Lässt sich der Klimawandel durch Großtechnik noch aufhalten?
Kann der vom Menschen ausgelöste Klimawandel durch großtechnische Maßnahmen eingedämmt werden? Diese Frage soll ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den nächsten Jahren klären.
Die steigenden Temperaturen auf der Erde und den daraus folgenden Klimawandel hat nach Meinung der meisten Klimaforscher der Mensch zum größten Teil selbst verursacht. Der Gehalt an Kohlendioxid ist seit Beginn der Industrialisierung vor rund 200 Jahren um mehr als ein Drittel gestiegen, was den natürlichen Treibhauseffekt weiter ankurbelt. Der naheliegende Weg, die Folgen des Klimawandels abzuschwächen, wäre sicherlich, die Emissionen von Kohlendioxid zu verringern.
Künstliche Wolken aus Schwefelpartikeln
Bei einer rasant wachsenden Weltbevölkerung und dem aktuellen Industrialisierungsschub in großen Schwellenländern erweist sich dieser Weg in der Praxis als schwierig. Vermehrt werden deshalb großtechnische Maßnahmen in die Diskussion gebracht, mit denen die atmosphärische CO2-Konzentration gesenkt oder die einfallende Sonnenstrahlung geschwächt werden kann. Schwefelpartikel in die Atmosphäre sprühen, künstliche Wolken erzeugen oder den Ozean mit Eisen düngen – der Begriff „Climate Engineering“ fasst solche Eingriffe zur künstlichen Klimaregulierung zusammen.
Ob Climate Engineering tatsächlich die neue Waffe im Kampf gegen den Klimawandel werden kann, wird jetzt intensiv erforscht. Das Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Climate Engineering: Risks, Challenges, Opportunities?“ läuft über sechs Jahre und soll in acht Teilprojekten die erheblichen Unsicherheiten untersuchen, die mit den Ideen und Konzepten des Climate Engineering verbunden sind. Für die erste dreijährige Projektphase, die im Juni beginnt, stehen fünf Millionen Euro zur Verfügung. Das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, das „Kiel Earth Institute“ sowie eine Kerngruppe von 18 Wissenschaftlern von Universitäten und Instituten sind beteiligt.
Soziale, politische, rechtliche und ethische Aspekte berücksichtigen
Nach dem Willen der Forscher soll das Projekt aber nicht allein die naturwissenschaftlichen-technischen Möglichkeiten bewerten, sondern interdisziplinär arbeiten. „Gegenwärtig sollte eine Priorität der Forschung in der Untersuchung und Bewertung aller Nebenfolgen des Einsatzes von Climate Engineering auf der Basis verbesserter Erdsystemmodelle und in Zusammenarbeit mit den Gesellschaftswissenschaften liegen“, stellt die DFG in ihrer Stellungnahme zum Projekt fest. Das beschränkte Wissen über mögliche unerwünschte Nebeneffekte sei eine wichtige Forschungslücke, so die DFG weiter.
Also sollen auch soziale, politische, rechtliche und ethische Aspekte berücksichtigt werden. Dieser Multidimensionalität werde in der bisherigen Forschung viel zu wenig Raum gegeben, sagte der Initiator und Koordinator des Programms, Andreas Oschlies vom Kieler Insitut Geomar. Wer dürfe über einen Einsatz von Climate Engineering entscheiden und wer müsse bei eventuellen Nebenwirkungen haften? Diesen Fragen will Professor Oschlies in seinem Forschungsbereich ergebnissoffen nachgehen und die Basis für eine sorgfältige Abwägung von möglichen Vor- und Nachteilen schaffen. Die umfassende Analyse der Risiken und (Neben)wirkungen von Climate Engineering soll die Grundlage für fundierte gesellschaftliche Entscheidungen über deren möglichen Einsatz bilden.
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