Trockengelegte Moore emittieren jährlich zwei Milliarden Tonnen CO2
Immer mehr Moore auf der Welt werden für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt. Das macht sie zu wahren Klimasündern. Für die Wiedervernässung kämpft Moorfutures mit frei käuflichen CO2-Zertifikaten.
Der freiwillige Kohlenstoffmarkt boomt: Hier erhalten Unternehmen die Chance, die eigene Klimabilanz zu verbessern, indem sie über gekaufte Zertifikate in Umweltschutzprojekte investieren, die einen Gegenpol zu ihrer eigenen CO2-Emission bilden. Seit 2011 ist in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ein ökologisches Wertpapier auf dem Markt, das beim ersten Blick für Erstaunen sorgt: Es unterstützt die sogenannte Wiedervernässung von Mooren in Deutschland und heißt Moorfutures.
Moore emittieren jährlich zwei Milliarden Tonnen CO2
Dass unscheinbare Moore derzeit im Fokus der Klimaschützer stehen, hat einen guten Grund: Denn alle austrocknenden Moore auf dieser Welt emittieren jedes Jahr zwei Milliarden Tonnen CO2 – also dreimal mehr als der internationale Flugverkehr. Zu den Hotspots der Emission zählen Indonesien, die EU, Russland, China und die USA. Und auch Deutschland spielt in dieser Oberliga mit. Hierzulande sind die Moore trotz ihrer relativ geringen Fläche für eine Gesamtemission von 43 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich. Das Erschreckende: Trotz dieser Zahlen gibt es bislang kein Klimaschutzübereinkommen, das zur Vernässung trockengelegter Moore verpflichtet.
Zu Klimasünden werden Moore erst, wenn sie austrocknen
In Moorböden sammeln sich über Jahrtausende Pflanzenreste an, die nicht vollständig abgebaut werden. Diese bilden Torf, ein hervorragender Speicher für das Kohlendioxid, das die Pflanzen während ihres Lebens aus der Luft angenommen haben. So sammeln Moore jedes Jahr etwa 1,5 Tonnen pro Hektar an. Solange sie feucht sind, ist das überhaupt kein Problem. Doch das ändert sich, wenn sie austrocknen, wie es Experten zufolge bei 95 Prozent der deutschen Moore der Fall ist. Denn dann kommt Luft an den CO2-Speicher und Treibhausgas wird frei.
Wiedervernässung reduziert CO2-Emission und fördert Artenvielfalt
Das 49 Hektar große Polder Kieve im Süden der Mecklenburgischen Seenplatte ist das weltweit erste Moor, das Moorfutures im Jahr 2012 durch eine Finanzierung über freiwillige Kohlenstoffzertifikate wiedervernässt hat. In den letzten Jahren hatten es Landwirte mit Hilfe von Schöpfwerken trockengelegt. Durch die Vernässung erwarten die Experten, dass der Boden in den nächsten 50 Jahren rund 14 000 Tonnen CO2 weniger an die Atmosphäre abgibt.
Und der stete Wechsel von offenen Wasserflächen, Moorbiotopen und Feuchtgebüschen hilft auch der Tierwelt. „Intakte Moore sind wichtige Lebensräume für bedrohte Arten“, erklärt Till Backhaus, Landwirtschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern. „Wiedervernässungen von Mooren helfen uns dabei, die Biodiversitätsziele zu erreichen.“ Moorfutures sieht hier einen deutlichen Mehrwert des neuen Wertpapiers. Ein Zerfikat entspricht übrigens einem CO2-Äquivalent von einer Tonne und kostet 35 Euro. Zu den bisherigen Käufern zählen McDonald´s (100 Stück) und die Volkswagen Leasing GmbH (300 Stück).
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