Waldbrände in Südeuropa 24.07.2023, 09:35 Uhr

Waldbrände in Südeuropa: Feuer außer Kontrolle – das sind die Gründe

Nach einer langen Periode der Trockenheit kämpft man nicht nur auf den Inseln Rhodos und Korfu, sondern auch in vielen anderen Regionen Griechenlands mit schweren Waldbränden. Was sind die Gründe?

Waldbrand

Auf Rhodos toben verheerende Waldbrände. Foto (Archivbild): panthermedia.net/Mironovfoto

Die Brände im Südosten der griechischen Ferieninsel Rhodos halten weiter an, nachdem Tausende Touristen und Einheimische evakuiert wurden. Die Waldbrände wüten bereits seit gut einer Woche und sind am Wochenende außer Kontrolle geraten. Am Montagmorgen (24. Juli)  sollen erneut Löschflugzeuge und Hubschrauber in der Umgebung von Laerma eingesetzt werden, wie von der Feuerwehr angekündigt. In der Nacht haben Hunderte Feuerwehrleute darum gekämpft, zu verhindern, dass die Flammen auf weitere Dörfer und Ortschaften übergreifen, wie das Staatsfernsehen (ERT) berichtete.

Nach einer langen Trockenperiode sind nicht nur auf den Inseln Rhodos und Korfu, sondern auch in vielen anderen Regionen Griechenlands schwere Brände ausgebrochen, berichtet die dpa. In der beliebten Ferienortschaft Nisaki auf Korfu begann in der Nacht zum Montag eine Evakuierung. Rund 1000 Urlauber und Einwohner wurden von Booten der Küstenwache in Sicherheit gebracht, wie vom Staatsfernsehen berichtet wurde.

Ebenso wurden große Brände auf der Insel Evia bei Karystos und in der Nähe der kleinen Hafenstadt Egion auf der Halbinsel Peloponnes gemeldet. Auch dort wurden zahlreiche Dörfer evakuiert. Bisher wurden keine Verletzungen gemeldet, wie der Rettungsdienst mitteilte.

Brandgefahr bleibt trotz sinkender Temperaturen hoch

Die Feuerwehr hat erneut gewarnt, dass die Waldbrandgefahr im Südosten der Insel Rhodos auch am Montag (24.Juli) und Dienstag (25. Juli) weiterhin sehr hoch sein wird, bedingt durch eine Zunahme des Windes. Es gibt jedoch eine erste Hoffnung: Die seit praktisch zwei Wochen andauernde Hitzewelle in Griechenland soll kommenden Donnerstag vorerst enden. Die Temperaturen sollen dann wieder auf normale Werte für diese Jahreszeit sinken und um die 35 Grad liegen, anstatt der aktuellen 40 Grad und mehr.

Auch in anderen Teilen Griechenlands wird die Hitzewelle ab Donnerstag voraussichtlich enden. Dennoch bleibt die Brandgefahr vielerorts extrem hoch, und weitere Brände sind bereits ausgebrochen. Es wurden auch auf der Halbinsel Peloponnes und auf der Ferieninsel Korfu mehrere Feuer gemeldet, die aufgrund der Winde am Montag gefährliche Ausmaße erreichen könnten, wie Reporter vor Ort berichteten.

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Die Gründe für die Waldbrände

Die Ausbreitung der Flammen wird durch eine unheimliche Hitzewelle, extreme Trockenheit und starke Winde begünstigt. Quadratkilometer Land werden zu Asche, Menschen müssen ihre Häuser verlassen und Schäden in Millionenhöhe werden entstehen.

Ist Deutschland auf große Waldbrände vorbereitet?

Waldbrände sind Realität und kommen jedes Jahr vor. Gebiete in Südostasien, Lateinamerika, Russland, USA und Südeuropa sind regelmäßig betroffen. Doch auch deutsche Wälder brennen. Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung brennt es in deutschen Wäldern pro Jahr circa 500 Mal. Zwischen 1991 und 2017 ereigneten sich in Deutschland durchschnittlich 1.085 Waldbrände. Dabei war eine Fläche von 680 Hektar betroffen.

