Umwelttechnik 02.10.2009, 19:43 Uhr

RFID im Müll stellt Recycling vor neue Herausforderungen

Entsorgung: Funkchips für die Radiofrequenzidentifikation (RFID) erleichtern Logistikmanagern die Arbeit, doch im Hausmüll erschweren sie zunehmend das Recycling. Zu diesem Ergebnis kamen das Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) sowie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), in einer vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Studie.

Die Autoren der Untersuchung „Einfluss von RFID-Tags auf die Abfallentsorgung“ gehen davon aus, dass von den Funketiketten (Tags) je nach Branche in den nächsten 15 Jahren jährlich zwischen 1 Mio. und 1 Mrd. Tags eingesetzt werden. Zu den Anwendungen mit den höchsten Einsatzzahlen gehören Einweggetränke- und Lebensmittelverpackungen, Briefe sowie Banknoten.

Das Umweltbundesamt rechnet im Jahr 2020 mit etwa 23 Mrd. RFID-Tags in Deutschland. Heute werden jährlich rund 86 Mio. dieser Funketiketten meist über den Restabfall entsorgt. Etwa 20 Mio. Tags befinden sich direkt auf Verpackungen.

Für die Recyclingsysteme ist das im Moment noch kein Problem. Doch jährlich 23 Mrd. RFID-Etiketten im Hausmüll könnten die Entsorgungssysteme nach Ansicht der Wissenschaftler sehr wohl vor große Herausforderungen stellen. Denn die Etiketten bestehen aus mehreren Komponenten: Der Chip enthält Silizium, Epoxidharze und Nickel, die Antennen Aluminium, Kupfer oder Silber, der Klebstoff besteht aus Acrylaten und das Substrat aus PET (Polyethylenterephthalat).

Bei 23 Mrd. zu entsorgenden Tags würden sich die Einträge von Kupfer, Aluminium und Silber in die Recyclingprozesse von jährlich rund 7 t im Jahr 2007 bis 2020 auf 770 t erhöhen. Bei Glas erwarten die Wissenschaftler beispielsweise eine „drastische Qualitätsverschlechterung des Rezyklats“. Denn beim Einschmelzen von Altglas können Einschlüsse geringer Mengen von Aluminium und Silizium das Glas weniger bruchfest machen oder verfärben. Acrylate könnten Siebe verunreinigen und verstopfen, da bis zu 2 % der Tags während der Recyclingprozesse nicht ausgesondert werden könnten. Allein das Aluminium- und Weißblechrecycling bliebe unverändert, da die Etiketten im Prozess verbrennen würden.

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Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Qualität des bisherigen Recyclings ohne weitere Vorsorgemaßnahmen bereits ab 2015 gefährdet sein könnte. Sie fordern daher, ein ökologisches Design der RFID-Tags zu entwickeln: Möglich wären beispielsweise metallfreie Polymer-Mikrochips oder Tags.

Ein Beitrag von:

  • Christiane Schulzki-Haddouti

    Freie Journalistin und Buchautorin in Bonn. Scherpunktthemen: Bürgerrechte, Informationsfreiheit, Datenschutz und Medienethik.

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