Tauben messen Luftverschmutzung in London
Nach einer von der Stadt selbst in Auftrag gegebenen Studie sterben jedes Jahr fast 10.000 Menschen in London an den Folgen der Luftverschmutzung. Auf das ungelöste Problem – und auf ihr eigenes Produkt – will die Firma Plume Labs nun mithilfe von Brieftauben aufmerksam machen.
Sie heißen Coco, Julius und Norbert. Drei Tage lang fliegen die Brieftauben seit Mittwoch über London, ausgerüstet mit einer federleichten Weste, die Hightech in sich birgt. Winzige Sensoren messen den Ozon- und Stickoxidgehalt der Luft. Das sind zwei der schädlichsten Gase in der Londoner Luft. Zwei von denen, die dafür sorgen, dass etwa 9500 Menschen jedes Jahr in der britischen Hauptstadt an den Folgen der Luftverschmutzung sterben, wie eine von der Stadt selbst in Auftrag gegebene Studie im vergangenen Jahr ergab.
Coco, Julius und Norbert haben angeblich immer Netz. Die Daten, die die „Pigeon Air Patrol“ im Vorbeifliegen sammelt, können jedenfalls direkt über Twitter abgerufen werden. Londoner, die wissen wollen, wie die Lage in ihrem Viertel gerade ist, erfahren das so in Echtzeit.
Extreme Belastung auf berühmter Einkaufsmeile
Nach drei Tagen ist das Ganze schon wieder vorbei. Und dass die Vögel Daten liefern, die man auf andere Art und Weise nicht bekommen könnte, sagen die Initiatoren nicht – woraus man wohl schließen darf, dass dem nicht so ist. Die Aktion ist also wohl eher symbolisch. Allerdings lenkt sie die Aufmerksamkeit auf ein Problem, dass London seit Jahren nicht in den Griff bekommt.
Trotz City-Maut, die für fast alle Fahrzeuge in der Stadt erhoben wird, ist der Straßenverkehr enorm. Vor allem die hohe Zahl an dieselgetriebenen Bussen sorgt offenbar dafür, dass die Belastung mit Stickoxiden extrem hoch ist – nach einer Untersuchung ist sie auf Londons berühmtester Einkaufsmeile, der Oxford Street, so hoch wie nirgends sonst auf der Welt.
App im Smartphone meldet Luftqualität
Die Tauben-Aktion hat entsprechende große Resonanz in den lokalen Medien ausgelöst. Für die Firma Plume Labs, die das Konzept zusammen mit einer französischen Marketingagentur entwickelte und Twitter als Partner gewann, ist die Sache damit aber nicht abgeschlossen. Jetzt werden Menschen gesucht, die sich zu Fuß oder per Fahrrad viel in London bewegen und die Beta-Version einer tragbaren Luftmessstation testen wollen.
Diese Testphase soll zum einen Experten am Londoner Imperial College dezentrale Luftdaten liefern, zum anderen aber auch bei der Entwicklung der Plume-Labs-Produkte helfen. Denn das Unternehmen verkauft vor allem eine Wettervorhersage-App für iOS und Android, die Daten zur Luftqualität in 300 Städten in 40 Ländern verarbeitet und dem Nutzer sagen soll, wie er sich aktuell am besten verhält – und ob beispielsweise Joggen gerade eine gute Idee ist.
Auch in Paris ist schlechte Luft ein Thema. Aktuell will Erfinder Alain Thébault mit schwebenden Wasser-Taxis die Luftqualität verbessern.
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