Ein Waldbrand kann auch durch Blitzeinschlag entstehen, extreme Hitze begünstigen die Brände, weil Laub und Gehölz besonders trocken sind. Oftmals sind achtlose Waldbesucher die Verursacher. Lagerfeuer oder weggeworfene Zigaretten können vor allem im Sommer Waldbrände auslösen. Funkenflug durch vorbeifahrende Züge oder schnell drehende Maschinenteile von forst- oder landwirtschaftlichen Maschinen können ebenfalls für einen Waldbrand sorgen. Durch den Klimawandel wird es auch in Deutschland immer trockener und wärmer.

Die Umweltorganisation Greenpeace in der Türkei machte neben dem Klimawandel auch fehlende Vorsichtsmaßnahmen als Grund für die verheerenden Brände aus. Die Natur werde nicht ausreichend geschützt, Land unkontrolliert genutzt und der Wald ausgebeutet.

Die Hitzewelle nimmt derweil kein Ende und damit bleibt das Brandrisiko hoch.

Wie verläuft ein Waldbrand?

Ein Waldbrand beginnt meist in Bodennähe. Wenn der Boden sehr trocken ist, kann sich das Feuer schneller ausbreiten. Gras und trockener Unterwuchs entzünden sich. Das Erdfeuer kann im Verhältnis gesehen leichter bekämpft werden. Wächst es zu einem Lauffeuer aus, springt es vor allem bei Nadelholzbeständen auf die Baumwipfel über. Das führt zu einem sogenannten Kronenfeuer. Die rasante Ausbreitung des Waldbrandes ist dann kaum noch zu stoppen. Bis zu einem Vollfeuer ist es nicht mehr weit – und dieses ist kaum zu löschen.

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Prinzipiell gibt es vier Arten von Waldbränden:

  • Erdfeuer: Schwelbrände am Boden, Baumwurzel werden zerstört
  • Lauffeuer: Oberirdische Pflanzenteile verbrennen, Bäume können je nach Rindenstärke auch betroffen sein
  • Kronenfeuer: Flammen schlagen in den Kronenbereich hoch
  • Vollfeuer: Alles im Wald brennt, Regeneration des Waldes stark erschwert, kann zu Tod des Waldes führen

Dichtstehende Nadelholzreinbestände bis zu einem Alter von 40 Jahren sind am anfälligsten für Waldbrände, da sie besonders trocken sind. Kiefern gehören häufig zu dieser Art von Bestand.

Altholz-Mischbestände sind weniger gefährdet. Die Wälder in Mitteleuropa, also auch in Deutschland, sind oft Laubmischwälder aus Rotbuche und Stieleiche.

Wie kann man einen Waldbrand löschen?

Je trockener das Holz, umso besser brennt es. Waldbrände in heißen, trockenen Gebieten wie Griechenland sind daher besonders gefährlich. Haushohe Flammen entstehen und der Brand weitet sich schnell aus. Mit einem Feuerwehrschlauch ist es da nicht getan. Durch die extreme Hitze kommen Feuerwehrleute auch nicht nah genug an die Fläche heran.

Flugzeuge und Hubschrauber werden zum Löschen eingesetzt. Diese werden mit großen Mengen Wasser aus dem Meer beladen. Beim Flug über das Feuer werfen sie das wasser ab – vor allem dort, wo Menschen und Wohnhäuser von den Flammen bedroht sind.

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Wie kann ein Waldbrand im Vorfeld verhindert werden?

Um Menschen an Fehlverhalten im Wald zu hindern, setzen einige Forstbetriebe auf Warnschilder und Aufklärung.

Doch es gibt weitere vorbeugende Maßnahmen. In Kiefernanbauten können gezielte Waldbrandschutzstreifen entlang von Straßen aus Pappeln oder Roteichen helfen. Eine Förderung von Baumarten mit geringem Brandrisiko bietet sich an.

Bodenfeuer lässt sich auch vermeiden, indem entlang einer Straße ein breiter Streifen Boden von brennbarem Material befreit wird. Zum Teil werden Schneisen in einem rechten Winkel zur Hauptwindrichtung quer durch größere Waldgebiete angelegt.

