Überschwemmungen gehen ohne Vorsorge künftig noch mehr ins Geld
Wissenschaftler des Washingtoner World Resources Institut warnen davor, dass sich die Schäden durch Überschwemmungen durch Fluss-Hochwässer in den kommenden 15 Jahren verfünffachen können. Investitionen in den Hochwasserschutz lohnen sich, weil so die Schäden begrenzt werden.
Wasser hat keine Balken, sagt ein altes Sprichwort. Wasser dringt in jede Ritze, ein anderes. Regelmäßig erheben sich in der Welt Flüsse aus ihren Betten und überschwemmen Straßen, Städte, ganze Regionen. So wie zuletzt das verheerende Hochwasser in Mitteleuropa im Juni 2013, als langanhaltende Regenfälle viele Flüsse über die Ufer schwappen ließ und in sieben europäischen Ländern zu schweren Überflutungen führte.
Bis 2030 jedes Jahr 466 Milliarden Euro Schaden pro Jahr
Das könnte in Zukunft häufiger vorkommen. Das Washingtoner World Resources Institute (WRI) hat eine Untersuchung vorgestellt, nach der sich die Schäden durch Hochwasser von Flüssen in den nächsten 15 Jahren mehr als verfünffachen können. Laut WRI sind es heute etwa 86 Milliarden Euro pro Jahr an Flutschäden. Bis zum Jahr 2030 müsse mit jährlichen volkswirtschaftlichen Schäden von 466 Milliarden Euro gerechnet werden.
Liste mit 163 Ländern erstellt
Das WRI hat die Entwicklung in 163 Ländern untersucht. Das mit Abstand am stärksten betroffene Land ist Indien. Dort sind jährlich 4,8 Millionen Menschen durch Überflutungen von Flüssen betroffen, gefolgt von Bangladesch mit 3,4 Millionen Flutopfern und China mit 3,2 Millionen betroffenen Menschen. In den ersten 15 Länder auf der Liste des WRI leben mit etwa 16,5 Millionen Menschen rund 80 Prozent aller von Hochwasserereignissen betroffenen Menschen.
Deutschland befindet sich in dieser Liste auf Platz 33. Die WRI-Forscher sehen in Deutschland knapp 80.000 Menschen als vom Hochwasser bedroht an.
Anstieg von 21 Millionen betroffenen Menschen auf 54 Millionen
Die Anzahl der betroffenen Menschen droht nach Einschätzung des WRI drastisch anzusteigen, von derzeit 21 auf etwa 54 Millionen im Jahr 2030. Neben dem Klimawandel, der zu mehr extremen Wetterereignissen führt, sehen die Wissenschaftler sozioökonomische Entwicklungen als die Hauptursache für den Anstieg. Probleme erwarten die Forscher vor allem im dicht besiedelten Ostasien. Von 20 Ländern mit besonders starken Bedrohungen durch Hochwässer liegen zwölf in Ostasien, darunter die ersten sechs.
Seit 1980 viermal soviel schadensrelevante Hochwässer
Der Münchner Rückversicherer Munich Re bestätigt den vom WRI prognostizierten Trend. „Schadensrelevante Hochwasserereignisse haben sich weltweit seit 1980 etwa vervierfacht. Die Schäden sind stark durch steigende Werte in gefährdeten Gebieten getrieben, was insbesondere auf sich schnell entwickelnde Länder etwa in Asien zutrifft“, sagt Professor Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung bei Munich Re.
Nachhaltiger Hochwasserschutz reduziert die Schadenssummen
„Hochwasser gilt als die Naturgefährdung, bei der Vorsorge den größten schadensmindernden Effekt hat. Gerade bei Überschwemmungen muss eine erhöhte Gefährdung nicht zwangsläufig zu höheren Schäden führen“, so Hoppe, der am Beispiel der Mississippi-Flut im Jahr 2011 folgende Rechnung aufmacht: Nach einer verheerenden Flut im Jahre 1927 wurden über die Jahre hinweg 14 Milliarden Dollar in den Hochwasserschutz investiert. Die Flut von 2011 habe Schäden in Höhe von drei Milliarden Dollar verursacht. Ohne die Schutzmaßnahmen wären es nach Schätzungen 237 Milliarden Dollar gewesen.
Wer übrigens ganz sicher sein will, keine nassen Füße durch Überschwemmungen zu bekommen, der sollte seinen Wohnsitz in das Fürstentum Liechtenstein verlegen. Dieses belegt in der WRI-Liste den letzten Platz. Das Washingtoner Institut sieht in Liechtenstein ganze 18 Menschen von einer Flut bedroht.
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