Schwämme aus Nanozellulose saugen Öl in Sekundenschnelle auf
Leicht, saugstark und wiederverwertbar – mit diesen Eigenschaften punkten Nanozellulose-Schwämme beim Kampf gegen Ölkatastrophen. Sie können das Fünfzigfache ihres Eigengewichts aufsagen. Herstellen lassen sie sich aus Altpapier.
Bei der Wunderwaffe gegen die schwarze Pest handelt es sich um veränderte Nanozellulose. Im Labor funktioniert der neuartige Stoff prächtig: Die Schwämme sind leicht, schwimmen auf der Oberfläche und saugen blitzschnell verschiedene Substanzen wie Motoröl, Silikonöl, Ethanol oder Chloroform auf.
Und davon gleich jede Menge: Sie können bis zum 50-fachen ihres Eigengewichts an Mineralöl oder Motoröl verschlingen. Dann wird der Schwamm aus dem Wasser gezogen und das Öl entfernt. Wieder in alter Form kann er erneut ins ölige Wasser hinein. Produziert werden können die Schwämme in verschiedenen Größen.
Industriepartner lassen auf sich warten
Dieses vielversprechende Saugmaterial haben Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in der Schweiz gemeinsam mit der französischen Universität Bordeaux entwickelt. EMPA-Forscherin Tanja Zimmermann hofft, dass die Nanozellulose-Schwämme bald den Schritt raus dem Labor schaffen. Sie könnten einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, sagte sie in einem Interview mit der Deutschen Welle – beispielsweise bei Ölkatastrophen die Folgen für das Ökosystem mindern.
Eigentlich saugt unbehandelte Nanozellulose auch Wasser auf. Aber Zimmermann und ihren Kollegen ist es in nur einem Verfahrensschritt gelungen, diese Eigenschaft aufzuheben.
Noch fehlen allerdings die Partner aus der Industrie: „Potenzielle Anwender haben wir schon, wir brauchen jetzt nur noch eine Firma, die das Material mit uns zusammen optimiert und produziert“, so Zimmermann. Die Bewährungsprobe im echten Leben nach Ölunfällen bleibt also abzuwarten.
Schwämme lassen sich aus Abfallstoffen herstellen
Das Besondere am Saugmaterial ist, dass es biologisch vollständig abgebaut werden kann. Um Nanozellulose herzustellen, braucht man weder intaktes Holz noch aufwendig gebleichten Zellstoff. „Wir können Abfallstoffe aus der Agrarindustrie verwenden, zum Beispiel Weizen- oder Haferstroh, oder sogar Altpapier“, erklärt Zimmermann. „In der Papier- und Zellstoffindustrie fällt zellulosehaltiger Klärschlamm an, den sie eigentlich wegschmeißen oder aufwendig entsorgen müssten. Wir können ihn aber zu wertvollem Zellulose-Nanomaterial weiterverarbeiten.“
Bisher ist es schwierig, Öllachen nach Katastrophen auf dem Wasser in den Griff zu bekommen. Am umweltfreundlichsten ist es, den schwimmenden Ölfilm aufzusaugen und einzusammeln. Gleichzeitig ist genau das schwierig, denn Barrieren halten nicht bei Wellengang und Saugpumpen sind oft nicht leistungsstark genug.
Wenn eine Pipeline platzt oder ein Tanker kentert, droht daher eine Ölpest, die die gesamte Meeresumwelt schädigt. Wie hartnäckig sich Öl hält, sieht man auch noch 25 Jahre nach dem Unglück der Exon Valdez. Aus dem US-Öltanker liefen 1989 vor Alaska rund 40.000 Tonnen Rohöl ins Meer. Reste davon sind noch heute unter Felsblöcken und Ufergestein zu finden.
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