KLIMAWANDEL 27.10.2022, 08:39 Uhr

Gefährlich? NASA spürt riesige Methanwolken über Gas- und Ölförderanlagen auf

Die NASA hat mit Hilfe ihres neuen bildgebenden Spektrometers, das auf der Internationalen Raumstation stationiert ist, zahlreiche riesige Methanfahnen aufgedeckt. Was bedeutet das für das Klima und sind noch weitere solche Entdeckungen zu befürchten?

Methanwolken

Methanwolken über Turkemenistan, sie sind bis zu 32 Kilometer lang.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Erst vor kurzem war die Aufregung groß, als durch die Sabotage an den Nord Stream Pipelines große Mengen Methan freiwurden und in die Atmosphäre gelangten. Nun hat die NASA zahlreiche weitere riesige Methanwolken identifiziert – und zwar dort, wo Erdgas oder Erdöl gefördert werden. Das schaffte sie mit ihrem neuen abbildenden Spektrometer EMIT, das auf der Internationalen Raumstation ISS stationiert ist und eigentlich den Einfluss des Wüstensands auf das globale Klima erforschen soll. Nun gelang es quasi als netter Nebeneffekt, einige schlimme Umweltverpester zu identifizieren.

Warum ist Methan so gefährlich?

Eines vorweg: Für den Menschen ist Methan ungiftig und weitgehend unschädlich – allerdings kann es in hohen Konzentrationen ganz schön gefährlich werden: Denn Methan ist nicht nur leicht entzündlich, sondern bildet mit Luft auch explosive Gemische. Dies hat in der Vergangenheit zu vielen tödlichen Grubenunglücken geführt.

Darüber hinaus ist Methan rund 80-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid, wenn es darum geht, in den 20 Jahren nach der Freisetzung Wärme in der Atmosphäre zu speichern. Im Vergleich zu Kohlendioxid macht Methan insgesamt betrachtet jedoch nur einen Bruchteil der von Menschen verursachten Treibhausemissionen aus. Dennoch ist es erschreckend zu beobachten, wie sorglos viele Erdöl- und Erdgas-Förderer scheinbar ihr Geschäft betreiben.

Wie lässt sich Methan mit dem Spektrometer identifizieren?

Ein Spektrometer ist in der Lage, elektromagnetische Wellen verschiedener Wellenlänge zu erkennen. Das EMIT der NASA kann diese zusätzlich noch bildlich darstellen und schafft es zudem, rund 300.000 Spektren pro Sekunde zu erfassen. Vor Jahrzehnten hat es noch einige Minuten gedauert, um nur ein einziges Spektrum einer geologischen Probe im Labor zu erfassen.

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„Methan absorbiert Infrarotlicht in einem einzigartigen Muster – einem so genannten spektralen Fingerabdruck – den das abbildende Spektrometer von EMIT mit hoher Genauigkeit und Präzision erkennen kann. Das Instrument kann auch Kohlendioxid messen“, so NASA-Administrator Bill Nelson.

Das EMIT hat außerordentliche Fähigkeiten, das haben bereits die ersten Messungen ergeben. Es ist nicht nur in der Lage, den bereits erwähnten Wüstenstaub zu identifizieren, sondern kann auch dort hinschauen, wo sonst noch kein Mensch jemals hingeschaut hat. Das Gerät ist so präzise, dass einzelne Anlagen ganz genau erkannt werden können, die für die Produktion schädlicher Umweltgifte wie zum Beispiel Methan verantwortlich sind.

Wo hat die NASA Methan entdeckt und wieviel?

Während seiner Mission wird EMIT Messungen von Oberflächenmineralien in trockenen Regionen Afrikas, Asiens, Nord- und Südamerikas und Australiens durchführen. Dementsprechend wurden bislang auch nur dort Messungen vorgenommen. Es hat jedoch ausgereicht, zahlreiche Umweltsünder aufzudecken, die riesige Methan in der Atmosphäre pusten.

„Einige der von EMIT entdeckten Gasfahnen gehören zu den größten, die je gesehen wurden – anders als alles, was bisher aus dem Weltraum beobachtet wurde“, sagte Andrew Thorpe, ein Forschungstechniker am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA.

Das sind die größten entdeckten Methanfahnen:

  • In New Mexico entdeckte das Instrument zum Beispiel eine 3,3 Kilometer lange Abgasfahne über dem Permian-Becken. Das ist eines der größten Ölfelder der Welt und erstreckt sich über Teile von New Mexico und Texas.
  • In Turkmenistan erkannte EMIT gleich 12 Abgasfahnen von Öl- und Gasinfrastrukturen. Sie befinden sich östlich der Hafenstadt Hazar am Kaspischen Meer. Einige der Abgasfahnen erstrecken sich über mehr als 32 Kilometer.
  • Mindestens 4,8 Kilometer ist eine Methanwolke südlich von Teheran im Iran. Dort ist ein großer Abfallverwertungskomplex. Methan entsteht auch bei der Zersetzung von Abfall, Mülldeponien können daher eine wichtige Quelle sein.

Pro Stunde sollen die Durchflussraten in Permian 18.300 Kilogramm, in Turkmenistan 50.400 Kilogramm und im Iran 8.500 Kilogramm betragen. Zur Einordnung: Das Gasleck im Aliso Canyon aus dem Jahr 2015, das als eine der größten Methankatastrophen in der Geschichte der USA gilt, hatte eine Durchflussrate von 50.000 Kilogramm pro Stunde. Bei den Lecks in den Nord-Stream-Pipelines sollen es insgesamt etwa 70.000 Tonnen Methan gewesen sein.

Noch hat EMIT nur einen kleinen Teil der Erde kartiert, es steht zu befürchten, dass das Gerät noch zahlreiche weitere Umweltverpester aufdecken wird. So sieht es auch die NASA:

„Bei der weiteren Erkundung des Planeten wird EMIT Orte beobachten, an denen bisher niemand nach Treibhausgasemittenten gesucht hat, und es wird Abgasfahnen finden, die niemand erwartet hat“, so Robert Green, leitender Forscher von EMIT am JPL.

Was lernen wir daraus?

Beim Erschließen neuer Gas- und Ölquellen nehmen es die Betreiber scheinbar nicht sehr genau mit der Sicherheit. Während in Deutschland und Europa alles doppelt und dreifach abgesichert sein muss (man schaue auf die aktuelle Diskussion ums Fracking), ist das andernorts überhaupt nicht so. Das Klima ist allerdings nichts, das sich um Ländergrenzen kümmert. Nur wenn wir es schaffen, dass wirklich alle an einem Strang ziehen, werden wir die Klimaziele erreichen können. Es bleibt zu hoffen, dass die Entdeckungen der NASA Konsequenzen nach sich ziehen und die Verursacher solcher riesigen Methanwolken zu Rechenschaft gezogen werden.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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