Treibhausgas: Emissionen trotz Lockdown auf Rekordhoch
Im Zuge der Corona-Pandemie hofften viele Experten auf eine Erholung des Klimas. Doch die Weltwetterorganisation (WMO) hat diese Hoffnungen zunichte gemacht. 2020 gibt es einen neuen weltweiten Treibhausgas-Rekord.
Treibhausgase in der Atmosphäre: Alarmierende Zahlen
Die WMO hat ihren jährlichen Treibhausgas-Bulletin veröffentlicht. Darin steht, dass das Ausmaß klimaschädlicher Emissionen wie etwa von Kohlendioxid (CO2) in diesem Jahr zwar zurückgegangen sei. Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre verändere das aber weniger als jedes Jahr übliche natürliche Fluktuationen dies täten, schrieb die WMO. CO2 bleibt über Jahrhunderte in der Atmosphäre.
Sowohl 2019 als auch 2020 ist die CO2-Konzentration weiter gestiegen, so der Bericht. Vergangenes Jahr hat der Wert im globalen Durchschnitt erstmals seit Beginn der Industrialisierung 1750 die Marke von 410 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) überschritten. Damit liegt ein Treibhausgas-Rekord in der Atmosphäre vor. Die Marke von 400 ppm war erst 2015 durchbrochen worden.
CO2-Konzentration der letzten Jahre:
- 2019: 410,5 ppm nach 407,9
- 2018/2017: 405,5 ppm
Wie entsteht CO2?
CO2 ist eine Verbindung, die aus Kohlenstoff und Sauerstoff besteht. 0,04 Prozent unserer Luft besteht aus CO2. Das Gas entsteht etwa durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse sowie im Zuge von Abholzung.
„Die Erde hat zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren eine ähnliche CO2-Konzentration erlebt“, sagt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.
Wie kommen die Forscher darauf? Wissenschaftler können durch Eisbohrungen in uralte Luftblasen und Analysen von Fossilien auf diesen Vorgang schließen. „Damals lag die Temperatur zwei bis drei Grad und der Meeresspiegel 10 bis 20 Meter höher. Aber es lebten nicht 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde“, führt Taalas weiter aus.
Klimaneutral bis 2050
Die Empfehlung ist eindringlich: Um die Erwärmung wie vom Weltklimarat empfohlen bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsse die Welt bis 2050 klimaneutral werden. Bereits in fünf Jahren müsse die Trendwende bei den CO2-Emissionen gelingen. Das heißt konkret: Öl, Gas und Kohle müssten als Energiequelle durch Wind, Wasser und Solarenergie ersetzt werden.
Treibhausgas-Rückgang 2020 nur minimal: „Kurve muss abflachen“
Durch die Corona-Maßnahmen fliegen kaum noch Flugzeuge, es wird insgesamt viel mehr im Homeoffice gearbeitet. Fernreisen sind fast vollständig zum Erliegen gekommen. Dies sind nur ein paar Beispiele der umfassenden Corona-Maßnahmen. Der Emissionsrückgang 2020 sei allerdings nur „eine winzige Delle“ in der nach oben steigenden Kurve, so die Weltwetterorganisation. „Wir müssen die Kurve nachhaltig abflachen“, sagt Taalas und bedient sich an dem Ausdruck, den Epidemiologen im Zusammenhang mit den Coronavirus-Infektionen oft nutzen.
easyJet setzt auf CO2-neutrale Flüge
Inwieweit die Emissionen zurückgegangen seien, stehe noch aus. In Zeiten, in denen mehrere entscheidende Länder gleichzeitig im Corona-Lockdown waren, dürfte der tägliche Ausstoß etwa 17 % unter dem Niveau vor der Pandemie gelegen haben, so die WMO.
Aktuelle Schätzungen gingen von einem Rückgang von 4,2 bis 7,5 % aus. Diese Werte verringern die Konzentration in der Atmosphäre jedoch um Angaben zwischen 0,08 und 0,23 ppm.
Das Treibhausgas-Bulletin hat an mehr als 100 Messstationen Daten erhoben. Gewisse Stationen hätten für dieses Jahr schon höhere Werte registriert als 2019. Mauna Loa auf Hawaii habe zum Beispiel im September 411,29 ppm gemessen, verglichen mit 408,54 im vergangenen Jahr.
Über die Weltorganisation für Meteorologie
Die Weltorganisation für Meteorologie gehört zu den Vereinten Nationen und bildet eine Sonderorganisation. Die WMO hat 193 Mitglieder in Form von Staaten und Territorien. Der Sitz ist Genf, Schweiz.
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