Eurocido in Dortmund 02.03.2012, 12:00 Uhr

Schädlingsbekämpfer suchen umweltverträgliche Lösungen

Schädlingsbekämpfer aus aller Welt treffen sich alle zwei Jahre auf der Eurocido in Dortmund. Dieses Jahr standen umweltverträgliche Maßnahmen gegen Nagetiere im Mittelpunkt. So haben die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) und das Umweltbundesamt (UBA) dort ihre Strategie zur Zulassung von Fraßködern und deren fachlicher Anwendung zur Diskussion gestellt. Sie erhielten viel Zustimmung.

Seit 2010 lässt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Deutschland Fraßköder zu. Die Köder dürfen als Wirkstoff geringe Mengen von Gerinnungshemmern (Antikoagulanzien) enthalten. Mit diesen Wirkstoffen gibt es aber Probleme:

– Nagetiere entwickeln Resistenzen. „Vielen Wanderratten im südlichen Niedersachsen und nördlichen Nordrhein-Westfalen etwa von Hannover bis ins Ruhrgebiet macht zum Beispiel Warfarin wenig oder gar nicht mehr aus“, erklärte Erik Schmolz vom Umweltbundesamt (UBA) den VDI nachrichten. Es gebe auch Hinweise, dass einige Ratten und Mäuse gegen andere Gerinnungshemmer resistent sind.

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– „Die Gerinnungshemmer reichern sich in der Nahrungskette an“, ergänzte Beatrice Schwarz-Schulz, Ökotoxikologin im UBA. Sie dürften daher unter Umweltschutzaspekten in keinem Biozid mehr eingesetzt werden (s. Kasten).

Doch es gibt ein Aber: Nager können Salmonellen, Campylobacter, Leptospiren und andere Erreger, die auch beim Menschen zu Krankheiten führen können, verbreiten. Die EU erlaubt daher abzuwägen.

Schädlingsbekämpfer suchen nach umweltverträglichen Wirkstoffen gegen Nagetiere

Da umweltverträglichere Wirkstoffe gegen Nagetiere fehlen, hat die EU-Kommission den Einsatz von acht Gerinnungshemmern für zulässig erklärt. Um Unternehmen aber einen Anreiz zu geben, umweltfreundlichere Wirkstoffe oder mechanische Methoden wie Schlagfallen zu entwickeln, gibt es nur kurze Zulassungsfristen, so Schwarz-Schulz.

Die EU-Kommission muss die Erlaubnis zur Anwendung alle fünf Jahre erneuern – statt wie üblicherweise erst nach zehn Jahren. Zudem vergibt die BAuA Produkten mit diesen Substanzen nur für drei Jahre eine Zulassung.

Letztlich geht es um die Balance zwischen Schutz vor zu viel Nagern und einer sauberen Umwelt. „Um Resistenzen und Wirkstoffanreicherungen zu vermeiden, muss man sorgsam mit Ködern umgehen“, forderte Schwarz-Schulz.

BAuA, UBA sowie das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) beschlossen daher die „Strategie für Umweltschutz- und Rodentizidmanagement für die Verwendung von Antikoagulanzien als Rodentizide“ (Rodentizid = chem. Mittel zur Bekämpfung von Nagern).

Die Neuheit: Künftig dürfen nur Anwender mit Sachkundenachweis solche Fraßköder mit Gerinnungshemmer einsetzen. Für zugelassene Nagetiergifte gilt eine mehrmonatige Übergangsfrist.

Diese Anwenderbeschränkung sei überfällig, meinte Schädlingsbekämpfer Oliver Klute, Geschäftsführer der Biotec-Klute GmbH im nordrhein-westfälischen Borchen. „Viele Verbraucher wissen nicht, wie Nagetiergifte zu dosieren sind und wie zu erkennen ist, wann der Befall getilgt ist.“

Moderne Schädlingsbekämpfung: Schlagfallen, die per SMS und E-Mail informieren

Auf der Eurocido präsentierten Firmen auch Neuentwicklungen. So hat Bio-Klute Schlagfallen für Mäuse und Ratten im Angebot, die beim Auslösen energieautark ein Signal erzeugen und per Funk eine SMS absetzen oder eine E-Mail schreibt. Solch ein Warnsystem eignet sich besonders für die vorsorgende Bekämpfung von Nagetieren. „Wir wollen, dass unsere Kunden gar nicht erst Schädlinge bekommen“, so Klute.

