Kohlenstoffspeicherung im Meer 30.10.2024, 07:00 Uhr

So schaden Schleppnetzfischer dem Klima

Eine aktuelle Studie des Helmholtz-Zentrums Hereon zeigt, dass die intensive Schleppnetzfischerei in der Nordsee die Kohlenstoffspeicherung im Meeresboden beeinflusst. Die Folge: Es wird vermehrt Kohlenstoff freigesetzt, der als CO2 in die Atmosphäre gelangt und den Klimawandel verstärkt.

Ein Krabbenkutter in der Dämmerung, der seine Schleppnetze ausgeworfen hat.

Fischerei mit Schleppnetzen hat auch Auswirkungen auf den Klimawandel. Forschende fanden heraus, dass dadurch CO2 freigesetzt wird.

Foto: panthermedia.net/Ixi

Die Nordsee ist ein wichtiges Fanggebiet vor allem für Plattfische und Garnelen. Gefischt werden sie mithilfe von Schleppnetzen. Bei dieser Fangmethode lassen Fischkutter die Netze bis tief auf den Meeresboden absinken, um sie dann darüber zu ziehen. Dieses Verfahren hat jedoch weitreichende Auswirkungen auf die Ökosysteme am Grund des Meeres, wie eine aktuelle Studie zeigt. Forschende des Helmholtz-Zentrums Hereon haben in Zusammenarbeit mit Partnern des Projekts APOC herausgefunden, dass die intensive Schleppnetzfischerei die Fähigkeit des Meeresbodens erheblich beeinträchtigt, Kohlenstoff zu speichern. Indem Schleppnetze die Sedimente aufwirbeln, wird vermehrt Kohlenstoff freigesetzt. Dieser gelangt am Ende in Form von Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre und verstärkt den Klimawandel.

Blue Carbon: CO2-Speicherung an Küsten braucht klare Regeln

Für die Studie sammelte das Forschungsteam mehr als 2.300 Sedimentproben aus der Nordsee. Es konnte mit hoher statistischer Sicherheit nachweisen, dass Gebiete mit intensiver Schleppnetzfischerei geringere Mengen an organischem Kohlenstoff in den Sedimenten aufwiesen als Gebiete mit geringer Befischung. Mithilfe von Computersimulationen zeigte Das Team außerdem, dass der Kohlenstoffgehalt im Meeresboden durch kontinuierliche Schleppnetzaktivitäten, die sich über Jahrzehnte erstrecken, stetig abnimmt. Besonders betroffen sind weiche, schlammige Böden, die als effektive Kohlenstoffspeicher fungieren.

