So stark ist der Rhein mit Mikroplastik belastet
Der Rhein gehört zu den weltweit am schlimmsten mit Mikroplastik belasteten Flüssen. Das haben Umweltwissenschaftler der Universität Basel jetzt durch die Entnahme von Wasserproben entlang des Stroms herausgefunden. Am höchsten ist die Belastung in der Rhein-Ruhr-Region.
Die Forscher entnahmen dem Rhein zwischen Basel und Rotterdam auf einer Strecke von rund 820 km an elf Standorten 31 Wasserproben. Keine davon war frei vom Mikroplastik. Im Durchschnitt lag die Konzentration bei 892.777 Partikel, die pro Quadratkilometer an der Oberfläche schwimmen, schildert Forscher Thomas Mani im Gespräch mit Ingenieur.de. Rechnet man das in Partikel pro Kubikmeter um, ergibt das 4960 Partikel pro 1000 Kubikmeter.
Rhein-Ruhr-Region am höchsten belastet
Die geringste Belastung fand sich zwischen Basel und Mainz. Dort fischten die Forscher im Durchschnitt 202.900 Partikel pro Quadratkilometer aus dem Fluss. Bei Bad Honnef, Köln-Porz und Leverkusen lag die Belastung mit 714.053 Partikel pro Quadratkilometer schon deutlich höher.
Die höchste Belastung fanden die Umweltwissenschaften in der Rhein-Ruhr-Region mit 2,3 Millionen Partikel je Quadratkilometer. Die am stärksten belastete Einzelprobe fanden die Schweizer in Rees am Niederrhein, 15 km vor der niederländischen Grenze, in der 3,9 Millionen Plastikpartikel pro Quadratkilometer schwammen.
„Die Konzentration von Mikroplastik im Rhein liegen damit im Bereich der höchsten Konzentrationen der bisher weltweit untersuchten Gewässer“, sagt die Leiterin der Studie, die Biologin Prof. Patricia Holm vom Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel. Zum Vergleich: In den am meisten belasteten Schweizer Seen, dem Genfer See und dem Lago Maggiore, wurden je rund 220.000 Partikel pro Quadratkilometer nachgewiesen.
Täglich über 191 Millionen Plastikteilchen Richtung Nordsee
„Gehen wir von den mittleren Mikroplastik-Konzentration am Tag der Probenahme in Rees aus, trägt der Rhein täglich eine Fracht von mehr als 191 Millionen Plastikteilchen in Richtung Nordsee, und das allein an seiner Oberfläche“, verdeutlicht Holm. „Gewichtsmäßig entspricht das zwar nur etwa 25 bis 30 Kilo pro Tag, doch im Jahr summiert sich das immerhin auf 10 Tonnen. Jedes einzelne dieser vielen Milliarden Plastikteilchen kann von Organismen aufgenommen werden und schädliche Auswirkungen haben.“
In Würmern, Schnecken, Muscheln, Wasserflöhen und Muschelkrebsen ließen sich bereits aufgenommene Mikropartikel nachweisen. Das ist deshalb gefährlich, weil diese Partikel Schadstoffe anreichern können. Dazu gehören auch die äußerst gesundheitsschädlichen oder krebserregenden Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Ihre Konzentration kann in den Plastikkügelchen bis zu 100.000-mal höher als in der Umgebung sein.
Mehr Plastikpartikel als Fischlarven in der Donau
Eine im vergangenen Jahr im Fachjournal „Environmental Pollution“ veröffentlichte Studie ließ aufhorchen: Forscher um Hubert Keckeis von der Universität Wien berichteten darin, dass sie in der Donau mehr Plastikteilchen als Fischlarven fanden. Im Schnitt fanden sie 317 Mikroplastikpartikel und nur 275 Fischlarven je 1000 Kubikmeter Wasser.
Mikroplastik ist extrem langlebig
Mikroplastik sind Plastikteile mit einem Durchmesser von 0,3 bis 5 mm. Diese Mikroplastikteile sind inzwischen in allen Gewässern zu finden. „Sie treten als Zwischenprodukt bei der Kunststoffherstellung sowie als Granulat in Reinigungs- und Pflegeprodukten auf und entstehen bei der Zersetzung größerer Plastikteile in der Umwelt“, erklären die Forscher um Patricia Hoplm. Ein großes Problem mit der immensen Plastikverschmutzung ist die Langlebigkeit dieser Partikel. Experten gehen davon aus, dass es zum Teil mehrere Hundert Jahre dauern kann, bis die Plastikteile wieder aus der Umwelt verschwunden sind.
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