Trinkwasser könnte knapp werden: Studie zeigt Lösungen auf
Ist es notwendig, mit Trinkwasser die Blumen zu gießen oder es für die Toilettenspülung zu verwenden? Eine neue Studie hat am Beispiel Frankfurt am Main gezeigt, dass es andere Möglichkeiten gibt. Die Idee dahinter: Betriebs- oder Brauchwasser als Ergänzung nutzen.
Blicken wir auf die vergangenen Sommer, müssen wir feststellen: Beim Trinkwasser könnte sich bald eine Mangellage entstehen. Es gibt immer längere Trockenzeiten und auch Perioden mit großer Hitze. Die Kombination kann ein komplexes Wasserversorgungssystem in großen Städten besonders dann unter Druck setzen, wenn in diesen trockenen und heißen Phasen der Wasserbedarf extrem steigt.
Trinkwasserqualität in Deutschland „sehr gut“
Expertinnen und Experten des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) haben im Auftrag des Wasserbeschaffungsunternehmens Hessenwasser im Rahmen einer Studie untersucht, welche Möglichkeiten es gibt, Trinkwasser am Beispiel der Metropole Frankfurt am Main durch sogenanntes Betriebswasser zu ersetzen und in welchem Umfang. Was ist Betriebswasser? Zum Beispiel Regen- oder Flusswasser, das gereinigt wurde, aber nicht die Qualität von Trinkwasser hat. Auch gereinigtes Grau- oder Grundwasser, das zum Beispiel beim Bau von Hochhäusern abgepumpt werden muss, zählt dazu. Dieses Wasser lässt sich im Haushalt zu verschiedenen Zwecken problemlos verwenden. Für die Studie „Abschätzung theoretischer Trinkwasser-Substitutionspotenziale in Frankfurt am Main“ untersuchte das ISOE ein Bestands- und ein Neubaugebiet in Frankfurt. Sie beinhaltet zwei Szenarien mit einem zeitlichen Horizont bis 2050.
Damit Trinkwasser nicht knapp wird, könnte 33% ersetzt werden
Die Expertinnen und Experten gingen grundsätzlich von einem Trinkwasserbedarf pro Kopf aus: Täglich 118 Liter seien dies durchschnittlich. Nun wollten sie ermitteln, wie viel von diesen 118 Litern sich durch Brauchwasser ersetzen lässt. „Rein rechnerisch lassen sich mit alternativen Wasserressourcen in Frankfurt am Main 33% des Trinkwassers im häuslichen Bereich ersetzen“, sagt Engelbert Schramm, ISOE-Wasserexperte. „Das sind 39 Liter des durchschnittlichen häuslichen Tagesverbrauchs einer Person in der Stadt.“ Inwiefern das bis zum Jahr 2050 erreichbar ist, ermittelten die Expertinnen und Experten im Rahmen der Szenarien „Trend“ und „Besondere Anstrengung“.
Das Szenario „Besondere Anstrengung“ ergab: Rund 13% des Trinkwassers könne ersetzt werden. Im Jahr kommt man so auf eine Summe von 5,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, die Frankfurt einsparen könnte. Möglicherweise ließe sich das sogar noch auf 6,6 Millionen Kubikmeter erhöhen, sofern weitere Anstrengungen unternommen würden. Damit dies gelinge, müsse die Stadt künftig auf einen Mix aus Main-, Grund-, Grau- und Regenwasser setzen sowie die vorhandenen Infrastrukturen dafür entsprechend vorbereiten und umbauen. Wichtig für die Menschen in Frankfurt: Sie müssten nicht auf Komfort verzichten. Denn ob zum Beispiel in der Toilettenspülung Trink- oder Regenwasser genutzt werden, mache keinen Unterschied.
Nachhaltige neue Strategie könnte verhindern, dass Trinkwasser knapp wird
Im Rahmen des zweiten Szenarios „Trend“ setzten sich die Expertinnen und Experten damit auseinander, was passiert, wenn bis 2050 nur die Nutzung von Betriebswasser umgesetzt wird, die keiner großen Anstrengungen oder Veränderungen bedarf. „Die ersetzbare Trinkwassermenge bleibt im Szenario, das sich am gegenwärtigen Trend orientiert, mit 0,5 Millionen Kubikmetern Wasser sehr gering und bringt deshalb keinen Entlastungseffekt“, erläutert Schramm. Daraus ergibt sich für die Expertinnen und Experten, dass die Stadt Frankfurt mittel- und langfristig nach neuen Wegen suchen muss, um die Trinkwasserversorgung auch in Zukunft sicherzustellen.
Mit der Studie läge der Stadt Frankfurt nun eine Basis vor, um die künftige Strategie bei der Wasserversorgung auf neue Füße zu stellen und dies kommunalpolitisch auch wirksam auszugestalten. „Ein nachhaltiges Wasserversorgungssystem setzt die Betriebswassernutzung als akzeptierten Standard voraus“, sagt Martin Zimmermann, Leiter des Forschungsschwerpunktes Wasserinfrastruktur und Risikoanalysen am ISOE. Seiner Auffassung nach brauche es nicht nur neue Technik, sondern auch eine neue Ordnungs-, Preis- und Anreizpolitik. Es sei auch Aufgabe der Politik, die Menschen in Frankfurt zu informieren und zu sensibilisieren. Dann erreiche eine solch nachhaltige neue Trinkwasserstrategie sicher auch den gewünschten Erfolgreich. Denn die Studie habe gezeigt, dass die Voraussetzungen dafür in Frankfurt auf jeden Fall vorhanden sind.
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