Pazifik-Flüge sind am umweltschädlichsten
Fliegen ist nicht gleich Fliegen, wenn es um die Bildung bodennahen Ozons gibt. Auf die Flugroute kommt es an. Erstmals haben Forscher regionale Unterschiede bei der Entstehung des Klimakillers festgestellt. Insbesondere auf dem Weg nach und von Australien sowie Neuseeland bildet sich besonders viel Ozon.
Warum es regionale Unterschiede bei der Entstehung des klimaschädlichen Gases gibt, erklärt jetzt eine aktuelle Analyse des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Erstautor Steven Barrett und seine Kollegen analysierten die Flug- und Emissionsdaten von 83 000 Flügen. Dabei stellten sie fest, dass die durchflogenen Gebiete unterschiedlich auf die klimaschädlichen Treibhausgase reagieren.
Es kommt auf die geflogene Route an
Insbesondere in sauberer Luft bildet sich am meisten des klimaschädlichen Treibhausgases. Und die Luft ist über dem Pazifik am saubersten. Daher sind die Flugrouten über die Südsee am schlimmsten für die Umwelt. Die Sensibilität der Luft über dem Pazifik ist demnach fünfmal höher als in Europa und etwa 3,7 Mal höher als in Nordamerika. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die saubersten Stellen der Atmosphäre am dramatischsten auf neue Emissionen reagieren“, erklärt Barrett. Etwa 1000 Kilometer östlich der Solomon Inseln (4°S, 170°E) liegt eine solche Region, die extrem empfindlich auf Flugzeugabgase reagiert. Zur Ermittlung der 83 000 Flugbahnen verwendeten die US-amerikanischen Wissenschaftler ein spezielles Computermodell der Atmosphäre.
Dass Flugverkehr viel klimaschädliches Ozon verursacht, wissen wir. Aber dass es dabei gravierende Unterschiede gibt, war bislang nicht bekannt. Die umweltschädlichste Strecke überhaupt im Flugverkehr ist von Sydney nach Bombay. Auf diesem Weg entstehen insgesamt 25 300 Kilogramm bodennaher Ozon. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Strecke durch das sensibelste Gebiet der Atmosphäre überhaupt führt.
Auch auf die Jahreszeit spielt eine Rolle
Es sind also nicht die Ballungsräume der Nordhalbkugel, wo besonders viel bodennaher Ozon entsteht. Vielmehr ist es die Mitte des Pazifiks. Dort reagiert die Atmosphäre sehr viel sensibler auf die von den Fliegern ausgestoßenen Schadstoffe. Aber auch die Jahreszeit ist entscheidend für die Entstehung des Ozons. Flüge im Oktober lassen weltweit etwa 40 Prozent mehr Stickoxide entstehen als Flüge im April.
Aus der Analyse wollen die Forscher nun Konsequenzen ziehen und überlegen erstmals, Flugrouten unter Berücksichtigung des höheren Kerosinverbrauchs umzuleiten. Aber auch länger wirksame Treibhausgase wie Methan müssen in die Planung hineinbezogen werden.
Nur das Ozon in der Stratosphäre ist nützlich
Das Ozon in der Stratosphäre ist nützlich für uns, da es die Erde vor den schädlichen UV-Strahlen der Sonne abschirmt. Die UV-B-Strahlung der Sonne kann ansonsten Biomoleküle wie DNA und Proteine zerstören und ungehindert in die Atmosphäre eindringen. Eine erhöhte UV-B-Strahlung kann beim Menschen Hautkrebs verursachen und auch das Immunsystem schwächen. Auch das Leben im Ozean kann betroffen sein. Je nach Tiefe und Wassertrübung kann die UV-B-Strahlung bis 20 Meter tief in das Meer eindringen.
Bodennahes Ozon ist besonders umweltschädlich
Das bodennahe Ozon hingegen ist besonders gesundheitsschädlich für Pflanzen und Tiere. Außerdem kann es als Treibhausgas das Klima weiterhin erwärmen. Das bodennahe Ozon entsteht, wenn Stickstoffoxide durch das Sonnenlicht zerfallen und mit Luftsauerstoff zu Ozon reagieren.
Bis in eine Höhe von neun bis zwölf Kilometer stößt der Luftverkehr Gase und Partikel aus. Dort oben ist die Wirkung auf das Klima besonders hoch. Als kurzlebiges Treibhausgas ist Ozon abhängig von Bildung und Abbau der regionalen Atmosphärenchemie. Ozon entsteht in der unteren Atmosphäre, insbesondere in der Troposphäre.
Ein Beitrag von: