass davon auszugehen ist, dass in deutschen Mittelgebirgen in absehbarer Zeit immer wenige Skigefahren werden kann.

Zum einen würde sich die Schneefallgrenze durch den Klimawandel immer weiter nach oben verschieben. Zum anderen würden auch die Bedingungen für technische Beschneiung immer schlechter. Wenn Wasser und Energie keine Rolle spielen, würde es seiner Meinung zwar durchaus funktionieren, den Skibetrieb durch Kunstschnee aufrecht zu erhalten. Allerdings würden die Ticketpreise dann derart in die Höhe schnellen, dass es kaum jemand mehr leisten kann. Von den Umweltauswirkungen ganz zu schweigen. Womit wir wieder bei der Innsbrucker Studie sind.

Bis 2050 steigt Bedarf an künstlicher Beschneiung um 100 Prozent und mehr

Die erste nationale Studie zur Bewertung der Auswirkungen künstlicher Beschneiung offenbart, wie umfangreich diese Anpassung an den Klimawandel ist. In Kanada wird im Durchschnittswinter für die Produktion von etwa 42 Millionen Kubikmetern Kunstschnee so viel Energie verbraucht wie von fast 17.000 Haushalten. Dies führt zu einer jährlichen CO2-Emission von rund 130.000 Tonnen.

Mit der fortschreitenden Klimaerwärmung und dem dadurch steigenden Bedarf an Kunstschnee wird auch der Wasser- und Energieverbrauch zunehmen. Dies gilt trotz der Prognose kürzerer Skisaisonen in den kommenden Jahrzehnten. Eine in der Zeitschrift Current Issues in Tourism veröffentlichte Studie prognostiziert für Kanada bis 2050 einen Anstieg des Beschneiungsbedarfs um 55 bis 97 Prozent.

In Österreich wird, abhängig vom Klimaszenario, ein Anstieg von 62 bis 105 Prozent erwartet, wie frühere Studien von Robert Steiger und seinem Team zeigen. Der Wasser- und Energieverbrauch wird dabei proportional zur Menge des erzeugten Schnees ansteigen. In den alpinen Skigebieten in Deutschland wird es ähnlich aussehen, in den deutschen Mittelgebirgen ist hingegen wahrscheinlich ein noch höherer Energie- und Wasseraufwand notwendig, um den Skibetrieb aufrecht erhalten zu können.

Welche Optionen haben Mittelgebirgsregionen?

Gegenüber dem Merkur betonte Witting, dass es bis Mitte des Jahrhunderts sehr wahrscheinlich ein langsames Aussterben der Skigebiete im Mittelgebirge geben wird. Das gilt vor dem Hintergrund, dass sich die Schnee- und Beschneiungsbedingungen so entwickeln, wie es sich derzeit andeutet. So ist Witting relativ sicher, dass sich der Wintersport primär auf höhere Lagen im Alpenraum konzentrieren wird. Nur diese seien auch langfristig konkurrenzfähig.

Welche Optionen die Mittelgebirgsregionen haben, wenn dort kein Wintersport mehr möglich ist, bleibt abzuwarten. Es gibt demnach keine Blaupause, die sich dafür hernehmen lässt. Jeder Ort, jede Region muss für sich schauen, welche Alternativen zum Skifahren angeboten werden können. Das kann Wandern oder Rodeln sein, Mountainbiking oder Wellness und Kultur.

In Winterberg im Sauerland werden zum Beispiel jährlich 290 Millionen Euro im Tourismus umgesetzt, davon 100 Millionen Euro in den drei Wintermonaten. Insbesondere die Niederländer lieben „ihr Skigebiet Winterberg“, ist es für sie doch die schnellste Möglichkeit, auf zwei Brettern den Abhang runterzurasen. Doch wie lange noch? Längst ist der Ort auf der Suche nach Alternativen. Einige gibt es schon: Bike-Trails, Bike-Parks und die Seilbahn Astenkick. Weitere Ski-Alternativen werden folgen.