Schleppnetzfischerei setzt Millionen Tonnen CO2 frei und beeinflusst das Klima

Die Sedimente am Meeresgrund spielen eine entscheidende Rolle, wenn es um die Bindung von Kohlenstoff geht. Lebewesen, die in und auf dem Meeresboden leben, nehmen den Kohlenstoff nicht nur auf, sondern verlagern ihn durch ihre Aktivitäten wie Wühlen und Graben in andere, vor allem tiefere Bodenschichten. Genau dort kann er über Tausende von Jahren gespeichert werden. Die Schleppnetze zum Fischfang stören jedoch diesen natürlichen Prozess. Der Mechanismus dahinter entsteht vor allem durch das Aufwirbeln der Sedimente: Auf diese Art und Weise gelangt der Kohlenstoff aus den sauerstoffarmen Tiefen ins sauerstoffreichere Wasser. Dort wandeln Mikroorganismen ihn zu CO2 um. Ein Teil dieses CO2 entweicht in die Atmosphäre und verstärkt als Treibhausgas wohl den Klimawandel.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Mitarbeiter:in (w/m/d) strategisches Stoffstrom- und Anlagenmanagement Berliner Stadtreinigung (BSR)
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen AG
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Genehmigungsplaner (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Kiel, Stockelsdorf Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsleiterin / Betriebsleiter (w/m/d) Biogasanlage Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Berlin-Ruhleben Zum Job 
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Ingenieur als Projektleiter Leitungsbau (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Advanced Energy Solutions Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH
Wiesbaden Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung Strom Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) FUNKE Wärmeaustauscher Apparatebau GmbH
Gronau (Leine) Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Bachelor of Science / Bachelor of Engineering / Diplom / FH) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
Braunschweig Zum Job 
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur / Naturwissenschaftler (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz (Master, Diplom Uni) Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
verschiedene Standorte Zum Job 
Thyssengas GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektleiter Leitungsbau (m/w/d) Thyssengas GmbH
Dortmund Zum Job 
Hamburger Hochbahn AG-Firmenlogo
Senior - Projektleiter Elektrotechnik Betriebsanlagen (w/m/d) Hamburger Hochbahn AG
Hamburg Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Prozesssimulation/Verfahrenstechnik Iqony Solutions GmbH
WESSLING Consulting Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Abteilungsleiter Gebäudeschadstoffe (m/w/d) WESSLING Consulting Engineering GmbH & Co. KG
Berlin-Adlershof Zum Job 
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Professur für Modellbildung und Simulation in der Energie- und Gebäudetechnik (W2) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
TenneT-Firmenlogo
Asset Spezialist elektrische Eigenbedarfssysteme HVDC-Anlagen (m/w/d) TenneT
Lehrte, Bayreuth Zum Job 
Forschungszentrum Jülich GmbH-Firmenlogo
Teamleiter:in - Integrierte Ressourcenbewertung (w/m/d) Forschungszentrum Jülich GmbH
Jülich bei Köln Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Key-Account-Manager:in (m/w/d) Iqony Solutions GmbH
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) Industrie VIVAVIS AG
Ettlingen Zum Job 
Birkenstock Productions Sachsen GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur für Versorgungstechnik (TGA) (m/w/d) Birkenstock Productions Sachsen GmbH
Görlitz Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Mitarbeiter:in (w/m/d) strategisches Stoffstrom- und Anlagenmanagement Berliner Stadtreinigung (BSR)
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (gn) für Kanal- und Entwässerungsplanung Stadtwerke Essen AG
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Genehmigungsplaner (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Kiel, Stockelsdorf Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsleiterin / Betriebsleiter (w/m/d) Biogasanlage Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Berlin-Ruhleben Zum Job 

Die Forschenden haben dazu eigene Berechnungen angewandt, demnach die Schleppnetzfischerei in der Nordsee jährlich rund eine Million Tonnen CO2 aus den Sedimenten freisetzt. Rechnet man dies auf die global hoch, schätzen sie den Effekt auf etwa 30 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Diese Schätzung liegt zwar leicht unter früheren globalen Schätzungen, berücksichtigt jedoch erstmals kritische Rückkopplungsschleifen zwischen Schleppnetzfischerei, Partikeldynamik und den tierischen Lebensgemeinschaften am Meeresboden. Das bei Hereon entwickelte numerische Modell bezieht diese dynamischen Wechselwirkungen nun mit ein.

Schlammige Meeresböden besser schützen hat auch Effekte auf den Klimawandel

„Unsere Methoden und Ergebnisse können bei der Optimierung der marinen Raumordnungspolitik eingesetzt werden, um den potenziellen Nutzen einer Begrenzung oder Beendigung der Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten zu ermitteln“, betont Wenyan Zhang, Erstautor der Studie und Geophysiker am Hereon-Institut für Küstensysteme. „Unsere Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit hin, schlammige Lebensräume in Küstenmeeren wie der Nordsee besonders zu schützen.“

Denn bisher würden sich Meeresschutzmaßnahmen häufig auf Gebiete mit harten, sandigen Böden und Riffen beschränken. Zwar sei bei solchen Gebieten eine hohe ökologische Vielfalt zu erkennen, dafür könnten sie jedoch weniger Kohlenstoff speichern.

Forschung im Verbund: Meere schützen und Klimawandel entgegenwirken

APOC steht ins Deutsche übersetzt für „Anthropogene Einflüsse auf den Kreislauf partikulären organischen Kohlenstoffs in der Nordsee“. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Bedeutung feinkörniger Sedimente in der Nordsee, konkret im Hinblick auf ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher. Damit einher geht auch eine Betrachtung, wie dadurch der globale Klimawandel beeinflusst wird.

Zu den Partnern im Verbundprojekt APOC gehören das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Mit den gewonnenen Erkenntnissen hoffen die Forschenden einen Beitrag zu leisten, effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln, mit denen sich die Kohlenstoffspeicherung in Meeresböden erhalten lässt. Denn am Ende sei das ein Beitrag zum Klimaschutz.

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.