So sehr belastet Bitcoin-Mining unsere Umwelt
Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Bitcoin-Mining langfristig den Übergang zu erneuerbaren Energien verlangsamen könnte.
Bitcoin-Mining verschlingt enorme Mengen Energie und erzeugt beträchtliche Mengen Elektroschrott. Trotz der Hoffnung, überschüssige erneuerbare Energie sinnvoll einzusetzen, zeigen Studien, dass Mining langfristig die Energiewende behindern könnte. Es fördert kurzfristige Gewinne, mindert aber Investitionen in notwendige Speicher- und Netztechnologien. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Witten/Herdecke (UW/H).
Inhaltsverzeichnis
Energieverbrauch auf Rekordniveau
Bitcoin, die bekannteste Kryptowährung der Welt, funktioniert ohne zentrale Behörden wie Banken. Doch hinter der vermeintlich dezentralen Technologie steckt ein Prozess, der enorme Energie verschlingt: das sogenannte Mining. Dabei konkurrieren Computer weltweit, um neue Bitcoin-Blöcke zur Blockchain hinzuzufügen. Die Belohnung: neue Bitcoins und aktuell Erträge von rund 52 Millionen US-Dollar – täglich.
Doch die Kehrseite dieses Gewinnspiels ist alarmierend: Der Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks liegt auf dem Niveau ganzer Länder wie Polen. Der jährliche Elektroschrott, der durch spezialisierte Hardware entsteht, ist vergleichbar mit der Müllmenge der Niederlande. Diese Zahlen machen deutlich, dass Bitcoin-Mining weit mehr als ein technisches Phänomen ist – es hat ernsthafte Auswirkungen auf die Umwelt.
Die vermeintliche Rolle erneuerbarer Energien
Befürworter des Bitcoin-Minings argumentieren, dass der hohe Energiebedarf eine Chance sein könnte, erneuerbare Energien auszubauen. Ihre Idee: Überschüssige Energie aus Wind- oder Solaranlagen, die sonst ungenutzt bliebe, könnte in Mining-Prozesse fließen. Betreiber solcher Anlagen könnten so zusätzliche Einnahmen generieren, was Investitionen in grüne Energiequellen ankurbeln könnte.
Doch die Studie der UW/H zeigt, dass diese Hoffnung trügerisch ist. Laut den Forschern Maximilian Gill, Dr. Jona Stinner und Prof. Dr. Marcel Tyrell reduziert der Einsatz überschüssiger erneuerbarer Energie zwar die CO₂-Emissionen des Bitcoin-Systems. Gleichzeitig steigert er aber die Menge des Elektroschrotts erheblich. Grund dafür sind die niedrigeren Energiekosten, die dazu führen, dass immer mehr Mining-Hardware eingesetzt wird.
Die versteckten Risiken für die Energiewende
Die Studie der UW/H-Wissenschaftler zieht ein ernüchterndes Fazit: Bitcoin-Mining könnte langfristig den Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung sogar behindern. Warum? Weil es die wirtschaftlichen Anreize schmälert, in dringend benötigte Speichertechnologien und Stromnetze zu investieren. Diese Infrastruktur ist jedoch essenziell, um die Schwankungen erneuerbarer Energien auszugleichen und fossile Brennstoffe endgültig zu ersetzen.
Maximilian Gill erklärt: „Energieerzeuger können Überschussenergie entweder in die Netzinfrastruktur oder Speichertechnologien investieren – oder sie nutzen sie für Bitcoin-Mining, um kurzfristig Gewinne zu erzielen. Das reduziert den Druck, in nachhaltige Lösungen zu investieren, die langfristig notwendig sind.“
Ein zweischneidiges Schwert
Bitcoin-Mining mag kurzfristig die Nutzung erneuerbarer Energien fördern, doch langfristig steht es den Zielen der Energiewende im Weg. Es steigert die Profite für Miner und Energieerzeuger, senkt aber die Investitionen in Technologien, die wirklich nachhaltig sind. Letztlich ist die Hoffnung, dass Bitcoin-Mining die Energiewende beschleunigen könnte, kaum mehr als eine Illusion.
Die Forscher warnen daher vor übertriebenem Optimismus: „Bitcoin-Mining mag kurzfristig grün erscheinen, doch auf lange Sicht könnte es den Übergang zu erneuerbaren Energien sogar verlangsamen“, so Maximilian Gill.
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