Busch- und Waldbrände 15.01.2020, 09:12 Uhr

Waldbrände in Australien: Warum sich die Gefahr fürs Weltklima in Grenzen hält

Die Feuer verursachen zwar hohe Kohlendioxid-Emissionen. Doch verglichen mit der Gesamtmenge sind sie nahezu vernachlässigbar, sagt der Klimaforscher Mojib Latif. Für Australien selbst sind die Brände dennoch eine ökologische Katastrophe.

Feuer Brand in Natur am Baum

Feuer in Australien.

Foto: panthermedia.net/Moodboard

Die Busch- und Waldbrände in Australien sind die verheerendsten der Geschichte. Befürchtungen, dass sie fatale Folgen für das Klima und das Wetter in aller Welt haben, sind jedoch unbegründet, meint Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Insbesondere glaubt er nicht an die These, dass sich Ruß und Rauch über die ganze Welt verteilen, so der Klimaforscher in einem Interview mit dem Südwestrundfunk. Zwar sei der Rauch sogar im 2000 Kilometer entfernten Neuseeland zu sehen. Doch er steige nicht sonderlich hoch, sodass er in erster Linie ein lokales Problem ist. Anders sei das bei Vulkanausbrüchen, bei denen Material oft mehr als 10 Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert werde. Manchmal sei sogar die darüber liegende Stratosphäre betroffen. Dieser Staub könne sich tatsächlich weltweit verteilen und die Wärmeeinstrahlung auf die Erde reduzieren. Erst nach 2 Jahren sei der Spuk vorbei und die Atmosphäre wieder rein.

Feuer in Regenwäldern bedrohen das Klima stärker

Obwohl bei den Bränden große Mengen an Kohlendioxid freiwerden habe das praktisch keinen Einfluss auf das Klima.

„Man muss ja sehen: Wir entlassen circa 40 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr als Menschheit. Was jetzt in Australien in die Luft kommt ist wirklich ein Bruchteil dessen und deswegen nicht relevant für die Erderwärmung“, so Latif.

Erst recht relativiere sich das, wenn man die australischen Feuer mit den seit Jahrzehnten brennenden Regenwäldern in Südamerika vergleiche. Dort würden ungleich größere Mengen CO2 frei.

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Neue gigantische Kohlenmine in Queensland

Also alles halb so schlimm? Für die Welt außerhalb Australiens schon. Doch der Kontinent selbst trägt schwere Wunden davon, die teilweise selbstverschuldet sind. Australien gehört zu den weltweit größten Exporteuren von Kohle, die einen nicht geringen Anteil an der Klimaänderung hat. Im australischen Bundesstaat Queensland wird derzeit die Adani-Mine gebaut, die pro Jahr 60 Millionen Tonnen Kohle produzieren soll. Das ist 50 % mehr als Deutschland 2019 verbraucht hat.

Gefahr für die überlebenden Tiere

Abgesehen von unermesslichem Leid für viele vom Feuer direkt betroffene Australier trifft es vor allem die Tier- und Pflanzenwelt. Chris Dickman von der University of Sydney schätzt, dass eine halbe Milliarde Tiere in den Flammen direkt oder indirekt verendeten – Frösche und Fledermäuse nicht eingerechnet. Die Gefahr, dass es noch weitaus mehr werden, dass ganze Säugetierarten aussterben, die es nur in Australien gibt, ist sehr groß. Denn die Tiere müssen sich einen weitaus kleineren Lebensraum teilen, weil große Flächen abgebrannt sind.

Auf der Känguru-Insel vor Adelaide ist etwa die Hälfte der dort lebenden 50.000 Koalas umgekommen. Dass der Rest dort überlebt ist für den Fortbestand der putzigen, doch nicht ganz ungefährlichen Tiere äußerst wichtig, denn sie sind die einzigen, die nicht mit Chlamydien infiziert sind, eine auch für Menschen gefährliche bakterielle Erkrankung.

Noch nie gab es so wenig Niederschläge

Dass die Brände in dieser Saison so gewaltig sind wie nie, ist nicht zuletzt der Erderwärmung geschuldet. 2019 war es in Australien so trocken wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

„Der Klimawandel befeuert im wahren Sinne des Wortes solche Buschbrände“, sagt Latif. „Australien ist zwar einiges gewohnt, aber das, was wir jetzt erleben, ist so außergewöhnlich – das hat es noch nicht gegeben.“

Selbst die Eukalyptuswälder sind schwer getroffen, obwohl sie eigentlich gegen Brände gewappnet sind, sie sogar benötigen. Feuer lässt die Samenkapseln aufspringen, eine Voraussetzung zur Vermehrung der Pflanze. Da die niedere Vegetation und Scadinsekten vernichtet werden, haben die Samen gute Chancen zu keimen, denn der Aschenboden ist nährstoffreich. Keimen können die Samen allerdings nur, wenn es nach dem Brand regnet.

Selbst Eukalyptusbäume sterben ab

In den Stämmen der Eukalyptusbäume gibt es versteckte Knospen, die Feuer normalerweise gut überstehen. Sobald die Flammen gelöscht sind entstehen an diesen Stellen schnell wachsende Triebe. Ob es in diesem Jahr auch so ist bezweifeln Fachleute. Die Brände waren so heftig, dass viele Eukalyptusbäume nachhaltig geschädigt sein können.

Fatal ist zudem, dass auch die Gondwana-Regenwälder brennen, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. Normalerweise werden sie verschont. Jetzt sind Pflanzen in Gefahr, vollkommen auszusterben, weil sie nur noch dort vorkommen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis die australische Umwelt regeneriert, vorausgesetzt, es wird nicht so schnell neue Großfeuer geben.

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Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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