Emissionen durch Kunstschnee hängt von der Energiequelle ab

Weg von den Mittelgebirgen, zurück zur Studie über die Umweltauswirkungen von Kunstschnee. „Das Ausmaß der Emissionen durch künstliche Beschneiung hängt in einem sehr hohen Ausmaß von der verwendeten Energie ab“, betont Robert Steiger. „Legt man die durchschnittlichen Emissionen unseres aktuellen Stromverbrauchs in Österreich zugrunde, entstehen rund 200 g CO2 pro Kilowattstunde. Bei der Verwendung von Ökostrom sinkt der CO2-Ausstoß auf rund 10 g pro Kilowattstunde.“

Um den Skisport durch nachhaltigere Beschneiung zu fördern, empfiehlt das Forschungsteam eine gemeinsame Anstrengung von Skigebietsbetreibern, Politikern, Umweltorganisationen und Skifahrern. Ziel ist die Entwicklung umfassender Strategien und Praktiken. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf die Schneedecke sollte der Fokus auf Nachhaltigkeit liegen. Kunstschnee ist allerdings nicht nur durch den enormen Wasser- und Strombedarf bei der Herstellung sehr heikel, sondern auch wegen seiner Auswirkungen auf die Umwelt.

Welche Folgen hat Kunstschnee für die Umwelt?

Für die Herstellung von Kunstschnee wird hauptsächlich gesammeltes Schmelz- und Regenwasser verwendet, das in speziell dafür angelegten „Beschneiungsteichen“ über das Jahr hinweg aufgefangen wird. Zur Schneeerzeugung zerstäubt man das Wasser in den Düsen einer Schneekanone oder Schneelanze sehr fein, um es anschließend auszublasen. Ein Problem: Nicht immer reicht das Wasser aus den Beschneiungsteichen aus, dann wird das Grundwasser angezapft.

Ein generelles Problem bei allen Skipisten: Der Boden wird durch das Planieren und Festdrücken des Schnees enorm verdichtet, so dass Oberflächenwasser weniger gut versickert. Das führt zu Bodenerosionen und begünstigt Schlammlawinen. Zudem kommt es langfristig zu einem Grundwassermangel. Generell hat sich Natur schwer, sich wieder auszubreiten, wenn die Hänge nicht länger planiert werden.

Nicht zu unterschätzen ist zudem der CO2-Fußabdruck, der bei An- und Abreise der Skitouristen anfällt. Er macht Berechnungen zufolge rund 60 bis 70 Prozent aus. Das ist also mehr, als für die Präparierung der Skipisten mit Schnee notwendig ist. Steigt der Energiebedarf für die Schneeproduktion, können sich die Verhältnisse in Zukunft aber auch noch ändern. Gleichwohl ist und bleibt der Mensch ein wichtiger Faktor bei der Gesamtbetrachtung des Wintersportbetriebs.

Ganzheitliche Perspektive wichtig

Die österreichische Studie kommt zum Schluss, dass eine ganzheitliche Betrachtung der Skiindustrie erforderlich ist, um zu beurteilen, ob künstliche Beschneiung zur Reduzierung der Gesamtemissionen im Tourismus beitragen kann. Dabei ist relevant, ob Skifahrer bei Schneemangel in niedrigeren Lagen auf entferntere, schneesichere Gebiete ausweichen. Zudem hängt der Beitrag der Beschneiung zur Nachhaltigkeit eines Skigebietes maßgeblich von den örtlichen Bedingungen ab.

„Der Wintersport ist in vielen Regionen unseres Landes (Anmerkung der Redaktion: Hier ist Österreich gemeint) volkswirtschaftlich von großer Bedeutung“, sagt Robert Steiger. „Wir müssen deshalb alles tun, um einen möglichst nachhaltigen Skibetrieb zu ermöglichen. Das energische Vorantreiben der Dekarbonisierung unserer Energieversorgung kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten“, betont der Wissenschaftler, der für die Zukunft auch noch bedeutenden Forschungsbedarf sieht: „Für eine wirklich nachhaltige Strategie ist eine ganzheitliche Analyse unbedingt notwendig.“

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.