Umweltbewusst handeln 08.10.2019, 08:34 Uhr

Ökodesign-Richtlinie 2021 – verbraucherfreundliche Ökonomie und Ökologie

Reparieren statt wegwerfen ist einer der Grundsätze, die mit der neuen Ökodesign-Richtlinie ab 2021 EU-weit in Kraft treten. Damit wird sowohl dem Verbraucher als auch der Umwelt Rechnung getragen. Der Austausch einzelner Teile, der in den letzten Jahren vor allem bei Elektrogeräten zunehmend aufgrund der Reparaturkosten oder der Verarbeitung unrentabel oder unmöglich wurde, soll wieder machbar werden. Industrie und Verbraucher müssen umdenken und handeln, damit die Umsetzung gelingen kann.

Haushaltsgeräte. Gasherd, tv Kino, Kühlschrank, Mikrowelle, Laptop und Waschmaschine

Reparieren von Elektrogeräten muss einfacher werden, fordert die EU.

Foto: panthermedia.net/StockerNumber2

Die EU drängt Hersteller zu mehr Verbraucherschutz. Ein defektes Gerät durch ein neues zu ersetzen, ist oft günstiger als es zu reparieren. Oftmals verzweifeln Handwerker regelrecht an der Reparatur, weil zum Beispiel keine Ersatzteile verfügbar sind. Mit der überarbeiteten Ökodesign-Richtlinie soll sich das 2021 ändern.

Elektrogeräte für die Müllhalde

Nicht nur bei Kleingeräten wie der Powerbank, dem Haartrockner oder der Arbeitsleuchte ist es so, dass sie früher oder später auf dem Müll landen. Oft kann man mit haushaltsüblichem Werkzeug diese Elektrogeräte nicht einmal mehr öffnen. Nieten statt Schrauben, untrennbar verbaute Leuchtmittel oder unzugängliche Module machen es notwendig, dass defekte Geräte weggeworfen werden müssen. Auch bei Großgeräten kann es passieren, dass ein kompletter Bausatz ausgetauscht werden müsste oder bereits nach wenigen Jahren keine Ersatzteile mehr lieferbar sind. Dies macht es für den Verbraucher selbst ebenso wie für Fachbetriebe unmöglich, sparsam und umweltbewusst zugleich zu handeln. Auch Sicherheitsvorschriften machen derzeit Reparaturen nicht einfacher: Sensible Ersatzteile, die etwa bei falschem Einbau und längerer bzw. unsachgemäßer Benutzung explodieren könnten, sind nicht länger als 7 Jahre erhältlich. Ein ansonsten funktionstüchtiges Gerät nur zu entsorgen, weil es allein durch Zeitablauf keine Reparaturmöglichkeit gibt, kann kein zukunftsträchtiges Modell sein.

Ökodesign-Richtlinie 2021 Ressourcen schonen

Der Einsatz von Baustoffen und Metallen hat sich in den letzten Jahren immens nach oben geschraubt. Nicht nur am bekannten Beispiel der Handys und den verbauten Edelmetallen zeigt sich, dass der erste Schritt bei der Herstellung von Elektrogeräten die Schonung von natürlichen Ressourcen sein muss. Der Vorrat dieser Stoffe ist begrenzt, teils neigt er sich zu Ende. Recycling bringt nur einen Teil des wertvollen Ausgangsmaterials zurück. Selbst wenn jede Art von Metallschrott der Wiederverwertung zugeführt würde, hätten diese Kreisläufe nach einigen Durchgängen ein Verfallsdatum. Mit gutem Beispiel geht Tokio 2020 voran und stellt die olympischen Medaillen aus Elektroschrott her. Wir berichteten über die wiederverwendeten Smartphones.

Des Weiteren bringt jede Produktion, ob aus frischen Rohstoffen oder recyceltem Material, eine immer noch oftmals negative Umweltbilanz mit sich. Auch der Verbrauch von Wasser und Strom kann nicht unendlich ausgebaut werden. Was also liegt näher, als die Lebensdauer eines jeden einzelnen Elektrogerätes soweit wie möglich zu verlängern.

Elektroschrott: Entsorgung mit Problemen

Aber auch die Entsorgung defekter Haushaltsgeräte und Elektrokleingeräte wird zunehmend zum Problem. Oft sind Stoffe verbaut, die dem Grundwasser schaden, beim Verbrennen Giftstoffe freisetzen oder kaum einer Verwertung zugeführt werden können. Zumindest für den privaten Gebrauch wird die Möglichkeit, defekte Geräte weiterzugeben, derzeit stark eingeschränkt. Zwar sicher oftmals berechtigte, aber doch zu sehr pauschalierte Sicherheitsbestimmungen sorgen dafür, dass defekte oder ausrangierte Geräte auf Wertstoffhöfen nicht mehr in der Bastlerecke, sondern im Schrott landen. Die Trennung der einzelnen Bestandteile wie Metall und Plastik ist kostenintensiv und geht ebenfalls mit Umweltemissionen einher.

Do it yourself und Werkstatt Ökodesign-Richtlinie 2021

Verbraucherverbände und Naturschutzorganisationen sehen in den neuen EU-Richtlinien eine Chance, dieser Verschwendung und Umweltbelastung ein Ende zu setzen. Zwar sind sich längst noch nicht alle Mitgliedsstaaten einig, wie die Richtlinie konkret umzusetzen ist. Dass gehandelt werden muss, ist jedoch unbestritten. Derzeit stehen jedoch eine Vielzahl wichtiger Änderungen im neuen Maßnahmenpaket, das bis 2021 vom EU-Parlament verabschiedet werden soll:

  • Ersatzteile sollen für einen längeren Zeitraum lieferbar sein. Für Kühlschränke wird voraussichtlich eine Dauer von 7 Jahren, für Spülmaschinen, Waschmaschinen und Wäschetrockner eine 10 Jahre lange Liefermöglichkeit gesetzt. Zudem ist vorgesehen, dass alle Ersatzteile binnen 15 Arbeitstagen beim Kunden sind.
  • Mehr Information darüber, wie Geräte am zweckmäßigsten gepflegt und repariert werden können, sollen zum Endkunden ebenso wie zu den Fachwerkstätten gelangen. Die Ökodesign-Richtlinie sieht zudem vor, dass ab 2021 Reparaturen mit handelsüblichem Werkzeug durchgeführt werden können. Neue Richtlinien für den Energie- und Wasserverbrauch sind ebenfalls vorgesehen.

Mehr Aufklärung, weniger Elektroschrott

Niemand muss jedoch warten, bis die Ökodesign-Richtlinie 2021 verabschiedet ist. Zunehmend ist es dem Verbraucher möglich, sich selber online über Reparaturmöglichkeiten zu informieren oder darüber, ob Ersatzteile für das defekte Gerät für jedermann zu bestellen sind. Es lohnt sich, die eigenen Gewohnheiten zu überprüfen. Vielleicht ist der außer Gefecht gesetzte Wäschetrockner der ideale Anlass, um zu dem Schluss zu kommen, dass er zwar bequem, aber im Prinzip unnötig ist. Der Blick auf Verbrauchswerte empfiehlt sich ebenfalls. Vielleicht ist sogar nach 10 oder 20 Jahren die Klappe für das Tiefkühlfach im Kühlschrank noch zu bestellen. Hat das Gerät aber noch die Energieklasse D, die seit 2014 nicht mehr vertrieben werden darf, ist ziemlich sicher die Anschaffung eines Neugerätes sinnvoller.

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