Stuttgart hat die dickste Luft in Deutschland
An zahlreichen Messstationen in Deutschland werden Grenzwerte für die Luftbelastung zeitweise oder dauerhaft überschritten. Das geht aus der Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Kleine Anfrage hervor.
Neckartor klingt gut, ist es aber nicht. An dieser Stuttgarter Messstelle für Feinstaub PM10, das heißt Partikel kleiner als zehn Mikrometer, liegt die Belastung im Jahresdurchschnitt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Das geht gerade noch so als oberster Grenzwert durch. 91 Mal pro Jahr wird allerdings die 50-Milligramm-Marke als zulässiger Tageshöchstwert überschritten. Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2013.
Hohe Werte trotz Umweltzonen
Auch sonst sieht es, trotz Umweltplaketten, die Fahrzeuge mit besonders hohen Emissionen aus speziell ausgewiesenen Umweltzonen verbannen, an zahlreichen Messpunkten auch nicht viel besser aus. Zwar bleibt die Belastung überall deutlich unter dem Jahresgrenzwert. An einzelnen Tagen wird die 50-Mikrogramm-Marke allerdings in vielen Städten überschritten, so in Reutlingen, Gelsenkirchen, Markgröningen, Aachen, Hagen, München, Duisburg, Heilbronn, Dortmund, Köln, Herne, Berlin, Oberhausen, Dresden, Leipzig, Halle an der Saale und im thüringischen Mühlhausen.
Beim noch gefährlicheren Feinstaub PM2,5, der problemlos in die Lunge gelangt, sieht es besser aus. An keiner Messstation wird der Grenzwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten. Mit 23 Mikrogramm kommt Düsseldorf ihm am nächsten. Feinstaub entsteht vor allem in Dieselmotoren, offenen Kaminen und Holzöfen älterer Bauart.
Stickoxide sind das größte Problem
Dramatisch ist die Belastung mit Stickoxiden, für die vor allem Heizungskessel verantwortlich sind. Teilweise wird der zulässige Jahresdurchschnittswert um 100 Prozent überschritten, wie in Stuttgart und München. Selbst vermeintlich heile Welten sind betroffen, so die Schwarzwaldhochstraße bei Freiburg. Hier liegt die Überschreitung bei rund 65 Prozent.
Ätzendes Ozon findet sich vor allem in ländlichen Gebieten. Spitzenreiter ist hier der Fichtelberg. Dort wurde der Grenzwert an 46 Tagen überschritten. Auf der Wasserkuppe sieht es auch nicht viel besser aus, ebenso wenig auf dem Kleinen Feldberg.
Das Schwefeldioxidproblem ist weitgehend gelöst, weil Heizöl und Diesel entschwefelt und Kohlekraftwerke mit Abgasreinigungsanlagen ausgestattet sind. Der Grenzwert von 125 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurde nirgends überschritten. Spitzenreiter ist die Messstation Hamburg-Veddel mit 113 Mikrogramm.
Zu viel Dünger landet im Wasser
Nicht zufriedenstellend ist die Belastung von Fließgewässern und Seen mit Düngemittelrückständen. Regen wäscht sie aus den Feldern aus, vor allem, wenn die Landwirte mehr Dünger verstreuen als der Boden aufnehmen kann.
Die Vorsitzende des Umweltausschusses des Bundestags, Bärbel Höhn (Grüne), warf laut „Welt“ der Bundesregierung vor, die Problematik zu ignorieren. „Erschreckend ist, an wie vielen Messstellen die Grenzwerte überschritten werden“, sagte sie. „In fast jedem Bundesland gibt es kritische Regionen.“
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