60 °C im Sommer 27.10.2015, 14:43 Uhr

US-Prognose: Hitzekollaps am Golf macht Region unbewohnbar

Noch laufen die Touristen staunend durch die Straßenschluchten von Dubai, liegen an den Stränden des Roten Meeres mit seinen imponierenden Korallenriffen oder pilgern nach Mekka. Doch das geht nach einer US-Studie nicht mehr lange: Die Region am Persischen Golf könnte durch extreme Sommertemperaturen fast unbewohnbar werden.

Auch die Pilgerfahrt nach Mekka wird bei Außentemperaturen von 60 °C kaum noch möglich sein.

Auch die Pilgerfahrt nach Mekka wird bei Außentemperaturen von 60 °C kaum noch möglich sein.

Foto: Ali Haider/dpa

Der aktuelle Kinohit „Der Marsianer“ von Ridley Scott zeigt eindrucksvoll, wie schwer es ist, sich lebensfeindlichen Bedingungen anzupassen, um dort zu überleben. Der rote Planet ist unbewohnbar und verlangt dem Held Mark Watney viel Improvisationstalent ab, bis er aus seiner misslichen Lage gerettet wird.

Ganz ähnlich dürfte es künftig den Menschen am Persischen Golf gehen, wenn die beiden Forscher Jeremy Pal von der Loyola Marymount University in Los Angeles und Elfatih Eltahir vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge recht behalten. Denn diese Region auf der Erde wird unbewohnbar. Es betrifft die Bewohner von Städten wie Dubai, Abu Dhabi und Doha, aber auch die Pilger in Mekka.

Im Sommer über 60 °C heiß

Der Grund: Es wird dort extrem heiß. Die beiden Forscher haben die Temperaturentwicklung in der Golf-Region unter zwei Szenarien simuliert. Einmal bei ungebremsten Ausstoß von Kohlendioxid und einmal bei einem Rückgang der Emissionen, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler jetzt im Fachjournal „Nature Climate Change“ veröffentlicht.

Arbeiten in der Wüste: In der Golf-Region dürften bis zum Ende des Jahrhunderts Tagestemperaturen von 60 °C an der Tagesordnung sein. Der Aufenthalt im Freien ist dann kaum noch möglich.

Arbeiten in der Wüste: In der Golf-Region dürften bis zum Ende des Jahrhunderts Tagestemperaturen von 60 °C an der Tagesordnung sein. Der Aufenthalt im Freien ist dann kaum noch möglich.

Quelle: Michael Reynolds/dpa

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In den Simulationen der Forscher werden im letzten Viertel des Jahrhunderts die Temperaturen im Sommer 60 °C überschreiten. Betroffen von dieser Affenhitze sind vor allem die arabischen Golf-Anrainerstaaten und der Iran. Am Roten Meer liegen die Temperaturen in den Szenarien immer noch bei 55 °C.

Aufenthalt im Freien kaum noch möglich

„Diese extremen Bedingungen haben gravierende Folgen für die Rituale des Hadsch, bei dem muslimische Pilger bei Mekka im Freien vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung beten“, schreiben die Forscher. „Dieses zwangsläufig im Freien abgehaltene Ritual wird wahrscheinlich gefährlich für die Gesundheit, vor allem für die vielen älteren Pilger, wenn der Hadsch im Sommer fällt.“

Die beiden Wissenschaftler konzentrieren sich in ihren Szenarien auf die sogenannte Kühlgrenztemperatur, auch Feuchtkugeltemperatur (tf) genannt. Diese Temperatur ist die tiefste Temperatur, die durch  Verdunstungskühlung erreichbar ist. So eine Kühlgrenztemperatur erreicht man beispielsweise, indem man ein Thermometer in ein nasses Handtuch packt. „Ab dem tf-Schwellenwert von 35 °C würden wahrscheinlich selbst die gesündesten Menschen nicht mehr als sechs Stunden ertragen und eine Hyperthermie erleiden“, glauben die Forscher.

Die Klimakarte der Erde ist rot: An fast allen Orten auf der Erde ist es wärmer geworden.

Die Klimakarte der Erde ist rot: An fast allen Orten auf der Erde ist es wärmer geworden.

Quelle: NOAA

Schon heute nähern sich Regionen am Persischen Golf diesem Wert. An der Küste und auch in küstenfernen Wüstenregionen werden Normaltemperaturen von 50 °C oft überschritten. Die Wissenschaftler erklären diesen Trend damit, dass die Region gewöhnlich wolkenlos ist, das Rote Meer und auch der Persische Golf viel Sonneneinstrahlung aufnehmen, und sich Wärme und Feuchtigkeit in einer sehr schmalen Luftschicht konzentrieren. Dazu gesellt sich noch der Effekt, dass der Persische Golf sich bedingt durch seine sehr flache Wassertiefe von maximal etwa 100 Metern sehr schnell aufheizt.

Klimawandel kostet bis zu 72 Mrd. € pro Jahr

Seit spätestens Ende März des vergangenen Jahres weiß die Weltbevölkerung, dass der Klimawandel kein Hirngespinst oder eine Option auf die Zukunft ist. Da legte der IPPC seinen aktuellen Bericht vor und erklärte den Klimawandel zur Realität. Und der IPPC gab auch eine Kostenschätzung ab: Der Klimawandel kostet die Weltbevölkerung bis zu 72 Mrd. €. pro Jahr.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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