Stadtimkerei: Ein Bienencontainer für den Hamburger Hafen
Auf dem Großmarkt im Hamburger Hafen wollen Aktivisten des Imkernetzwerkes BEEsharing im April einen umgebauten Schiffscontainer als Bienenstand aufbauen. Eine Million Bienen sollen dort bis zum Sommer eine neue Heimat finden.
Um den Bienencontainer umbauen, aufstellen und unterhalten zu können, hat BEEsharing eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die noch bis zum 28. März 2018 um Unterstützer wirbt. Das Kampagnenziel sind 30.000 Euro. Hinter BEEsharing stehen die drei zertifizierten Bestäubungsimker Otmar Trenk, Nils Gerber und Wolfgang Reuter. Mit dem umgebauten Schiffscontainer, der interaktive Wissensmodule und Imkerzubehör zum Anfassen enthält, wollen sie die Bürger der Hansestadt zur Stadtimkerei ermutigen. „Wir können die Bienen nicht auf der ganzen Welt retten, aber in Hamburg damit anfangen“, sagt Otmar Trenk.
Bienenvölker zur Bestäubung anbieten
BEEsharing ist nach Angaben der Gründer das weltweit erste Online-Netzwerk für Imker, Landwirte und Menschen, die sich im Kampf gegen das Bienensterben engagieren. Auf der Online-Plattform können Imker ihre Bienenvölker zur Bestäubung anbieten. 5.800 Bienenvölker stehen aktuell zur Bestäubungsarbeit bereit. Die Plattform sorgt so bundesweit dafür, dass Landwirte und Obstbauern die für eine gute Ernte erforderliche Bestäubungsleistung mit regionalen Bienenvölkern abdecken können.
Vernetzung und Erfahrungsaustausch
„Die positive Resonanz auf unser Online-Netzwerk freut uns sehr. Als Imker wissen wir genau, wie wichtig Vernetzung und Erfahrungsaustausch sind, um die Bienenwirtschaft ökonomisch und ökologisch erfolgreich zu betreiben“, so die BEEsharing-Gründer Otmar Trenk, Wolfgang Reuter und Nils Gerber. „Die aktuelle Diskussion rund um das Bienen- und Insektensterben zeigt erneut, dass Imker und Landwirte aufeinander angewiesen sind.“ In der Tat: Im Winter 2003 auf 2004 traten in Deutschland ungewöhnlich hohe Verluste der Bienenvölker von rund 30 Prozent auf. Darauf wurde das Deutsche Bienenmonitoring-Projekt gestartet, um das rätselhaften Phänomen zu entschlüsseln. Als Hauptursache wurde der Befall mit der Varroamilbe ausgemacht.
Neue Studie zu den Neonicotinoide
Aber auch der Einsatz von Neonicotinoiden als Insektenvernichter in der Landwirtschaft setzt den Bienen zu. Diese werden großflächig auf Felder von Nutzpflanzen gesprüht. Im Nervensystem der Bienen steuern Neonicotinoide die gleichen Mechanismen an wie Nikotin im Gehirn von Menschen. Forschungsergebnisse zeigen, dass das Nervengift genau wie Nikotin als Droge wirkt. Pflanzen, die mit den Neonicotinoiden belastet sind, werden von Bienen daher sogar bevorzugt angesteuert.
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat am 28. Februar 2018 eine neue Studie zu den umstrittenen Neonicotinoiden vorgestellt, die im Verdacht stehen, zum Bienensterben beizutragen. Jetzt sollen diese gefährlichen Pestizide in der Europäischen Union verboten werden. Experten hatten davor gewarnt, dass schon sehr geringe Dosen einiger Wirkstoffe der Substanzen tödlich sein könnten – es reichen vier Milliardstel Gramm pro Biene. Schwächere Dosierungen beeinträchtigen die Tiere in der Navigation und dem Lernen, reduzieren die Fortpflanzungsfähigkeit und unterdrücken das Immunsystem.
Bienendrohne und automatischer Bienenstock
Keine Frage: Es steht nicht gut um die Bienen. Weil das Bienensterben auch die Bestäubungsleistung in den Keller drückt, haben japanische Forscher eine künstliche Biene, eine Bienendrohne gebaut, die die Bestäubung von Lilienblumen übernimmt. Und weil die Honigernte im konventionellen Bienenstock für die Bienen Stress und für die Imker viel Arbeit bedeutet, haben zwei Australier den automatischen Bienenstock entwickelt. Eine Art Melkmaschine für Imker.
Wert der Bestäubungsleistung: 153 Milliarden Euro
Der Wert der Bienen ist nicht hoch genug einzuschätzen. Es ist ja beileibe nicht nur der süße Honig, den sie produzieren. Sondern vor allem ihre Bestäubungsleistung, ohne die fast keine Pflanze auskommt und sich fortpflanzen kann. „Man stelle sich vor, dass auf einmal alle bestäubenden Insekten von der Welt verschwinden würden. Wenn wir aber trotzdem weiterhin die gleiche Menge an Nahrungsmitteln landwirtschaftlich produzieren wollten, müssten wir im Jahr 153 Milliarden Euro investieren, um die Arbeitsleistung der bestäubenden Insekten zu ersetzen“, sagt Bernd Grünewald, Leiter des Bieneninstituts Oberursel bei Frankfurt. Es gibt also gute Gründe, etwas gegen das Bienensterben zu unternehmen. Der Bienencontainer in Hamburg ist da wohl nur ein Anfang.
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