Unabhängig davon ist eine regelmäßige Instandhaltung der Wälder notwendig. Die Feuerwehr braucht gut ausgebaute Wege, um schnell zum Brandherd zu gelangen und diesen zu löschen. Für die Instandhaltung der Wälder gibt es Fördermittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds.

Ist das Brandrisiko in Monokulturen größer als in Mischwäldern?

Experten gehen davon aus, dass das Risiko von großen Waldbränden in Mischwäldern deutlich geringer ist als zum Beispiel in reinen Kiefernwäldern. In Mischwäldern, in denen viele Laubbäume stehen, die mit ihrem Blätterdach die Sonne abhalten, ist es tendenziell kühler und Feuchtigkeit am Boden wird länger gehalten.

Das Risiko von Waldbränden wird auch durch Wetter-Umstände beeinflusst. Bei der Risikobewertung von Waldbränden stützen sich die verantwortlichen Landesbehörden in Deutschland unter anderem auf den Waldbrandgefahrenindex WBI des Deutschen Wetterdienstes. Dieser zeigt die Waldbrandgefahr in fünf Gefahrenstufen an.

Störfall: „Risiken an allen Ecken in Deutschland“

In den WBI fließen neben aktuell gemessenen und prognostizierten Wetterdaten auch Prognosen über die Laufgeschwindigkeit eines Feuers ein, die wiederum abhängig von der Beschaffenheit des Waldes ist: Ist der Boden vornehmlich mit trockenem Gras bewachsen oder gibt es feuchtes Unterholz? Gibt es viele Laubbäume oder vorwiegend Nadelhölzer?

Kann es auch in Deutschland eine derartige Hitzewelle geben?

Aktuell gehen Experten davon aus, dass die extreme Hitzewelle in Südeuropa nicht auf Deutschland übergreift. Tatsächlich wird durch Tiefdruckgebiete eher kühlere Meeresluft herangeführt, die Temperaturen pendeln sich in den nächsten Tagen und Wochen wohl auf 20 bis 25 Grad ein. Zuletzt hatten extreme Starkregenfälle in Deutschland teils für erhebliche Schäden gesorgt. Vor allem in NRW und Rheinland-Pfalz kam es zu Hochwasserkatastrophen, mindestens 180 Menschen starben. Aber auch in Teilen Bayerns und Sachsens gab es extreme Starkregenfälle.

Was waren die größten Waldbrände in den letzten Jahren?

Waldbrände passieren regelmäßig, und das seit Jahrmillionen. Enorme Trockenheit begünstigt allerdings eine besonders schnelle Ausbreitung.

In den vergangenen Jahren gab es mehrere besonders heftige Waldbrände, die für erhebliche Schäden in der Natur gesorgt haben und menschliche Siedlungen und Städte massiv bedrohten.

  • Besonders präsent werden vielen die verheerenden Waldbrände in Australien sein, die 2019 begannen. In Victoria, New South Wales und South Australia brannte es auf einer gigantischen Fläche von insgesamt 180.000 Quadratkilometern.
  • 2019 gab es ebenfalls verheerende Brände im Amazonas-Regenwald, rund 36.000 Quadratkilometer Fläche waren in mehreren Ländern betroffen.
  • Im selben Jahr tobten Waldbrände in Sibirien, betroffen war eine Fläche von etwa 90.000 Quadratkilometern.
  • 2018 gab es in Kalifornien in den USA besonders heftige Brände. Fast 3000 Quadratkilometer Fläche waren betroffen.
  • Ebenfalls 2018 gab es Waldbrände im Monchique-Gebirge in Portugal, 270 Quadratkilometer Wald brannten. Zahlreiche Menschen wurden verletzt.
  • Auch in Deutschland gab es in dem Jahr größere Waldbrände, vor allem in Brandenburg, wo 500 Menschen evakuiert werden mussten.
  • Im kanadischen British Columbia brannte es 2017 insgesamt auf einer Fläche von 12.000 Quadratkilometern. Etwa 40.000 Menschen wurden evakuiert.

(mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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