Schweizer Forscher stellen Umweltsünder Moped an Pranger
Zweiräder mit Zweitaktmotor sind in vielen Städten die Hauptverursacher der Feinstaubbelastung, weil Sprit nur unzureichend verbrannt wird. Das beweist das schweizerische Paul Scherrer Institut (PSI) mit einer eigens entwickelten Smogkammer. Obwohl die ausgestoßenen Schadstoffe ein Gesundheitsrisiko darstellen, will die Europäische Union erst im Jahr 2017 einschreiten.
Als Nachweis reicht eigentlich schon die Nase. Mopeds stinken, ähnlich wie die einst viel befahrenen Straßen im Ostteil von Berlin. Damals waren es die Trabbis mit Zweitaktmotoren, die die Luft verpesteten. Heute sind es Mopeds, die von ebensolchen Aggregaten angetrieben werden.
Ein international zusammengesetztes Forscherteam unter der Leitung des Paul Scherrer Instituts (PSI) im schweizerischen Villigen hat jetzt den Verdacht mit neuartigen Messmethoden untermauert, dass die kleinen Krachschläger trotz geringen Verkehrsanteils die Luft schlimmer verpesten als Autos.
Aromaten werden in Städten zur Gesundheitsgefahr
Trabbis und Mopeds emittieren Stoffe wie organische Aerosole und aromatische Kohlenwasserstoffe – kurz Aromaten. Sie klingen nicht nur gefährlich, sondern sind tatsächlich gesundheitsschädlich, vielleicht sogar Krebs auslösend. Sie werden emittiert, weil die Mopedmotoren Treibstoff nur unzulänglich verbrennen und keinerlei Filter oder Katalysatoren nachgeschaltet sind.
Letztlich erhöhen sie den Feinstaubgehalt in der Luft, für den bisher vor allem Dieselfahrzeuge verantwortlich gemacht werden. Organische Aerosole sind gewissermaßen von Haus aus feinste Partikel. Aromaten sind zwar gasförmig, werden durch chemische Reaktionen mit Bestandteilen der Luft aber ebenfalls zu Feinstaub.
Smogkammer liefert exakte Messergebnisse
Die Wissenschaftler kamen den Umweltsündern mit Hilfe einer am PSI entwickelten Smogkammer auf die Spur, an die die Mopeds angeschlossen wurden. Die Ergebnisse waren erschreckend.
Sowohl im Stillstand als auch während der Fahrt stoßen Zweitaktmotoren Schadstoffmengen aus, die weit über den in Europa und den USA zulässigen Grenzwerten liegen. Professor André Prevot, Leiter der Gruppe Gasphasen- und Aerosolchemie, betont, dass allein das Warten hinter einem Zweitakt-Moped vor einer roten Ampel ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstelle.
Mopeds sind in Asien für 60 Prozent des Feinstaubs verantwortlich
Während weite Teile Europas und Amerikas noch glimpflich davonkommen, ist die Lage in großen asiatischen Städten teilweise katastrophal. In der thailändischen Hauptstadt Bangkok etwa sind Mopeds für 60 Prozent des Feinstaubs verantwortlich, stellten die Wissenschaftler bei Feldtests fest – obwohl sie nur zehn Prozent des Treibstoffs aller Autos verbrauchen. In der chinesischen Stadt Guangzhou sanken die Konzentrationen aromatischer Kohlenwasserstoffe in der Luft nach dem Verbot von Zweitakt-Mopeds im Jahr 2005 um mehr als 80 Prozent.
2017 will die Europäische Union Emissionsgrenzwerte für Mopeds einführen, weil auch südeuropäische Städte zunehmend unter der Luftverschmutzung leiden. Alternativen sind elektrisch betriebene Mopeds und – mit Einschränkungen – solche mit Viertaktmotor. Doch Katalysatoren lassen sich aus Platzgründen kaum integrieren. Stickoxide würden also weiterhin emittiert.
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