Solar-Label als nachhaltige Zertifizierung 11.02.2020, 11:21 Uhr

Solarbräu: Deutschlands erstes klimaneutral hergestelltes Bier

Claus Ebeloe, Hamburger Getränke-Urgestein und gelernter Brauer, setzte die Idee eines emissionsfrei gebrauten Biers im Januar 2020 in die Tat um. Hergestellt wird das auf den Namen getaufte Solarbräu in Thalmannsfeld aus regionalen Rohstoffen, wobei auf fossile Energieträger verzichtet wird.

Bierglas Weizen

Bier lässt sich auch ressourcenschonend herstellen.

Foto: panthermedia.net/Marco Hegner

Die im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen beheimatete selbsternannte Umweltbrauerei Felsenbräu wurde bereits 2007 von der TU München-Weihenstephan mit dem Zertifikat „erste Solarbierbrauerei Deutschlands“ ausgezeichnet. Das Hauptkriterium fiel dabei auf die Nutzung regenerativer Energiequellen bei der Produktion wie in diesem Fall auf Hackschnitzel, Solarenergie und Ökostrom aus Wind- und Wasserkraft. Der Begriff Solarbier ist dabei aber nicht nur der Produktname, sondern ebenfalls ein Prädikat, welches mit einem eigenen, geschützten Sonnen-Logo dem Verbraucher die nachhaltige Herstellung zertifizieren soll.

Klimaneutrales Bier: Das Solar-Label im Detail

Das Marken-Label mit dem Solarbier-Schriftzug ist EU-weit geschützt und soll bestätigen, dass damit ausgewiesene Biere klimaneutral, ressourcenschonend und ausschließlich durch die Verwendung erneuerbarer Energien hergestellt wurden. Mit der Brauerei Felsenbräu als Vorreiter, steht das Label jedoch allen Produktionsbetrieben der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, welche sich an diese Kriterien halten, zur Verfügung. Rund 25 kleinere Brauereien stellen in der Bundesrepublik ihre Produkte unter dieser Zertifizierung her. Zudem sind diese damit ebenfalls zum Beitritt in den Umwelt-Pakt-Bayern berechtigt.

Die vom Bayrischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit unterstützte Zertifizierung setzt sich aus mehreren Einzelabnahmen zusammen, welche jeweils von der TU München im 2-Jahre-Rhythmus durchgeführt werden. Dabei wird die Energieeffizienz im gesamten Herstellungsprozess gemessen, welche über dem Durchschnitt vergleichbarer Betriebe liegen muss. Zudem ist beim Energiebezug ein Anteil von über 25 % an regenerativen Quellen für eine erfolgreiche Zertifizierung notwendig – wobei nur die Menge an Solarbier hergestellt werden darf, die dem Anteil des regenerativen Energieeinsatzes entspricht. Daraus soll resultieren, dass die Produktion weitestgehend CO2-neutral abläuft und, Erkenntnissen aus Marktbefragungen zufolge, der Konsum auf umweltschonend gebrautes Bier gelenkt wird.

Ansicht Felsenbräu mit den Solaranlagen und Hackschnitzelheizung
Ansicht Felsenbräu mit den Solaranlagen und Hackschnitzelheizung.

Foto: Felsenbräu

Lagerkeller (Felsenkeller)
Lagerkeller (Felsenkeller).

Foto: Felsenbräu

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98 % regenerative Rohstoffe seit 2007

Die Brauerei Felsenbräu nutzt bereits seit 2007 Energie aus 98 % regenerativen Rohstoffen. Dabei wird die benötigte Wärme bei der Herstellung (wie zum Beispiel im Maische- oder Kochprozess) nicht mehr, wie konventionell, durch Millionen Liter Heizöl erzeugt, sondern durch eine Hackschnitzelheizanlage. Die Gärbottiche werden zum Teil zwar nach wie vor elektrisch – aus Wind- Solar- oder Wasserkraft – gekühlt, jedoch bedient sich die Brauerei hier eines deutschlandweit einzigartigen Konzepts. Im Winter wird über den Felsenkellern auf weitläufigen Holzgerüsten Natureis hergestellt, welches dann im Sommer die Kühlung entlastet. Ein weiterer grüner Aspekt ist die Nutzung von ausrangierten Getränkekästen anderer Hersteller, die mit dem eigenen Label versehen werden und erneut zum Einsatz kommen. Dadurch reduziert sich auch der Kunststoffverbrauch um ein Vielfaches.

Energieintensive Braukunst

Ein Großteil des Energieverbrauchs im Brauprozess fällt auf den großen Wärme- und Kühlbedarf sowohl bei der Würzekochung als auch beim Misch- und Gärvorgang. Das führt dazu, dass die Energiekosten bei der Herstellung von Bier in etwa 10-20 % der Gesamtkosten verursachen. Der Herstellungsprozess lässt sich in vielen Fällen energieeffizient optimieren, sodass zum Beispiel warmes Abwasser für Sterilisierungs- oder Wäschereizwecke genutzt wird, und nicht ungenutzt in die Kanalisation fließt. Per Wärmerückgewinnung oder Solarthermie lässt sich ebenfalls der Energieaufwand für Brauchwassererzeugung oder Heizung senken. Kühlanlagen nutzen, je nach Möglichkeit das Prinzip der Freikühlung, in dem die Kälte der Umwelt direkt in die Lagerkeller geleitet wird oder produzieren in den Wintermonaten Eis für die Kühlung in wärmeren Jahreszeiten.

Keineswegs sind Hopfen und Malz verloren

Deutschland, das Land der Bierkultur und des Reinheitsgebots hat Einiges an Brauereikunst zu bieten. Von Bockbier über Kölsch bis Weizenbier sind so ziemlich alle Biersorten weltweit verbreitet. Doch auch neben bekannten und weniger bekannten Traditionsbrauereien sprießen weitläufig neue Craft Biere aus dem Boden, die häufig auf besondere Alleinstellungsmerkmale wie Umweltzertifizierungen und ökologische Denke setzen, um auch jüngere und alternative Zielgruppen zu erreichen, um mit der Zeit zu gehen. Eines ist ihnen jedoch gemein, die Herstellung verschlingt große Mengen an Energie. Dank optimierter Prozesse, regenerativer Energien und umweltschonender Verfahren lässt sich auch zukünftig Genuss mit Gewissen vereinbaren – Hopfen und Malz, Gott erhalt‘s! Prost!

Testen Sie Ihr Wissen in unserem Bierquiz!

Hier finden Sie die 10 größten Brauereien der Welt.

Ein Beitrag von:

  • Silvia Hühn

    Silvia Hühn ist freie Redakteurin mit technischem Fokus. Sie schreibt unter anderem über die Rekorde dieser Welt und verfasst Ratgeber.

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