Die Firma versteht sich als Dienstleister. Schädlingsbekämpfer schauen sich Gebäude und Gelände sorgfältig an. Löcher werden geschlossen unter Türen, die zu hoch sind, können z. B. Bürsten angebracht werden.

Klute: „Mit einfachen baulichen Maßnahmen lässt sich ein Befall mit Nagetieren vermeiden.“ Im zweiten Schritt wird ein Überwachungssystem aufgebaut. „Auf diese Weise lässt sich der Einsatz von Nagetiergiften bei Befall auf ein kleines Umfeld beschränken.“

Ganz könne aber nicht auf Nagetiergifte verzichtet werden, behauptet Entomologe Leo Engel aus dem rheinland-pfälzischen Fischbach bei Kaiserslautern. „Mechanische Methoden funktionieren als laufende Kontrolle.“

Ist aber eine Großbäckerei befallen, wird man ohne Fraßköder mit Gerinnungshemmer kaum auskommen. Man müsse zwischen Mäusen und Ratten unterscheiden, ergänzt Engel. „Mäuse sind neugieriger.“ Etwa 80 % eines akuten Mäusebefalls ließen sich in der ersten Nacht mit Schlagfallen bekämpfen, weiß Engel aus eigener Erfahrung. Für Mäuse, die nicht in die Fallen hineingehen, bräuchte man aber Gift. Ratten sind im Vergleich zu Mäusen vorsichtiger, Fallen helfen da nicht.

Der sorgsame Umgang mit Nagetiergiften sei aber alles andere als der Normalfall, meint Schädlingsbiologin Eva Scholl aus Nürnberg. Sie nennt zwei Gründe.

– Schädlingsbekämpfer haben bis zu acht Kunden am Tag. Da müsse es schnell gehen. Der Einsatz von Gift ersetze dann eine ausführliche Beratung, die zudem kostenlos und unverbindlich sei. Verdient werde dann über den Biozideinsatz.

– Viele Kunden erwarteten, dass Schädlingsbekämpfer Gift ausbringen. Diese Grundhaltung sei Tradition und werde von Herstellern und Händlern gefördert.

Qualitätssicherung auch für Schädlingsbekämpfer notwendig

Scholl hält zudem eine Qualitätssicherung für notwendig, also laufende unabhängige Kontrollen, wie das in den USA seit Jahrzehnten etabliert sei. Erst kürzlich fand sie hinter dem Bett eines Kleinkindes einen Kontaktstaub gegen Mäuse, ausgebracht von einem Schädlingsbekämpfer. „Das ist unverantwortlich“, beklagt Scholl. Denn der Staub enthielt gefährliche Gerinnungshemmer. Insgesamt sei der Schädlingsbekämpfer achtmal in der Wohnung gewesen. Erst beim letzten Mal habe er Fallen aufgestellt – allerdings ohne Köder.

Zum Schluss gibt Scholl noch einen Tipp. Der beste Zeitpunkt, Schadnager zu bekämpfen, sei der ausgehende Winter. „Die wenigsten Ratten und Mäuse überleben den Winter.“

Ein Beitrag von:

  • Ralph H. Ahrens

    Chefredakteur des UmweltMagazins der VDI Fachmediengruppe. Der promovierte Chemiker arbeitete u.a. beim Freiburger Regionalradio. Er absolvierte eine Weiterbildung zum „Fachjournalisten für Umweltfragen“ und arbeitete bis 2019 freiberuflich für dieverse Printmedien, u.a. VDI nachrichten. Seine Themenschwerpunkte sind Chemikalien-, Industrie- und Klimapolitik auf deutscher, EU- und internationaler Ebene.

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