Diese Sonnenbrille ist aus Müll
2013 gründete ein 18-jähriger Niederländer das Projekt „Ocean Cleanup“. Sein Ziel: Das viele Plastik aus den Weltmeeren zu entfernen – und wenn möglich, dieses zu recyceln und weiter sinnvoll zu nutzen. Das ist nun gelungen mit der ersten Sonnenbrille, hergestellt aus Kunststoff, der als Müll aus dem Pazifik gefischt wurde.
Im Pazifik, zwischen der Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika und Japan befindet sich das sogenannte „Great Pacific garbage patch“. Gemeint ist ein riesiger Müllteppich, dessen größter Teil hauptsächlich zwischen den Inseln von Hawaii und der Westküste Nordamerikas schwimmt. Forscher vermuten, dass die Fläche des Müllteppichs mindestens dreimal so groß ist wie die Fläche Frankreichs und mindestens 80.000 Tonnen Plastik beinhaltet. Im Jahr 2013 initiierte der Niederländer Boyan Slat das Ocean Cleanup-Projekt. Das Ziel: mit der Gründung als Verein will er die Meere vom Plastikmüll säubern. Die erste Idee entstand bereits 2011, als der Schüler während eines Urlaubs in Griechenland beim Tauchen mehr Plastik als Fische sah. Er entwickelte ein passives System, mit dem sich der Müll, der in den Meeresströmungen treibt, auffangen lässt.
Das System mit Namen Wilson ist ein langer Schlauch, der an der Wasseroberfläche treibt. Daran hängt eine Art Netz, in dem sich die Plastikteile sammeln. Der Clou: Dieser Müllsammler treibt einfach autonom durch das Meer. Er wird nicht von Schiffen gezogen. In regelmäßigen Abständen fahren dann Müllschiffe hinaus und sammeln das Plastik ein. Wieder an Land gelangt der Plastikabfall in ein Recyclingverfahren. Dort wird der Kunststoff sortiert, gewaschen und zu zertifiziertem, hochwertigen Kunststoff verarbeitet. Schließlich ist die Idee einer Kreislaufwirtschaft ebenso fundamental für den Erfinder und Gründer wie die Säuberung der Meere.
Der Müllsammler nimmt im Pazifik wieder seine Arbeit auf
Sonnenbrille, die komplett aus recyceltem Kunststoff besteht
Erstmals stellt Ocean Cleanup nun aus dem recycelten Kunststoff ein eigenes Produkt her: eine Sonnenbrille. Ihr Rahmen besteht aus dem ehemals weggeworfenen Kunststoff, die Gläser bieten vollen UV-Schutz. Ein kleiner QR-Code im Rahmen der Brille verrät die Herkunft. Hierüber kann man den kompletten Weg des Plastiks nachvollziehen und sehen, welchen Beitrag man mit dem Kauf der Brille geleistet hat. Geliefert wird die Brille mit einem besonderen Etui, das ebenfalls komplett aus recyceltem Plastik aus dem Pazifik besteht sowie einem Beutel, der aus recycelten PET-Falschen hergestellt wird. Entworfen hat die Brille der Designer Yves Béhar und in Kooperation mit dem italienischen Brillenhersteller Safilo wird sie produziert. Ocean Cleanup verfolgt damit die Philosophie: „From trash to treasure“ – was so viel bedeutet wie „aus Müll wird etwas Wertvolles“. Der Verein hat den verwendeten Kunststoff vorab von einem Labor untersuchen lassen, ob sich das Material auch sicher für die Produktion von Sonnenbrillen eignet.
Der Verein Ocean Cleanup arbeitet komplett gemeinnützig. Dadurch ist es möglich, 100% des Erlöses wieder in das Projekt zu investieren. Mit anderen Worten: Jeder, der eine Brille kauft, leistet einen Beitrag, die Plastikverschmutzung in den Meeren zu bekämpfen. Die Sonnenbrille kostet 199 US-Dollar (rund 168 Euro) und kann via Internet bestellt werden. Die Macher des Projekts gehen davon aus, dass durch den Erlös einer Brille wieder ein Teil des Pazifiks gesäubert werden kann, der so groß ist wie etwa 24 Fußballfelder. Mit der Menge der produzierten Sonnenbrillen könnten nach Angaben von Ocean Cleanup eine Fläche, die 500.000 Fußballfeldern entspricht, gereinigt werden. Das wären dann umgerechnet knapp 20.900 Brillen, die Ocean Cleanup verkaufen müsste, um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen.
Ein breit aufgestelltes Team unterstützt den Erfinder und Gründer
Zahlreiche Forscher bestätigen: Die Plastikverschmutzung in unseren Weltmeeren gehört zu einem der größten Umweltprobleme der Gegenwart. Und es ist ein globales Problem, das uns alle betrifft. Zwischen fünf und zwölf Millionen Tonnen Plastik gelangen pro Jahr in die Ozeane. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Menge in den nächsten zwei Jahrzehnten vermutlich um das Dreifache ansteigt. Boyan Slat hat deshalb nicht nur Förderer, Geldgeber und Unterstützer an Bord geholt, sondern arbeitet auch eng mit Biologen, Geologen, Ozeanforschern, Meeresbiologen und auf das „International Law of the Sea“ spezialisierten Juristen zusammen.
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