Studie der Universität Stuttgart 24.06.2022, 07:00 Uhr

So teuer müssen Emissionszertifikate sein, um wirklich etwas zu bewirken

Der Emissionshandel soll Druck ausüben. Er ist ein klimapolitischer Hebel, damit der Ausstoß klimaschädlicher Gase sinkt. Aber kann das tatsächlich funktionieren? Wie viel müssen die Zertifikate kosten, damit es sich lohnt, den eigenen CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren? Forschende der Uni Stuttgart haben es herausgefunden.

Schornstein

Das Ziel: 55% weniger CO2-Ausstoß trotz energieintensiver Industriezweige.

Foto: panthermedia.net/veresovich

Die Ziele der Europäischen Union sind klar: Bis zum Jahr 2030 sollen die Treibhausgasemissionen (THG) um 55% abnehmen, Vergleichsjahr ist 1990. Es gibt verschiedene nationale Maßnahmen, um dieser Zahl näher zu kommen. Ein länderübergreifender klimapolitischer Hebel ist der europäische Emissionshandel (European Emission Trading System = EU ETS). Das Prinzip ist Folgendes: Für jede Tonne des Klimagases Kohlendioxid, die in die Atmosphäre gelangt, muss in bestimmten wirtschaftlichen Sektoren ein Verschmutzungsrecht in Form eines Zertifikats gekauft werden.

Das klingt nach einem guten Lenkungsinstrument. Denn der Preis für die Zertifikate schlägt sich über alle Bereiche nieder, bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Der Gedanke, dass Unternehmen Möglichkeiten zu CO2-Reduktionen nutzen würden, um das Geld für die Zertifikate zu sparen, klingt ebenfalls logisch. Aber kann dieser Ansatz funktionieren? Wie teuer müssten die Zertifikate dafür sein? Forschende der Universität Stuttgart haben es untersucht.

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Zertifikate im Emissionshandel werden aktuell viel diskutiert

Das System ist umstritten. Kritiker sagen unter anderem, der Preis für die Zertifikate sei viel zu niedrig und deswegen der Anreiz nicht groß genug, um beispielsweise durch Investitionen in erneuerbare Energien die eigenen CO2-Emissionen zurückzufahren.

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Vor Kurzem hat zudem das Europäische Parlament einen Vorschlag der EU-Kommission zur Ausweitung des Emissionshandels abgelehnt. Er liegt jetzt wieder im Umweltausschuss, wo er überarbeitet werden soll. Denn aktuell betrifft der EU ETS keineswegs alle Sektoren. Ausgerechnet die energieintensiven Bereiche Straßenverkehr und Gebäude sind bislang ausgenommen. Jetzt wird zum einen über eine sogenannte Lastenteilungsverordnung (Effort Sharing Regulation = ESR) zwischen den Sektoren diskutiert. Es könnte also festgelegt werden, welchen Anteil die Sektoren jeweils tragen sollen. Dann stellt sich noch die Frage, ob Zertifikate bei Gebäuden und Verkehr zunächst nur das Gewerbe träfen. Außerdem könnte sich die Höhe der CO2-Preise ändern.

Verschiedene Modellrechnungen für die Zertifikate

Eine Arbeitsgruppe aus dem Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Uni Stuttgart hat gemeinsam mit Forschenden vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mehrere Varianten durchgerechnet: Welche Preise würden benötigt, um die nationalen Klimaziele tatsächlich voranzubringen? Die Studie war Teil des Kopernikus-Projekts Ariadne.

Es ging den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei ihren Modellrechnungen um eine volkswirtschaftliche Sichtweise. Die Ergebnisse: Nach ihren Berechnungen sei eine Erhöhung des EU ETS nicht entscheidend. Interessanter sei der Effekt, wenn der CO2-Preise für Wärme und Verkehr (ETS2) gedeckelt würde.

Preis für Emissionszertifikate müsste deutlich steigen

Die Forschenden haben ermittelt, dass die Zertifikate zwischen 130 und 210 Euro pro Tonne Kohlendioxid im EU ETS und zwischen 175 und 350 Euro pro Tonne für die energiebezogenen ESR-Emissionen liegen müssten, um die Unternehmen stark genug in Richtung Klimaziele zu drücken. Die Modellrechnung geht allerdings von der Annahme aus, dass der Emissionshandel die einzige regulierende Maßnahme sei. Wo genau der Preis landen müsse, hänge vor allem von der Entwicklung diverser Technologien ab. Deswegen sei die Spanne so hoch.

Der aktuelle Preis für Emissionszertifikate im EU ETS liegt bei etwa 85 Euro pro Tonne CO2. Und welchen Effekt hätte es, den ETS2-Preis auf 50 Euro pro Tonne CO2 zu begrenzen, wie es das Europäische Parlament diskutiert? Die Klimaziele würden dann nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in große Ferne rücken. Die Kosten für neue Technologien wären im Vergleich zum Preis für die Zertifikate zu hoch.

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Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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