Continental: mit Energieeffizienz zur Klimaneutralität 2040?
Autoreifen klimaneutral herstellen: Ist das in absehbarer Zeit möglich? Der Hannoveraner Reifenhersteller Continental ist davon überzeugt und setzt auf Energieeffizienz und eigene Stromerzeugung. Die Zwischenbilanz 2023 ist beeindruckend.
Klimaneutrales Autofahren: Kaum jemand, der bei diesem Stichwort nicht als erstes an E-Mobilität und Ökostrom aus der Ladesäule denkt. Aber nicht erst auf der Straße entstehen mit dem Individualverkehr Emissionen, die die Erderwärmung vorantreiben. Schon bei der Fertigung eines einzigen Fahrzeugs – ob E-Auto oder Benziner – wird aufgrund des extrem hohen Energiebedarfs tonnenweise CO2 freigesetzt.
Auch die Herstellung von Reifen gilt nicht gerade als Paradebeispiel für eine umweltschonende Produktion. Vor allem die Vulkanisation, die Umwandlung von Rohkautschuk in biegsamen, elastischen Kautschuk, ist sehr energieintensiv, weil dabei hohe Temperaturen und Drücke erzeugt werden müssen. Dass es aber auch in diesem Produktionsschritt möglich ist, fossile Energien und damit CO2 einzusparen, zeigt das Beispiel des Reifenherstellers Continental. 2023 hat das Hannoveraner Unternehmen nach eigenen Berechnungen 31.000 Tonnen Kohlendioxid durch eine effizientere Dampferzeugung eingespart.
Das ist ein Schritt von vielen in Richtung energieeffiziente Produktion bei Continental. Das Unternehmen gab jetzt bekannt, dass es seinen Jahres-Energiebedarf im Reifenbereich 2023 um 150 Gigawattstunden gesenkt habe. Dazu hätten 160 Energiesparprojekte beigetragen. 150 Gigawattstunden reichen aus, um 12.500 Einfamilienhäuser rechnerisch ein Jahr lang mit jeweils 12.000 Kilowattstunden Strom zu versorgen.
Sonnenenergie für die Reifenproduktion
Die industrielle Produktion mit fossilen Brennstoffen geht mit einem hohen CO2-Ausstoß einher. Laut Continental arbeitet das Unternehmen kontinuierlich dran, Energie einzusparen und zugleich zunehmend Energie aus emissionsfreien Quellen zu nutzen. Der eingekaufte Strom für die Standorte weltweit stammt seit 2020 aus erneuerbaren Energiequellen. Zugleich baut Continental die eigene Ökostrom-Erzeugung aus. Im vergangenen Jahr erhöhte der Zulieferer seinen PV-Bereich um insgesamt 26,2 Megawatt Peak Leistung. Damit erzeugt er jetzt nach eigenen Angaben bis zu 27,9 Gigawattstunden zusätzlich. In Alor Seta (Malaysia) entstand eine neue Anlage, zudem wurden bestehende Anlagen im chinesischen Hefei, im thailändischen Rayong, im portugiesischen Lousado sowie in Hannover und Korbach erweitert.
„Durch den massiven Ausbau von Photovoltaikanlagen produzieren wir immer mehr Strom selbst“, sagt Dr. Bernhard Trilken, Leiter Produktion und Logistik des Reifenbereichs von Continental. Zugleich treibe das Unternehmen unterschiedliche Projekte im Bereich der Energieeffizienz voran: „Jedes unserer Reifenwerke arbeitet an individuellen und unternehmensübergreifenden Lösungen, um bis spätestens 2040 klimaneutral zu produzieren.“
Mehr Energieeffizienz
Dabei spielt es für Continental eine große Rolle, den eigenen Energiebedarf zu drosseln. Schon heute verbraucht der Reifenbereich des Unternehmens im Vergleich zum Branchendurchschnitt 22 Prozent weniger Energie pro Tonne produzierter Reifen. Bis 2030 soll der Energieverbrauch um 20 Prozent im Vergleich zu 2018 sinken.
Ein Viertel der rund 150 eingesparten Gigawattstunden fiel 2023 auf energetische Sanierung: auf Wärmedämmung von Rohren, Schlauchleitungen und Reifenpressen. Damit senkte Continental Energieverluste in Reifenwerken in Brasilien, der Slowakei sowie Rumänien. Wirkung zeigte auch die Installation von LED-Beleuchtung, auf die Continental seine Werke nach und nach umrüstet. In diesem Bereich wurden im Jahr 2023 neun Gigawattstunden eingespart.
Alle im Jahr 2023 umgesetzten Energiesparprojekte sind laut Continental aus der hausinternen Kampagne ‚Be Energy Efficient‘ hervorgegangen. Sie wurde vor zehn Jahren eingeführt, um das Thema Energieeffizienz stärker in das Bewusstsein der Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zu rücken.
Bestnote für die Klimaschutzstrategie
Aufgrund seiner umfangreichen Nachhaltigkeits-Bestrebungen hat die internationale Non-Profit-Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) die Hannoveraner in die sogenannte „Climate A List 2023“ aufgenommen. Danach gehört Continental jetzt laut CDP zu den weltweit führenden Unternehmen im Klimaschutz. 2022 erhielt der Reifenbauer allerdings statt der Bestnote „A“ noch ein „A–“ . Continental nimmt seit zwölf Jahren an diesem Umweltranking teil. Zum sechsten Mal in Folge hat die CDP nun dem Unternehmen bescheinigt, dass es seine Nachhaltigkeitsstrategie erfolgreich umsetzt.
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